Cebit-Eröffnung: Japan ganz analog
Japan lässt sich auf der Cebit als Hightech-Land feiern. Bei Hinrichtungen setzt es aber noch auf ganz traditionelle Grausamkeit
Dass Japans Gesellschaft vor allem für neofaschistische Politik offen ist, hat er wohl vergessen zu sagen. Dank Amnesty International wird am Montag aber wenigstens daran erinnert, dass die Menschen sich dort auch für archaische Techniken begeistern können: Ab 8.30 Uhr werden AktivistInnen mit schwarzen Augebinden am Nordeingang der Messe stehen und darauf hin weisen, dass Japan neben den USA der einzige Industriestaat ist, der die Todesstrafe praktiziert. Verhängt wird sie ohne Rücksicht auf internationale Standards: Selbst Menschen mit geistiger Behinderung, die bei ihren Taten nicht selbstbestimmt waren, wie Matsumoto Kenji, kommen in den Todestrakt. Er hatte 1991, angestiftet von seinem überlegenen Bruder, Menschen beraubt und getötet.
Hingerichtet wird heimlich: Betroffene Familien bekommen die Asche nach Hause. Wenn es keine Angehörigen gibt, kriegt oft niemand etwas mit. Um an offizielle Hinrichtungszahlen zu kommen, müsste man die Regierungscomputer hacken. Amnesty International hat, seit 2012 der die extreme Rechte unterstützende Geschichtsrevisionist Shinzō Abe Premierminister wurde, 17 Fälle gezählt.
Diskretion scheint dabei ein Anliegen zu sein. Möglich, dass die Digitalnation deshalb aufs Erhängen in Hinrichtungskammern zurückgreift, statt schmerzfrei mit Stickstoff oder robotergesteuerten Giftinjektionen zu töten: Der Verbrauch von Gaskartuschen oder Giftampullen ließe Rückschlüsse zu. Das analoge, fehleranfällige und grausame Erhängen hinterlässt Spuren am Hals, aber nicht in der Datenbank – ein Strick verbraucht sich nicht so schnell.
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