Kommentar E-Auto-Prämie: Weniger Autos wären besser
Seit ihrer Einführung wurde die E-Auto-Prämie nur etwas über 10.000-mal beantragt. Für den Klimaschutz wären andere Maßnahmen sinnvoller.
D ie Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 mindestens eine Million Elektroautos auf die deutschen Straßen bringen. Erreichen will sie das unter anderem mit der Prämie für E-Autos. Das funktioniert bisher nur mäßig: Bis Ende Januar wurden in Deutschland insgesamt nur 10.835 Anträge auf die Prämie gestellt. Um das Ziel der Bundesregierung noch zu erreichen, müssten es viel schneller mehr E-Autos werden: Aktuell gibt es laut dem Kraftfahrtbundesamt erst 25.502 Elektroautos und 130.365 Hybride.
Der Hauptgrund, warum die Prämie nicht genutzt wird, dürfte der hohe Preis der Elektroautos sein. Auch mit der Prämie von 4.000 Euro sind sie immer noch wesentlich teurer als Autos mit Verbrennungsmotor.
Viel effektiver als eine solche Prämie wäre ein Verbot von Verbrennungsmotoren, wie es bereits die Grünen und auch der Deutsche Bundesrat gefordert haben. Laut deren Plänen sollen ab dem Jahr 2030 keine neuen Benziner und Diesel mehr zugelassen werden. Das sorgt dafür, dass die Autoindustrie sich radikal umstellen muss. Dass sie langfristig keine andere Wahl hat, ist zwar allen klar – aber je früher sie damit anfängt, desto besser kann sie sich darauf einstellen.
Unter Klimaschutzaspekten sind allerdings auch Elektroautos nur sinnvoll, wenn sie mit grünem Strom fahren. Würde man alle Pkws, die heute fahren, durch Elektroautos ersetzen, bräuchte man bei weitem mehr Ökostrom, als wir erzeugen können. Deswegen müssen auch Alternativen zum eigenen Auto konsequent und mit viel Geld gefördert werden. Finanziert werden könnten ÖPNV, Carsharing und vernetzter Verkehr zum Beispiel durch die Abschaffung der Vorteile von Dieselautos – zumindest, solange es sie noch gibt.
Weniger Autos auf der Straße, das hilft auch den Autofahrern. Je mehr Carsharing, desto mehr Parkplätze, und je mehr Menschen mit dem Bus fahren, desto weniger Stau. Dieses Argument gilt es stärker zu betonen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation