: Zwinger ohne Zukunft: Senat und Museum wollen ihn nicht
Bär Bärenzwinger seit einem Jahr verwaist. Was damit geschehen soll, ist weiter ungewiss
Um das geklinkerte Gebäude ranken sich Kletterpflanzen, die zwei angrenzenden Freiflächen sind von Büschen überwuchert, ein alter Futterkorb schaukelt an einer Kette unter einem der Bäume: Ein Jahr nach dem Tod von Stadtbärin Schnute – Berlins letztem lebenden Wappentier –, ist noch immer ungewiss, was mit ihrem Zuhause, dem ehemaligen Zwinger am Köllnischen Park passieren soll.
Immobileninvestoren würden liebend gern sofort zuschlagen: Das rund 800 Quadratmeter große Grundstück liegt in bester Stadtlage in Mitte. Doch das will die Verwaltung verhindern: „Das Gelände soll möglichst nicht bebaut werden“, sagt Umwelt- und Kulturstadträtin Sabine Weißler. Denn jede Fläche, die die Luftqualität im Bezirk verbessere, müsse erhalten bleiben. Außerdem bräuchte man keine weiteren Cafés oder Bars in der Gegend, so die Grünen-Politikerin.
Zweckbau ohne Zweck
Was soll stattdessen mit dem Gelände geschehen? Auf der Suche nach Interessenten hat die Verwaltung bereits beim benachbarten Märkischen Museum und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angeklopft. Doch beide haben dankend abgelehnt. „Es ist eine unglückliche Immobilie“, gibt Weißler über den Zwinger zu bedenken: „Es ist ein Zweckbau für einen Zweck, den es nicht mehr gibt.“ Und selbst für die Bären sei der Zwinger ungeeignet gewesen.
Die ersten Bewohner des Zwingers waren Urs und Vreni, Geschenke der Stadt Bern zur damaligen 700-Jahr-Feier Berlins – das war 1937. Seitdem lebten 55 Bären in dem Zwinger.
Die letzte Berliner Stadtbärin war Schnute: Im Oktober vergangenen Jahres wurde sie im betagten Alter von 34 Jahren eingeschläfert. Schnute hatte da schon ihre Tochter Maxi verloren, litt an Arthrose und Herzinsuffizienz. Seitdem steht der Zwinger leer. Nicht zuletzt wegen der Proteste der Tierschützer ist eines sicher: Für die Tierhaltung wird der Zwinger sicher nicht mehr genutzt.
Lara Janssen
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