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Beschützer deutscher Frauen

Politik Wie rechts sind Rocker-Gangs?

Am Tag des Wahlsiegs von Donald Trump stellte „Hells Angels Media“ einen Clip auf Youtube ein, in dem deutsche Höllenengel auf die Unterstützung ihrer „Brüder“ für den US-amerikanischen Hassprediger und Milliardär hinwiesen. Die Bremer „Django“ und „Timo“ erklären ihren Videozuschauern, der „Dirigismus“ der Obama-Regierung schreibe Menschen vor, wie sie zu leben haben, darauf hätten viele „keinen Bock“ mehr.

Opfer staatlicher Willkür

Ähnlich der Attitüde neonazistischer Hooligans sehen die Rocker sich als Opfer staatlicher Willkür und nutzen dabei gekonnt den Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft. Ihrem Selbstverständnis zufolge sind sie unpolitisch, auch wenn sie sich sogar rechts engagieren. Der Ruf als „Multikulti-Truppe“ macht die Rockergangs erhaben über jeden Verdacht, mit rassistischer Ideologie zu paktieren.

Doch immer mehr gewaltbereite Kuttenträger positionieren sich offen rechts. Seit über einem Jahrzehnt nehmen Clubs wie die Red Devils, Hells Angels oder Gremium Neonazis in ihren Reihen auf. Viele Motorrad-Clubs wie der Bandidos-Ableger Vengator in Anklam oder Gremium in Bremerhaven stellten ihre Clubhäuser bereits für Rechtsrock-Konzerte zur Verfügung. In Bremer Stadtteil Findorff feierten Rotlicht, Rocker und Neonazis 2014 gemeinsam die Hochzeit eines Bandmitglieds in einem Clubhaus. In Wilhelmshaven führte der Präsident eines Gremium-Supporterclubs gar „Wilgida“ an, den dortigen Ableger von Pegida. Er scheute sich auch nicht Ende 2015 mit „Brüdern“ an einer Kundgebung von Neonazis teilzunehmen. In Braunschweig gehörten Rocker zu den Ordnern bei den ersten gewaltbereiten „Bragida“-Veranstaltungen.

Das auferstandene Hells-Angels-Charter West Side ließ sich mit dem stadtbekannten Bremer Rechtspopulisten Fritjof Balz blicken, nun hat er sich in der Hierarchie hochzudienen. Der Versuch des Clubs, den Bunker eines AfD-Beiratsmitglieds in Walle anzumieten, scheiterte nur durch die Intervention der Bremer Polizei, wie der Weser-Kurier diese Woche berichtete. Der Präsident von West Side liked die AfD bei Facebook weiter. Andere Bremer „Brüder“ mögen die Hooliganband Kategorie C, die Standarte oder die Nazi-Kleidung von Ansgar Aryan. Ein Gremium-Supporter aus Lesum begeistert sich sogar für die NPD.

Nach dem Verbot des rechten Wismarer Motorradclubs Schwarze Schar trat dessen Vize-Präsident zu den Hells Angels über. Nebenher besuchte der Tattoostudiobetreiber gemeinsam mit anderen Rockern die in Tumulten und Ausschreitungen gegen Polizisten ausgeartete Demonstration Hooligans gegen Salafisten (HoGeSa) 2014 in Köln. Wenn eine rassistisch motivierte Bürgerbewegung auf die Straße zieht, dann sind unter ihnen auch Rocker, Hooligans und Türsteher, die sich als Beschützer deutscher Frauen und deutscher Ordnung aufspielen. Populismus ist ein Erfolgsmodell, auf das auch die kulturellen Mischszenen am rechten Rand setzen.

Archaische Männlichkeit

Längst müssen die Oberen der Rockerclubs erkennen, dass ihr Integrationskonzept, das Anheuern großer Gruppen junger Migranten, an seine Grenzen gestoßen ist. Längst sind interne Auseinandersetzungen bis hin zur offenen Gewalt die Folge. Rechtsoffene Kampfsportler bieten sich ebenso wie organisierte Kameradschaftsaktivisten als Rekrutierungspotenzial an – die Szenen eint ein archaisches Männlichkeitsbild sowie die Bereitschaft zu Untertänigkeit und Gehorsam.

Andrea Röpke

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