piwik no script img

Kommentar von Benno Schirrmeister über Die DiakonieWeg mit dem Sonderweg

Schwer einholbare Wettbewerbsvorteile haben diakonische Pflegeeinrichtungen: Sie verfügen über einflussreiche Dachorganisationen und ein über Jahrhunderte gewachsenes Renommee. Dass sie in Bremen zudem auch noch über ein Sonderrecht zur Gestaltung von Arbeitsverhältnissen verfügen, den dritten Weg, ist ein historisch begründeter Fehler. Er gehört beseitigt.

Ihm zugrunde lag die irrige Annahme, kirchliche Arbeitgeber, mehr werte- als kohleorientiert, würden ihre Angestellten stets so gut behandeln, wie möglich, und kennten deren Bedürfnisse besser als diese selbst oder irgendwelche Gewerkschaften. Radikal beschnitten ist daher das Streikrecht der Diakoniebeschäftigten – und krass ist folglich das Machtgefälle in den numerisch paritätisch besetzten Verhandlungskommissionen: Die Beschäftigten dürfen leise vor sich hinwimmern. Der Stiftungsvorstand darf dagegen mit Entlassungen drohen, behaupten, sich trotz Privilegien dem Wettbewerb „anpasssen“ zu müssen, und die Schuld an der Lohndrückerei moralisierend „der Gesellschaft“ zuweisen, der „Altenpflege nicht mehr wert“ wäre.

Legitim wäre der dritte Weg nur, wenn ein kirchlicher Träger seine Wettbewerbsvorteile nutzte, um sich der Welt und ihrer Schlechtigkeit als ein positives Gegenbild zu zeigen. Und eben nicht als ein weiterer, fieser Ausbeuterverein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen