piwik no script img

heute in Bremen„Antirassistische Fanszene“

Fußball Der Verein „Fan-Projekt Bremen“ informiert über Antiziganismus in Fankulturen

Thomas Hafke

53, ist Diplom-Sozialwissenschaftler und zuständig für Antidiskriminierungsarbeit beim Fan-Projekt Bremen.

taz: Herr Hafke, was hat Antiziganismus mit Fußball zu tun?

Thomas Hafke: Von Antiziganismus – also einer generellen Feindschaft gegenüber Sinti und Roma – sind auch Fußballfans betroffen.

Haben Sie ein Beispiel?

Es kommt vor, dass manche Fußballfans als Gruppe „Zick Zack Zigeunerpack“ oder ähnliche Sprüche rufen. Ein anderes Beispiel ist die Beleidigung „Du Zigeuner“, die aber eher zum alltäglichen Rassismus gehört.

Wie sieht es mit der Werder-Fanszene aus?

Auch dort gibt es rassistische und antiziganistische Äußerungen. Aber nicht in der Fankurve, sondern eher in Bus und Bahn auf dem Weg ins Stadion.

Aber auch in der Ostkurve sind immer wieder solche Äußerungen zu hören.

Das sind dann aber Einzelpersonen. Dass eine größere Gruppe von Menschen antiziganistische oder rassistische Sprüche skandiert, habe ich dort schon lange nicht mehr erlebt.

Was kann dagegen getan werden?

Antiziganismus wird im Fußball, anders als zum Beispiel Antisemitismus, kaum thematisiert. Wir wollen das ändern. Die Fans sollen darüber diskutieren und nachdenken. Nur so können sie ihr Verhalten reflektieren und ihr Selbstverständnis ändern. Mir ist wichtig, dass jeder Werder-Fan, egal ob in der Ostkurve oder mit Bus oder Bahn unterwegs, solche Äußerungen ablehnt und sich dagegen stellt, wenn er sie wahrnimmt.

Wie steht Werders Fanszene dazu?

Ich denke, dass die im Großen und Ganzen für dieses Vorhaben gewonnen werden kann. Und das liegt an der positiven Entwicklung in den letzten Jahren.

Wie meinen Sie das?

Wir haben mittlerweile jede Menge antirassistische Fanclubs und Ultragruppen. Seither beschäftigt sich die Fanszene deutlich stärker mit Antisemitismus und Rassismus. Entsprechende Äußerungen kommen zwar immer noch vor, aber sehr viel seltener, als das vorher der Fall war.

Interview: Lukas Thöle

19 Uhr, OstKurvenSaal, Weserstadion

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen