kommentar: Benno Schirrmeister über Wissenschaft: Die Wahrheitssenatorin
Zum Glück ist das, was Eva Quante-Brandt bezüglich des March for Science verlautbart, nur unbedacht in die Welt posaunt. Denn würde die Wissenschaftssenatorin ernsthaft glauben, Zeichen gegen die Relativierung wissenschaftlicher Ergebnisse setzen zu sollen, müsste sie aus ihrem Amt entfernt werden: Sie könnte dann nur noch, im Sinne des sozialdemokratischen Versorgungssystems, für Kirchenfragen tätig sein, wo es Platz für Dogmatismus gibt. Mit Wissenschaft aber sollte sie sich nicht mehr befassen.
Denn die permanente Relativierung der Erkenntnis, wogegen sie Zeichen setzen will, ist die Bewegung der Wissenschaft selbst: Die Systematisierung des Zweifels an den eigenen Inhalten treibt diese an; und viel spricht dafür, dass die Sehnsucht nach Gewissheit den neuen Erfolg autoritärer Systeme ausmacht, gegen die am Samstag ForscherInnen demonstrieren.
Wer aber, wie Quante-Brandt, behauptet, Entscheidungen wären durch wissenschaftliche Einsicht bestimmt und geleitet, bewegt sich bereits in antidemokratischem Fahrwasser. Denn dann wäre ja der Streit um sie unnötig und die Entscheidung entpolitisiert. Genau dieser Glaube, aus besserer Einsicht als die BürgerInnen zu handeln, lässt sich, dank Hannah Arendt, als das spezifische Merkmal der tyrannis bestimmen: Als Inbegriff autoritären Denkens.
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