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heute in Bremen„Ergebnisse sofort sichtbar“

DISKUSSION Friedrich-Ebert-Stiftung spricht über politisches Engagement in der jungen Generation

Stefanie Hanke

47, ist Soziologin und leitet das Forum Jugend und Politik der Friedrich-Ebert-Stiftung.

taz: Frau Hanke, sind Jugendliche politikverdrossen?

Stefanie Hanke: Nach unserer Studie vertrauen junge Menschen in die Demokratie und gehen laut eigener Aussage auch wählen. Allerdings glauben die 14- bis 29-Jährigen nicht daran, dass Politiker die aktuellen politischen Probleme lösen können. Weiterhin gelten die Parteien als unattraktiv und viele können sich dort kein Engagement vorstellen.

Warum werden Parteien gemieden?

Junge Menschen geben oft an, dass sie keine Lust auf Parteien haben. Das ist allerdings sehr unspezifisch. Viele Jugendliche wissen nicht, wie sie sich einbringen können. Sie kritisieren gleichzeitig, dass sie von den Parteien nur selten einbezogen werden. Weiterhin sind die jeweiligen Parteirepräsentanten vor Ort häufig unbekannt.

Also sterben Parteien aus?

Sie verlieren zumindest ihre Stellung als Massenpartei. Dadurch fallen viele Funktionen weg. Parteien werden derzeit vor allem zur Rekrutierung politischen Personals genutzt und stehen damit vor einem Funktionswandel.

Wie sind Parteien zu retten?

Jugendliche wünschen sich vor allem, mehr mitbestimmen zu können. Und das möchten sie auch ohne eine Mitgliedschaft tun können. Quoten werden von den jungen Menschen eher abgelehnt.

Welche Alternativen werden genutzt?

Petitionen und ein kritisches Konsumverhalten stehen bei den Alternativen ganz oben. Allerdings sind diese Aktivitäten auch eher mit einem niedrigen Aufwand verbunden. Beliebt sind ebenfalls die Teilnahme an Demonstrationen oder das Engagement in einer Bürgerinitiative. Der Online-Protest ist hingegen eher im mittleren Bereich der Beliebtheit angesiedelt. Das widerspricht dem, was man häufig mit der jungen Generation verbindet. Immerhin bewegt sie sich viel im Netz.

Und warum werden diese Beteiligungsformen genutzt?

Die Selbstwirksamkeit dieser Alternativen steht im Vordergrund. Das heißt, dass die jungen Menschen Veränderungen selbstständig realisieren wollen. Sie wollen einen Unterschied machen und die Ergebnisse sollen sofort sichtbar sein.

Interview: Lukas Thöle

Diskussion: 18 Uhr, Kaminsaal im Rathaus

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