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Schwer-in-Ordnung-Ausweis

Sozialsenatorin Leonhard reagiert auf Umwidmung von Schwerbehindertenausweis durch Schülerin

„Das zeigt deutlich: Menschen mit Behinderung empfinden sich als Teil dieser Gesellschaft“

Sozialsenatorin Melanie Leonhard

Eine Pinneberger Schülerin mit Down-Syndrom hat den Anstoß gegeben – nun will auch ein behinderter Junge einen „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ haben. Er habe einen entsprechenden Antrag beim Hamburger Versorgungsamt gestellt, berichtete Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Dienstagabend bei NDR 90,3. Die 14-jährige Hannah hatte ihren Schwerbehindertenausweis in einen „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ umgewidmet und dafür vor allem in sozialen Netzwerken viel Zuspruch erhalten.

Sie wolle dem Antrag des Jungen stattgeben, sagte Leonhard dem Radiosender. „Das zeigt deutlich: Menschen mit Behinderung empfinden sich als ganz normale Menschen, als Teil dieser Gesellschaft, und sie haben keine Lust von Dritten immer als eine bestimmte Gruppe klassifiziert zu werden.“ Der offizielle Schwerbehindertenausweis wird der Behörde zufolge aber weiterhin benötigt. Dennoch wolle die Verwaltung unbürokratisch auf die „herzerweichende Geschichte“ reagieren, sagte ein Sprecher. Wie das Begleitdokument gestaltet werden soll, sei noch offen, sagte die Senatorin. Den geänderten Namen werde er auf jeden Fall tragen.

Hannahs Mutter zeigte sich am Mittwoch sehr überrascht, dass auf Regierungsebene zu Hannahs Idee Stellung bezogen wurde. „Sie hat toll etwas auf den Weg gebracht“, freute sie sich. Auch den Vorstoß der Senatorin bezeichnete die Frau als „coole Idee“.

Die Schülerin hatte in der Herbstausgabe des Magazins Kids Aktuell des gemeinnützigen Vereins Kids Hamburg – Kontakt- und Informationszentrum Down-Syndrom – ihren Wunsch kundgetan. Sie finde, dass „Schwerbehindertenausweis“ nicht der richtige Name für ihren Ausweis sei. Stattdessen hat sie vor Augen, wie sie ihr selbst gestaltetes Dokument stolz dem Busfahrer und ihren Eltern zeigt.

Die Familie war von den Reaktionen in Medien und sozialen Netzwerken „völlig überrumpelt“, wie ihre Mutter dem Pinneberger Tageblatt sagte. „Für die Sache ist es aber etwas Gutes.“ Teilnahme und Inklusion seien wichtig. Nach den Worten der Mutter war das Mädchen angesichts der Reaktionen zunächst „total verunsichert“ bevor sich ihre Freude durchsetzte. (dpa)

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