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Freie Szene bald weniger arm

kultur Nachdem 2016 nur ein Sechstel der für Projekte der Freien Szene benötigten Mittel bewilligt wurde, gehen 2017 bloß zwei Drittel leer aus

694.320 Euro hat die Deputation bewilligt. Beantragt wurden: Zwei Millionen

Im Jahr 2017 ist die Unterfinanzierung der Freien Kulturszene etwas weniger ausgeprägt als 2016. Das geht aus den Beschlüssen der Kulturdeputation hervor: Die bewilligte 694.320 Euro Projektmittel fürs kommende Jahr – vorbehaltlich der erwartbaren Zustimmung durch den Haushalts- und Finanzausschuss. Die angemeldeten Bedarfe liegen bei 2 Millionen Euro. Im Jahr 2016 lag die Deckungslücke noch deutlich höher: Nur ein Sechstel der Projekte waren bedarfsgerecht ausgestattet worden, statt beantragter 1,6 Millionen flossen nur 266.470 Euro.

Möglich wurde die Erhöhung durch einen „Solidarpakt“: Bremens Kulturinstitutionen geben Geld und Dienstleistungen, Know-how, Proberäume, Arbeitsmöglichkeiten oder auch Fortbildungsmaßnahmen, um die künstlerische Lebendigkeit der freien Szene zu erhalten. Der Kulturbehörde fehlen dafür die finanziellen Mittel.

Der Ärger war groß, als erst kurz vor der Sommerpause dieses Jahres der Haushalt 2016 beschlossen werden konnte. Auch die Kulturbehörde wusste erst dann, mit wie vielen Euro sie die freie Szene unterstützen kann – bei Projekten, die in diesem Jahr stattfinden sollten. Grund für die Verzögerung: Zum Spar­zwang des Haushaltsnotlagelandes kamen steigende Kosten für innere Sicherheit sowie die Aufnahme und Integration von Geflüchteten. Gekürzt werden kann an den freiwilligen, nicht einklagbaren Förderungen – also im Kulturbereich: „Wir hätten über die chronische Unterfinanzierung der Bremer Kultur klagen können, aber dafür keinen Cent mehr bekommen“, ließ Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz wissen. Und initiierte den Solidarpakt. Ein bundesweit wohl einmaliger Vorgang: Aufgaben der Kulturpolitik von Kulturträgern mitfinanzieren zu lassen. Aber besser so, als dass gar nichts geschieht – in diesem Sinne reagierte die Bremer Szene.

Solidarität ist cool, da machen fast alle gern mit. Ganz wichtig: Das Theater Bremen als Hauptsubventionsempfänger ist dabei. In der Saison 2015/16 erwirtschaftete es laut Deputationsvorlage einen Überschuss von fast einer Million Euro und konnte trotz Schuldentilgung 300.000 Euro in den Projektmitteltopf für die Freie Szene dazu geben. Das Focke-Museum ist mit 6.000 Euro dabei, die Stadtbibliothek mit 16.000 Euro – und die Freie Szene selbst verzichtet auf einen zugesagten Inflationsausgleich von 67.000 Euro. Hinzu kommen 306.470 Euro aus Haushaltsmitteln und Bundeszuschüssen. Zudem werden noch 119.000 Euro der „Start Jugend Kunst Stiftung Bremen“ vergeben.

Der Verein Freie Darstellende Künste hatte nach der Mittelvergabe für 2016 kritisiert, dass im Bereich Theater nur eine Produktion gefördert worden sei. Stattdessen habe man Spielstätten und Proberäume finanziert und zudem sogar Gastspielfördertöpfe aufgefüllt. Das sei „grotesk“. Denn ohne Produktionsförderung gebe es nichts, was auf Gastspielreise gehen kann.

Emigholz betont, erst einmal versucht zu haben, Strukturen für Kunstproduktion und -vertrieb zu erhalten und aufzubauen – um jetzt, dank Solidarpakt, auch die Künstler in die Lage zu versetzen, das zu nutzen. Drei Jurys wählten 204 Anträge für 2017 zur Bewilligung aus. Eine der höchsten Fördersummen, 35.000 Euro, geht an die Schaulust, die sich zu einer zentralen Anlaufstelle für die freie Theaterszene entwickeln soll. Kritisiert wurde in der Deputation, dass der Solidarpakt nur eine Notlösung darstelle. Benötigt werde jedoch eine zukunftsträchtige verlässliche Förderung der Freien Szene. Man sei jedoch „derzeit darauf angewiesen“, so Emigholz. Deshalb sei geplant, „das Prinzip bis zum Ende der Bremer Sanierungsphase 2019 fortzusetzen“. FIS

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