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Zwei Wochen mit US-Präsident TrumpDarf er jetzt machen, was er will?

Er meint es ernst: Trump ist dabei, die USA in einen autoritären Staat zu verwandeln. Wie groß ist seine Macht wirklich?

Donald Trump, nachdem er mal wieder ein Dekret unterzeichnet hat Foto: ap/Alex Brandon

Die ersten zwei Wochen der Präsidentschaft Donald Trumps haben eines klargestellt: Jede Hoffnung darauf, dass er sich oder seine politischen Vorstellungen ändern würde, wenn er erst einmal im Weißen Haus säße, war unberechtigt. Seine Dekrete wie zuvor schon seine Kabinettsnominierungen zeigen, dass er sehr ernst gemeint hat, was er im Wahlkampf sagte: vom Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko über den Einreisestopp für Muslime, vom Losbrechen von Handelskriegen bis zur Schwächung internationaler Organisationen, von der Abschaffung von Umweltregulierungen bis zur Wiedereinführung der CIA-Folterprogramme.

Gerade am Donnerstag hat Trump als CIA-Vizechefin Gina Haspel nominiert – eine Schlüsselfigur bei den Folterungen in den geheimen CIA-Gefängnissen zu Zeiten George W. Bushs.

Wer sich ihm entgegenstellt, wird entweder öffentlich bloßgestellt wie der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, oder die beiden republikanischen Senatoren John McCain und Lindsay Graham.

Oder er wird entlassen wie die kommissarische Generalstaatsanwältin Sally Yates, die sich weigerte, Trumps Einreiseverbote vor Gericht zu verteidigen. Oder medial ausgegrenzt wie der Sender CNN, der keine Studiogäste aus der Regierung mehr bekommt. Oder auf Twitter beschimpft wie die New York Times und die Washington Post,denen Trump attestiert, sie brächten „Fake News“, seien also unehrlich.

Oder er wird mit Finanzentzug bedroht wie die „Sanctuary Cities“, jene Städte und Landkreise, die sich weigern, papierlose Bewohner zu deportieren. Ähnliches steht vielleicht der Universität von Berkeley bevor, die nach Studentenprotesten den Auftritt des rechts­ex­tre­men Publizisten Milo Yiannopoulos abgesagt hatte. Trump drohte der Universität daraufhin, ihr die Bundesmittel zu entziehen.

Trump exekutiert nach und nach die Pläne seines rechtsradikalen Chefstrategen Stephen Bannon. Der hatte schon vor Jahren, in seiner früheren Tätigkeit als Chef der rechten Medienplattform Breitbart News, erklärt, sein Ziel sei die vollständige Zerstörung des Systems. Bannons Aufstieg ist so, als säße in Deutschland der völkische Publizist Jürgen Elsässer als Staatsminister im Kanzleramt.

Umbau zum autoritären Staat

Die Ambitionen Bannons gehen weit darüber hinaus, eine vier- oder achtjährige Präsidentschaft mitzugestalten. Was die Welt in Echtzeit erlebt, ist der Umbau der Vereinigten Staaten in einen autoritären Staat. Darin steht der Narzisst und Selbst­bereicherer Trump als Alleinherrscher in einem System von Opportunisten, Profiteuren, Duckmäusern und Kaltgestellten an der Spitze, umgeben von ideologischen Einflüsterern.

Die Gewaltenteilung, das System von Checks and Balances, das so lange funktioniert hat, um genau das zu verhindern, steht vor dem Kollaps – weil diejenigen, die Rückgrat zeigen müssten, den eigenen Vorteil über die Verteidigung demokratischer Prinzipien stellen.

Ein demokratisches System der Checks and Balances zerfällt, wenn die Mehrheitspartei bereit ist, alle Konventionen, alle geschriebenen oder ungeschriebenen Regeln über den Haufen zu werfen. Wenn sie die Wertschätzung einer Opposition als wichtigen Bestandteil der Demo­kratie eintauscht gegen ein Weltbild vom Kampf gegen Feinde mit dem Ziel ihrer Zerstörung.

Mit wenigen Ausnahmen haben die Republikaner im Kongress beinahe während des gesamten Wahlkampfs mit Trump gehadert. Jetzt scheinen sie überwältigt von der Chance, die sich ihnen bietet: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten kontrollieren sie beide Kammern des Kongresses und das Weiße Haus. Da kann man auch mal über Trumps Mangel an politischem und menschlichem Anstand, der in der Geschichte aller US-Präsidenten beispiellos ist, hinwegsehen. Und: Solange Trump nicht eindeutig gescheitert ist, scheint es, um eine Chance auf Wiederwahl zu haben, besser, sich mit ihm gut zu stellen.

Wild und inkompetent

Beispiel Senat. Mit dem konservativen Senator Jeff Sessions aus Alabama hat Trump einen Mann als Justizminister nominiert, der in seiner gesamten politischen Vergangenheit dafür stand, Regeln und Anstand zugunsten eines konservativ-reaktionären Kampfs hintanzustellen. Selbst unter seinen konservativen Senatskollegen nahm er oft eine radikale Minderheitsposition ein.

taz.am Wochenende

Bücher leihen und Shoppingmalls meiden: Viele Menschen bekommen nur eine winzige Rente. Kann man so in Würde altern? Könnten 900 Euro Mindestrente etwas daran ändern? Ab wann fühlt man sich arm? Eine Geschichte über Verzicht, in der taz.am wochenende vom 4./5. Februar 2017. Außerdem: In Nicaragua tut sich Unglaubliches. Ein Reisebericht. Und: Ein Gespräch mit der Friedensforscherin Heela Najibullah, Tochter des früheren Präsidenten Afghanistans. Das alles und noch viel mehr – am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

Diese Woche, bei der Abschlussrunde im Justizausschuss des Senats, als es um ­Sessions’ Bestätigung ging, zeigten alle demokratischen Sena­to­r_in­nen sehr detailliert auf, warum Sessions vollkommen ungeeignet ist, als unabhängig agierender Staatsanwalt auch gegenüber der Regierung auf die Einhaltung der Gesetze zu pochen.

Ihre republikanischen Kollegen gingen auf keinen der Punkte ein, erklärten nur einer nach dem anderen, sie würden Sessions schon lange kennen, der sei schon gut. Noch ist Sessions nicht bestätigt, aber so wie es aussieht, wird er wohl durchgehen – wie bislang alle von Trumps Kandidaten, so wild und inkompetent die Nominierten auch waren.

Ergo: Auf die Legislative ist beim „Einhegen“ Trumps nicht zu zählen.

Bleiben die Gerichte, allen voran der Oberste Gerichtshof. Gerade hat Trump seinen Kandidaten benannt: den konservativen Bundesrichter Neil Gorsuch. Die Demokraten werden im Senat einen heftigen Kampf inszenieren, aber am Schluss wird Gorsuch bestätigt werden, falls nicht noch unglaubliche Skandale aus seiner Vergangenheit auftauchen.

Feuchter Traum der Republikaner

In Trumps Amtszeit womöglich bis zu drei konservative Richter in den Supreme Court schicken zu können ist ein feuchter Traum der Repu­blikaner. Damit hätte der Gerichtshof eine solide konservative Mehrheit auf Jahrzehnte hinaus – dass er einem autoritären Durchmarsch ausreichend entgegenträte, ist dann zumindest ungewiss.

Letztlich werden zwei Faktoren darüber entscheiden, ob Trump mit echtem Widerstand zu rechnen hat. Einerseits die Frage, ob er sein Versprechen, in den USA Jobs zu schaffen und alte Industrien zu neuem Leben zu erwecken, einlösen kann. Dafür spricht zwar nichts – aber seine Fähigkeit, jedes Dutzend erhaltener Arbeitsplätze zu Recht oder nicht sofort als großen persönlichen Erfolg zu feiern, könnte zur Wiederwahl reichen, wenn er die Wirtschaft nicht bis 2020 durch seinen Protektionismus vollkommen in den Ruin getrieben hat.

In diesem Fall käme der zweite Faktor ins Spiel: Wenn sich immer mehr große Konzerne – wie bislang Facebook, Starbucks und andere – gegen Trump stellen, wird die Luft dann doch dünn für ihn. Aber das sind Spekulationen, die auf eine noch recht weit entfernte Zukunft abzielen.

Reif für die Übernahme

Kurzfristig bleibt ein Pro­blem: Alle Instanzen und Berufsgruppen, die Trump effektiv etwas entgegensetzen könnten, sind in den Augen von Trump-Wählern, ja sogar einer Mehrheit der US-Amerikaner, überaus unpopulär: Nur 19 Prozent der US-Amerikaner haben ein positives Bild vom Kongress. Den Medien vertrauen laut einer Gallup-Umfrage von September letzten Jahres gerade mal 32 Prozent der US-Bevölkerung.

Anwälte sind schon seit vielen Jahren eine der meistgehassten Berufsgruppen; ihr Ansehen ist ungefähr genauso gut wie das des Kongresses. Und gegen internationale Organisationen, namentlich die UNO, hetzt Trump seit geraumer Zeit so heftig, dass jede Kritik von außen zumindest an seinen treuen Anhängern folgenlos abperlt.

Trump erntet, was Bannon, aber auch die Tea Party oder die Koch-Brüder als Großfinanziers der konservativen Bewegung seit vielen Jahren gesät haben: Es gibt noch die Institutionen, aber es gibt keinen stabilen demokratischen Kern mehr, der die USA zusammenhält. Das System ist reif für die Übernahme.

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20 Kommentare

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  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Was die Welt in Echtzeit erlebt, ist der Umbau der Vereinigten Staaten in einen autoritären Staat. Darin steht der Narzisst und Selbstbereicherer Trump als Alleinherrscher in einem System von Opportunisten, Profiteuren, Duckmäusern und Kaltgestellten an der Spitze, umgeben von ideologischen Einflüsterern.

    Die Gewaltenteilung, das System von Checks and Balances, das so lange funktioniert hat, um genau das zu verhindern, steht vor dem Kollaps – weil diejenigen, die Rückgrat zeigen müssten, den eigenen Vorteil über die Verteidigung demokratischer Prinzipien stellen.

    Ein demokratisches System der Checks and Balances zerfällt, wenn die Mehrheitspartei bereit ist, alle Konventionen, alle geschriebenen oder ungeschriebenen Regeln über den Haufen zu werfen. Wenn sie die Wertschätzung einer Opposition als wichtigen Bestandteil der Demokratie eintauscht gegen ein Weltbild vom Kampf gegen Feinde mit dem Ziel ihrer Zerstörung."

     

    Schwachsinn. So lange man im Rahmen der Verfassung bleibt, darf man die Politik machen und durchsetzen, die einem die demokratisch (!) errungenen Mehrheiten erlauben.

    Trump hat bisher 18 Dekrete erlassen, Obama 277, FDR 3721.

    Herr Pickert etwas ist nicht undemokratisch, nur weil Ihnen die politischen Inhalte nicht gefallen.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      - Jetzt wär noch die Frage, wie lange ist Trump jetzt an der Macht und wie lange war Obamas Zeit und dann das ins Verhältnis setzen zur Anzahl der erlassenen Dekrete.

       

      0,095 am Tag bei Obama, Trump liegt bei 1,38.

      Wobei dann auch noch zu bemerken wäre, dass Obama niemals einen Richter oder politischen Gegner derart scharf attackiert hat wie Trump das tut weshalb Obama auch nicht so scharf kritisiert wurde. Nebenbei: Wer ist eigentlich FDR?

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Und darüber hat sich Trump 2012 selber noch aufgeregt:

      "Why is @BarackObama constantly issuing executive orders that are major power grabs of authority?"

      @realDonaldTrump am 10. Juli 2012 https://twitter.com/realDonaldTrump/status/222739756105207808

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @JoWall:

        "Und darüber hat sich Trump 2012 selber noch aufgeregt"

         

        Ja, aber auch keiner sonst. Jedenfalls nicht von denen, die sich heute, auch hier, aufregen? Was nun? Teilen wir die Verlogenheit 50:50?

  • Schwache Fürsten gedeihen nur im Zirkel ihrer Schmeichler.

     

    Immanuel Kant

    • @Querdenker:

      Dann muss T. aber stark sein. Als Minister hat er sich hauptsächlich Leute gesucht, die es gewohnt sind, Befehle zu geben und ihren Willen durchzusetzen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Da ist was dran - und alle haben ein Ziel.

        Das werden harte Jahre!

  • Als wenn die Demokratie der USA so einfach - wie Trump es uns glauben machen möchte - auszuhebeln wäre! Wäre es wirklich so , warum hat es dann noch niemand vor Trump versucht?

     

    Nein, diese Überzeichnung der präsidialen Macht ist derzeit nur Ausdruck der Fortsetzung eines Wahlkampfes mit allen Mitteln. Trump zeigt wie "toll" er ist und die Gegenseite beschwört den Untergang der Demokratie. Beides stimmt nicht.

     

    Aber wem nützt diese beiderseitige mediale Inszenierungen eigentlich????

  • "Den Medien vertrauen laut einer Gallup-Umfrage von September letzten Jahres gerade mal 32 Prozent der US-Bevölkerung."

     

    Vielleicht denkt man mal darüber nach, warum das so ist. Trump ist nicht vom Himmel gefallen. Er ist das Ergebnis einer Politik, die große Teile der Bevölkerung ignoriert hat. Und "die Medien" waren eifrig damit beschäftigt, die Situation schön zu reden.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Waere erst mal die Frage, was mit 'den Medien' genau gemeint ist. Vor 30 Jahren haben Menschen noch Zeitungen gelesen. Dort ist Platz und Zeit Informationen gut zu präsentieren und zu konsumieren. Heute sind es wohl nur noch Fernsehnachrichten, die versuchen in 30 Sekunden komplexe Zusammenhänge zu vermitteln, was natürlich nicht geht und mit Fox und CNN ist die Qualität auch nicht gerade auf dem Niveau von dem, was renommierte Tageszeitungen mal geboten haben.

  • Extremistisch - statt radikal &

    Yes. That's it!

  • Was ist ein feuchter Traum? Und was hat der mit Politik zu tun?

    • @Heinrich Baum:

      Empfehle - Mein Krampf &

      Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei by

      Dr. Josef Goebbels

      (Warnung - "Guter Redner - lausiger Schreiber" - Hans Mayer!;)

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Oder er wird mit Finanzentzug bedroht wie die „Sanctuary Cities“, jene Städte und Landkreise, die sich weigern, papierlose Bewohner zu deportieren."

     

    Nur so nebenbei, in deutschland gab es mal so etwas wie "Kirchenasyl" der auch ziemlich politisch kritisiert wurde (territoriales Hoheitsrecht des Staates). Jetzt abgesehen von der politischen Einstellung - muss man sich empören, wenn ein Staat sein Gewaltmonopol über Aufentfaltsrecht durchsetzen möchte?

    • @10236 (Profil gelöscht):

      "Nur so nebenbei, in deutschland gab es mal so etwas wie "Kirchenasyl""

       

      Warum gab? Wurde das die letzten Monate abgeschafft? Ich erinner mal an die Gruppe der Geflüchteten aus Lampedusa in Hamburg die in der St. Pauli Kirche unterkamen...

      Kirchen/Religionen sind aus meiner Sicht Mist, aber das war eine solide Sache.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Sorry - politisch abwegig -

      Aber ein schöner Dreckfuhler!

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Wohin es führen kann, wenn man seine "territorialen Hoheitsrechte" schleifen lässt, dazu muss man eigentlich nur die wenigen überlebenden "American Natives" befragen, meinst du nicht?

      • 8G
        80336 (Profil gelöscht)
        @Frankenfyr:

        Sie können gerne die amerikanischen Natives selbst fragen, also die Opfer von Ausrottungsmaßnahmen, Massenmord, Massakern, staatlich organisiertem Diebstahl, und regelmäßigem Vertragsbruch, ob sie diesen Ereignissen deswegen ausgesetzt waren, weil sie ihre territorialen Hoheitsrechte schleifen ließen, oder deswegen, weil sie Gegenstand von Ausrottungsmaßnahmen, Massenmord, Massakern, staatlich organisiertem Diebstahl, und regelmäßigem Vertragsbruch wurden.

        Bei der Beurteilung Ihrer Aussage kann das Urteil "Chuzpe" nur eine Verharmlosung sein.

  • 3G
    33293 (Profil gelöscht)

    ... bliebt nur noch Auswanderung zum Mars oder zu Wolf 1061c.