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Qualität des Berliner SchulessensReichlich Salz in der Suppe

Beim vegetarischen Essen gibt es Verbesserungsbedarf, legt eine Studie im Auftrag der Bildungsverwaltung nahe.

Kommt den Berliner Schulkindern häufiger auf den Teller: Gemüse Foto: dpa/picture alliance

In den Schulmensen wird zunehmend bio und vegetarisch gegessen. Doch das, was insbesondere an Vegetarischem bei den Kindern mittags auf den Teller kommt, sei häufig zu salzig, es mangele an wichtigen Mineralstoffen wie Eisen und Calcium und oft auch am Einfallsreichtum der Köche. Das ist das Fazit der Zweiten Studie zur Qualität des Berliner Schul­essens im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, die am Montag vorgestellt wurde.

Vor vier Jahren hat Berlin sein Schulessen an den Grundschulen neu organisiert. Ein Festpreis von 3,25 Euro pro Grundschulessen soll verhindern, dass die Caterer sich gegenseitig mit Niedrigpreisen unterbieten und so die Qualität drücken.

Stattdessen bekommen jetzt solche Anbieter den Zuschlag, die bei Testverkostungen in den Schulen punkten und mindestens 15 Prozent bio kochen. Auch ein tägliches vegetarisches Gericht zur Auswahl ist seither Pflicht. Für die Eltern sind die Beiträge zum Schulessen seitdem um 14 Euro auf 37 Euro gestiegen, das Land schießt jährlich rund 20 Millionen Euro (statt bisher 10 Millionen) zu.

„Nun wollten wir feststellen, ob sich nach der Preissteigerung für die Eltern auch etwas zum Positiven verändert hat“, sagte Studienleiterin Bettina Cämmerer von der TU Berlin am Montag. Immerhin: Insgesamt weniger fettig sei das Essen im Vergleich zur ersten Qualitätsstudie, die 2013 zu Beginn der kleinen Berliner Mensa-Revolution den Istzustand an den Grundschulen dokumentieren sollte. Und der Bioanteil im Schulessen liege inzwischen gar bei durchschnittlich 40 Prozent – damit sei Berlin bundesweit spitze.

Schulessen in Berlin

Die zweite Qualitätsstudie zum Schulessen ist nur eine Stichprobenstudie an vier Grundschulen. Die erste Studie 2013 untersuchte zwei Caterer pro Bezirk – vergleichbar sind die Daten also nicht. Anlass für die aktuelle Stichprobe war die Neuausschreibung der Caterer-Verträge durch die bezirklichen Schulämter, die seit 2014 alle drei Jahre erfolgt. Im August dieses Jahres war also Caterer-Wechsel.

60 Prozent der Grundschüler essen in der Mensa. Das Mittagessen an weiterführenden Schulen wird nicht subventioniert, die Akzeptanz ist geringer.

Zu viel Kochsalz

Doch insbesondere bei der vegetarischen Grundversorgung, die seit vier Jahren ebenfalls Pflicht ist, hapere es eben noch, sagt Cämmerer. Zwei Wochen lang hat man an vier Grundschulen, die jeweils von verschiedenen Caterern beliefert werden, Essensproben genommen. Kritisch falle insbesondere der Kochsalzgehalt ins Auge: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, deren Richtlinien die Schulcaterer einhalten sollen, gebe 290 Milligramm als Obergrenze pro Essen vor. „Wir hatten Spitzenwerte von 3,8 Gramm – das ist das Zehnfache“, sagt Cämmerer. Auch seien die Richtwerte für Eisen und Calcium bei den vegetarischen Essen um etwa ein Drittel unterschritten worden.

Für den hohen Kochsalzgehalt machte Lebensmittelchemikerin Cämmerer vor allem Convenience-Produkte wie vorgefertigte Gemüsebratlinge verantwortlich. Zu wenig Milchprodukte und zu wenig Vollkorn seien wiederum für den Mineralstoffmangel verantwortlich. Mehr Fantasie, weniger vorverarbeitete Kost legte Cämmerer den Essensanbietern am Montag nahe.

Ein weiteres Problem, das am Montag ebenfalls zur Sprache kam: Etwa die Hälfte der Caterer mogelten bei den erlaubten Warmhaltezeiten von maximal drei Stunden, rund 80 Prozent hielten Kühlketten nicht ein. Das sagte Petra Hottenroth von der zentralen Qualitätskontrollstelle für das Schulessen, die seit vergangenem Jahr rund die Hälfte der Berliner Schulcaterer kontrolliert hat.

Ein Grund für die langen Warmhaltezeiten sei die zunehmend beengte Situation in den Mensen: Fast überall essen die Kinder inzwischen im „Schichtbetrieb“, „und die Caterer können unmöglich immer frisch anliefern“, sagt Hottenroth.

Bei den 51 Schulneubauten, die Berlin bis 2012 realisieren will, sollen die Mensen großzügiger geplant werden – das will zumindest ein Empfehlungspapier der Facharbeitsgruppe Schulraumqualität, in der unter anderem die Vernetzungsstelle Schulverpflegung bei der Senatsbildungsverwaltung mitwirkt. In der Grundstufe soll künftig von einer Beteiligung von 100 Prozent der SchülerInnen beim Mittagessen ausgegangen werden, die Mensen sollen künftig nicht mit 171 Quadratmetern wie bisher sondern mit 270 Quadratmetern geplant werden.

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1 Kommentar

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  • Ein Grund für die langen Warmhaltezeiten sei die zunehmend beengte Situation in den Mensen: Fast überall essen die Kinder inzwischen im „Schichtbetrieb“, „und die Caterer können unmöglich immer frisch anliefern“, sagt Hottenroth.

     

    Sorry, das stimmt nicht. Es geht schlicht um Geld. Das selbe passiert beispielsweise im Gesundheitssektor, wenn Zulieferer und Dienstleister "sparen" und "kassieren".

     

    Erstens werden Ausschreibungen gemacht und dann bekommt man irgend welche oft privat organisierte Unternehmen, die Gewinnmaximierung und Kostenminimierung betreiben.

     

    Zweitens sollte man mehr gemeinnützige Landeseigene Unternehmen haben, die nicht "wirtschaften" sondern "versorgen" (Kinder mit gesundem Essen). Bei solchen Unternehmen darf man nicht beim Personal sparen, was insbesondere bei privaten der Fall ist.