Svenja Bergt über Greenpeace und Chemie in OutdoorbeKleidung: Erstaunliche blinde Flecke
Sie stecken in Outdoorbekleidung, in Sitzbezügen, in Pizzakartons. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen, die Fortpflanzungsfähigkeit einzuschränken; und obwohl sie seit 50 Jahren hergestellt werden, sind sie nicht wirklich gut erforscht: die per- oder polyfluorierten Chemikalien, kurz PFC. Dass nun der Marktführer im Outdoorbereich auf sie verzichten will, ist eine gute Nachricht. Allerdings: Warum braucht es für so etwas erst einen Umweltverband, der über Jahre eine groß angelegte Kampagne fährt?
Die EU im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen bilden sich schließlich einiges ein auf das Segment des Verbraucherschutzes, das sich mit Produktsicherheit befasst. Der Verbraucher muss sicher sein, dass die neu gekaufte Kommode nicht spontan umkippt (klappt meistens), dass in der Lasagne nicht Pferd statt Rind steckt (klappt, na ja, auch meistens) und die Kinderblockflöte nicht so laut schrillt, dass sie Hörschäden verursachen kann (Produktrückruf läuft noch). Es gibt ein EU-Warnsystem, in dem sich Verbraucher über gefährliche Produkte informieren können. Und wenn irgendwo nicht deklarierte Haselnüsse im Konfekt sind, hängen beim Händler große Warnzettel aus. Es sieht also gut aus, könnte man meinen.
Doch dann gibt es erstaunliche blinden Flecke. In der Gesetzgebung, etwa zu PFC. Oder bei Medizinprodukten wie Prothesen, deren Zulassung hierzulande von deutlich weniger Untersuchungen und Auflagen abhängt als etwa in den USA. Aber auch in der Durchsetzung, etwa bei Elektronikprodukten aus China, die Händler über eine große Onlineplattform auch in Europa anbieten und teilweise nicht einmal grundlegendste Sicherheitsanforderungen erfüllen.
Die schlechte Nachricht: In all diesen Fällen geht es um den Schutz von Gesundheit und Umwelt. Die noch schlechtere Nachricht: Genug Verbände, um gegen all die Probleme wirksame Kampagnen zu starten, wird es wohl nie geben.
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