: Viele, viele Seehunde
zähl-Flug
Es wird der letzte Flug für dieses Jahr sein, der am nächsten Donnerstag in Emden startet. Der Auftrag lautet, die Seehunde in der Nordsee zu zählen. Die Zählungen sind Teil eines internationalen Abkommens zum Schutz der Tiere in den Nordsee-Nationalparks in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden. Die Ergebnisse werden im Spätherbst vom gemeinsamen Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven veröffentlicht. 2016 lag die Zahl der Seehunde in den drei Küstenstaaten bei 24.310 Tieren, davon 7.400 in Niedersachsen und 6.600 in Schleswig-Holstein.
Ein leichter Rückgang bei den Zahlen gegenüber 2015 könnte nach Ansicht von Experten ein Hinweis darauf sein, dass die Grenzen des jahrelangen Wachstums bei einigen Beständen erreicht sind. Vor drei Jahren waren etwa 2.000 Seehunde in der Nordsee an einem Influenza-Virus gestorben – ein Phänomen, dass sich alle paar Jahre ereignet und vermutlich eine Folge von Überbevölkerung ist. 1989 und 2002 verendeten bei zwei großen Epidemien etwa 20.000 Seehunde, inzwischen gilt der Bestand aber wieder als erholt und stabil.
14 Zählflüge hat es seit Mitte Juni bereits gegeben. Die Gebiete sind für jede Maschine exakt festgelegt. Sie finden immer in den Sommermonaten statt: Dann sind die jungen Heuler bereits weitgehend selbstständig und bei Niedrigwasser nehmen die Tiere gern Sonnenbäder auf den Sandbänken draußen vor der Küste.
Die Bestände werden von zwei Zählern an Bord im Vorbeiflug in 100 Metern Höhe erfasst. Zusätzlich werden Fotos gemacht und später ausgewertet. An der Verlässlichkeit der Zählung kann es deshalb Zweifel geben, zumal natürlich viele Seehunde unter Wasser sein werden, aber bislang gibt es keine bessere Methode.
Und bei der Gelegenheit werden auch gleich die größten Raubtiere Mitteleuropas gezählt: die Kegelrobben. Bis zu 2,50 Meter lang und 300 Kilo schwer kann ein Bulle werden. Anfang der 1970er-Jahre waren sie in der Nordsee fast ausgestorben, in dieser Saison wurden bereits 5.445 Tiere gesichtet, fast zehn Prozent mehr als 2016. Nationalparks schützen also doch. smv
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