Kommentar von Benno Schirrmeister über Die Diakonie: Weg mit dem Sonderweg
Schwer einholbare Wettbewerbsvorteile haben diakonische Pflegeeinrichtungen: Sie verfügen über einflussreiche Dachorganisationen und ein über Jahrhunderte gewachsenes Renommee. Dass sie in Bremen zudem auch noch über ein Sonderrecht zur Gestaltung von Arbeitsverhältnissen verfügen, den dritten Weg, ist ein historisch begründeter Fehler. Er gehört beseitigt.
Ihm zugrunde lag die irrige Annahme, kirchliche Arbeitgeber, mehr werte- als kohleorientiert, würden ihre Angestellten stets so gut behandeln, wie möglich, und kennten deren Bedürfnisse besser als diese selbst oder irgendwelche Gewerkschaften. Radikal beschnitten ist daher das Streikrecht der Diakoniebeschäftigten – und krass ist folglich das Machtgefälle in den numerisch paritätisch besetzten Verhandlungskommissionen: Die Beschäftigten dürfen leise vor sich hinwimmern. Der Stiftungsvorstand darf dagegen mit Entlassungen drohen, behaupten, sich trotz Privilegien dem Wettbewerb „anpasssen“ zu müssen, und die Schuld an der Lohndrückerei moralisierend „der Gesellschaft“ zuweisen, der „Altenpflege nicht mehr wert“ wäre.
Legitim wäre der dritte Weg nur, wenn ein kirchlicher Träger seine Wettbewerbsvorteile nutzte, um sich der Welt und ihrer Schlechtigkeit als ein positives Gegenbild zu zeigen. Und eben nicht als ein weiterer, fieser Ausbeuterverein.
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