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Keine Opfer für die Mode

Solidarität Durch Druck von unten die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie verbessern? Da macht die taz natürlich mit

Von Donata Kindesperk

Als Fashion Victim, also als Modeopfer, gilt ein Mensch, der sich dem Diktat von Trends folgt und sich deshalb hedonistisch dem Konsum hingibt. Dass die Textilindustrie unterdessen ganz rea­le Opfer fordert, nämlich die in der Produktion Beschäftigten, ist eine traurige Realität. Arbeitsstätten mit krassen baulichen Mängeln, keinerlei gewerkschaftliche Unterstützung der Arbeiter*innen bei gleichzeitiger Ausbeutung durch exorbitante Arbeitszeiten zu miserablen Löhnen. Es gilt, diese mörderischen Arbeitsbedingungen zu beseitigen.

Das junge Berliner Modelabel dna merch will durch Aufbau von Basisgewerkschaften und transparenten Produktionsketten die Umstände verändern – und schöne T-Shirts anbieten. dna merch hat es sich zur Aufgabe gemacht, alternative und demokratische Arbeitsformen zu stärken; sie setzen deshalb auf Zusammenarbeit mit gewerkschaftlich organisierten und genossenschaftlich geführten Betrieben.

Panter, Venus, Mars

Unterstützt werden sie in ihrem Vorhaben, welches sie mit einer großen Crowdfunding-Kampagne umsetzen, von 14 Musikgruppen – und der taz.

In der Modebranche sind intransparente Produktionsketten an der Tagesordnung, die überwiegend weiblichen Beschäftigten und ihr Arbeitsalltag sind unsichtbar gemacht, wenn im Konsumtempel die neue Ware ausgestellt wird. Bei den T-Shirts für die taz ist das anders: „No victims for fashion“, brüllt der Panter vom T-Shirt, mit dem sich die taz an der Kampagne von dna merch beteiligt. Der Kopf des Panters besteht bei näherem Hinsehen aus vielen kleinen Venus- und Mars-Symbolen – sie repräsentieren die Arbeiter*innen, die unsere Kleidung weben, nähen, färben und bedrucken. Das Motiv wurde von der taz-Grafikerin Claudia Pfeiffer entworfen.

Genäht haben die T-Shirts Tea, Sanja, Snježana oder eine der sieben weiteren Kollektivistas. Sie arbeiten bei Humana Nova in Kroatien. 2014 entdeckten die Macher*innen von dna merch den Genossenschaftsbetrieb, nachdem sie zuvor in Nicaragua, Thailand und der Türkei nach Kooperationspartnern für eine faire Produktion gesucht hatten. Seitdem ist eine fruchtbare Zusammen­arbeit entstanden: 17.000 T-Shirts wurden genäht, Humana Nova konnte in neue, bessere Räume umziehen und möchte nun weitere Arbeitsplätze schaffen – Anwärter*innen gibt es viele.

Die Arbeitslosigkeit in Kroa­tien ist mit 12,7 Prozent die dritthöchste in der Europäischen Union, und Humana Nova bietet nicht nur ein Einkommen, sondern Arbeit auf Basis von Respekt und gemeinsamer Zustimmung. Jedes verkaufte T-Shirt wird mit einer Postkarte ausgeliefert, auf der die Näherinnen zu sehen sind: „We made your t-shirt :-)“ steht darauf. Gleich neben der Näherei liegt übrigens auch die Druckerei, die die frisch genähten Shirts bedruckt.

„Wir wollen uns nicht auf der kleinen Fair-Trade-Insel ausruhen“

Die Biobaumwolle, aus der die Kleidung hergestellt wird, stammt aus Indien. Um auch dort eine basisgewerkschaftliche Organisation zu unterstützen, fließt ein Teil der Einnahmen von dna merch zurück ins Produktionsland. Anton, einer der Köpfe des Mode-Start-ups, sagt dazu: „Wir wollen uns nicht auf der kleinen Fair-Trade-Insel ausruhen, sondern Bekleidungsarbeiter*innen in Südasien bei ihren Kämpfen für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen unterstützen.“

taz und Slime vereint

Auf die Rückendeckung für dieses Anliegen durch die Fans der, an der Crowdfunding-Kampagne beteiligten, Musikgruppen (darunter auch die legendäre Punkband Slime), ist sicher genauso Verlass wie auf die taz-Leser*innen. Schon im letzten Jahr ging die Pilotkampagne von dna merch erfolgreich zu Ende, über 20.000 Euro kamen zusammen.

Bis zum 8. Januar 2017 können nun die limitierten Shirts des zweiten Kampagnen-Jahrgangs über die Crowdfunding-Plattform Startnext bestellt werden. Und wer auf der Suche nach einem besonderen Weihnachtsgeschenk ist, findet auf der Kampagnenseite zu jedem T-Shirt eine passende und personalisierbare Geschenkkarte zum Selbstausdrucken. Denn ein bisschen Geduld ist nötig, bis das Kleidungsstück ankommt – Tea, Sanja und ihre Kolleginnen von der Humana-Nova-Genossenschaft müssen das T-Shirt erst noch nähen.

Das Richtige tun beim Konsum: www.taz.de/pantershirt

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