Konsum Der taz Shop bietet Safran aus Afghanistan, importiert vom sozialen Start-up Conflictfood: Zwei Kilo Zukunft
von Nicola Schwarzmaier
Für Menschen in der westlichen Welt scheint es schwer vorstellbar, dass in Afghanistan Alltagsleben möglich ist. Fast täglich erreichen uns Schreckensmeldungen über Terror und Leid aus dem Land. In Afghanistan scheint es, entgegen vielen Beteuerungen der Nato-Kräfte, keine Hoffnung zu geben.
Trotzdem muss die Zivilbevölkerung überleben, müssen die Menschen versuchen, Handel zu treiben und ihre Familien zu ernähren. Zur Verfügung steht ihnen das, was sie selbst vor Ort anbauen oder produzieren können. Produkte, die dann unter den widrigen Umständen irgendwie verkauft werden. Bis vor wenigen Jahren bedeutete dies für die Menschen vor allem, Opium anbauen zu müssen und sich rücksichtslosen Drogenbaronen auszuliefern.
In der afghanischen Provinz Herat pflanzen Frauen heute Safran an – auf Feldern, die jahrzehntelang für Opium genutzt wurden. 2008 regte eine Nichtregierungsorganisation die Gründung einer Schura (einer Art Rat) an, die nur von Frauen gebildet wurde. Diese Schura entwickelte sich bald zu einer starken Stimme in der Region. Die Frauen-Schura schafft einen Zugang zu Bildung, Arbeit und Information.
2015 waren die jungen Gründer Gernot Würtenberger und Salem El-Mogaddedi aus Berlin privat in Afghanistan, um sich soziale Projekte anzusehen. Zufällig hörten sie von einem selbst verwalteten Frauenkollektiv und wurden neugierig – schließlich besuchten sie die Schura in Herat und waren so angetan, dass sie direkt zwei Kilogramm Safran kauften. Von nur 38 Kilogramm Gesamternte.
Mit dieser wertvollen Fracht kamen sie zurück nach Deutschland und wussten: Jetzt muss es losgehen, schließlich steckte fast das gesamte Ersparte im Safran. Schnell kam ihnen die Idee, Conflictfood zu gründen – einen Shop, der Produkte aus Krisenregionen nach Deutschland importiert und verkauft, um so Strukturen vor Ort jenseits von Warlords und Drogenbossen zu unterstützen. „Letztendlich bekämpfen wir mit dem Safran Fluchtursachen vor Ort. Und die Frauen sind unglaublich stolz, dass im fernen Deutschland ein Interesse an ihrem Produkt besteht“, erzählt Gernot Würtenberger. Bisher konnte man den Safran nur in wenigen Läden in Berlin kaufen oder auf der Homepage von Conflictfood. Doch seit Kurzem führt auch der taz Shop den afghanischen Safran in seinem Sortiment. Salem El-Mogaddedi und Gernot Würtenberger legen großen Wert auf die richtigen Handelspartner: „Wir müssen mit dem Geschäftsgebaren einverstanden sein. Die taz versteht einfach, worum es uns geht.“
Mit dem Import des Safrans hört das Engagement von Conflictfood jedoch nicht auf. In Deutschland suchte das soziale Start-up nach Wegen, den kostbaren Safran sicher zu verpacken, und wurde bei den Werkstätten der Union Sozialer Einrichtungen (USE) in Kreuzberg fündig. Menschen mit Behinderung haben hier die Möglichkeit, durch eigene Arbeit ein Einkommen zu erzielen, etwa indem sie jene hochwertigen Schachteln herstellen, in denen das empfindliche Gewürz nun verpackt wird.
Das Start-up importiert Safran aus Afghanistan, verkauft ihn in Deutschland und unterstütz damit ein Frauenkollektiv vor Ort.
Derzeit läuft das Crowdfunding für ein weiteres Projekt: Freekeh, ein „antikes Wunderkorn“ aus Israel/Palästina.
Mehr Infos zu Conflictfood:www.conflictfood.de
Noch ein Grund mehr, warum der Safran von Conflictfood perfekt zur taz passt. Schließlich führt der taz Shop bereits eine ganze Reihe von Artikeln, deren Verkauf Menschen mit Behinderung dabei unterstützt, eigenständig Geld zu verdienen.
Für Salem El-Mogaddedi und Gernot Würtenberger geht die Reise derweil weiter: Aktuell läuft das Crowdfunding für ein weiteres Projekt von Conflictfood: Freekeh (sprich „Fricke“) gilt als ein „antikes Wunderkorn“ und wird seit 4.000 Jahren in einer ziemlich umkämpften Region angebaut: in Israel und Palästina.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen