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Zeigt her eure Stuben

Durchsuchung Bundeswehr startet Suche nach Wehrmacht-Devotionalien. Aufarbeitung durch Disziplinarstellen verzögert

BERLIN dpa/afp | Im Kampf gegen rechtsextremistische Umtriebe bei der Bundeswehr ist die Durchsuchung sämtlicher Kasernen in vollem Gange. Das Verteidigungsministerium habe am Dienstag Rückmeldung erhalten, dass die Weisung in allen Dienststellen umgesetzt werde, sagte ein Sprecher. Alle Kasernen werden nach Andenken an die Wehrmacht – etwa Stahlhelme oder Gewehre – durchsucht. Generalinspekteur Volker Wieker hatte die Aktion am Freitag angeordnet. Sie soll bis zum 16. Mai abgeschlossen sein. Hintergrund der Ermittlungen ist der Fall des rechtsextremen Oberleutnants, der unter Terrorverdacht steht. In dessen Kaserne in Illkirch bei Straßburg hatte das Jägerbataillon 291 einen Raum mit gemalten Wehrmachtssoldaten in Heldenposen ausgeschmückt.

Die Aufklärung rechtsextremer Vorfälle und unangemessener Traditionspraktiken in der Bundeswehr stößt einem Bericht zufolge auf personelle Probleme. Bei den Wehrdisziplinaranwaltschaften und Truppendienstgerichten seien viele der vorhandenen Planstellen nicht besetzt, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag. Intern wird demnach von einem Fehlbestand von rund 25 Prozent gesprochen.

Der Bundestags-Wehrbeauftragte hatte in seinem Bericht für das Jahr 2016 beklagt, in Einzelfällen könnten Disziplinarmaßnahmen erst „mehr als zwei Jahre nach Aufnahme der Ermittlungen und vier beziehungsweise fünf Jahre nach den vorgeworfenen Ereignissen“ erfolgen.

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