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Aufsichtsrat muss nachsitzen

BERFührungskrise: Sondersitzung brachte keine Einigung über die Zukunft von Flughafenchef

Die Führungskrise bei der Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft schwelt weiter. Eine Sondersitzung des Aufsichtsrats über die Zukunft von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld blieb in der Nacht zum Donnerstag ergebnislos. Das Gremium will nun bei einem weiteren Treffen an Montag eine Lösung finden. Hintergrund sind die immer neuen Probleme auf der Baustelle des neuen Hauptstadtflughafens.

Aus den Oppositionsfrak­tionen im Abgeordnetenhaus kam scharfe Kritik an der mangelnden Entscheidungsfähigkeit des Kontrollgremiums. Für CDU-Generalsekretär Stefan Evers ist „vor allem die fatale, immer wiederkehrende Einmischung der Politik das Gift in den Adern der Flughafengesellschaft“. Für die vor Kurzem angekündigte Entlassung des Technikchefs Jörg Marks trage Mühlenfeld die Verantwortung. Der Aufsichtsrat habe sich da nicht einzumischen, sagte Evers am Donnerstag.

Im Aufsichtsrat scheiterte Mühlenfelds Ablösung nach dpa-Informationen am Widerstand Brandenburgs. Der Bund und Berlin wollten Mühlenfeld entlassen, weil er die Beurlaubung von Marks gegen den Willen des Aufsichtsrats getroffen hatte. Es ist jedoch unklar, ob Mühlenfeld dabei gegen Regeln verstoßen hat. Der Bund und Berlin sehen jedenfalls das Vertrauensverhältnis erschüttert.

Nach Informationen aus Aufsichtsratskreisen war auch eine Mehrheit der Arbeitnehmervertreter im dem Gremium zu einem Rauswurf Mühlenfelds bereit. Berlin schlug vor, dass der Flughafenkoordinator der Senatskanzlei, Engelbert Lütke Daldrup, vorübergehend die Geschäfte führt, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden wird. Dies hätten die Vertreter Brandenburgs aber abgelehnt, hieß es. Auch die deutschen Fluggesellschaften hatten vor einem Rauswurf Mühlenfelds gewarnt, weil sie neue Verzögerungen am BER befürchten.

Nach neuen Verzögerungen auf der Baustelle hatte Mühlenfeld in der vergangenen Woche den Bauleiter ausgewechselt. Auf Technikchef Marks folgte der Ex-Bahn-Manager Christoph Bretschneider – obwohl die Flughafeneigner dagegen waren. Nach dpa-Informationen gab es im Aufsichtsrat auch Stimmen für eine Rückkehr von Marks. Er ist formell noch nicht entlassen, sondern zunächst nur freigestellt. (dpa)

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