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Das war höchste Zeit

Kommentar

von Alke Wierth

Sozialsenator Mario Czaja kündigtdem Betreiber Pewobe

Das war höchste Zeit: Sonntagnachmittag teilte Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja (CDU) mit, dass er alle Betreiberverträge für Flüchtlingsheime mit der umstrittenen Firma Pewobe kündigen wolle.

Vorwürfe gegen die Firma, die seit Jahrzehnten im Geschäft mit der Flüchtlingsunterbringung tätig ist, hat es seit Jahren gegeben: wegen falscher Abrechnungen, zu wenig Personal, unhygienischer Zustände in den Unterkünften. Die Menschenverachtung und Arroganz, der widerwärtige Rassismus denjenigen gegenüber, mit denen man sein Geld verdient – und das nicht zu knapp –, der nun in internen Mails von Pewobe-Führungskräften zutage trat, haben das Bild einer für diese Aufgabe völlig ungeeigneten Firma vervollständigt.

Auch wenn Czaja lange gezögert hat, die Zusammenarbeit mit diesem Betreiber zu beenden, der auf Kosten der ihm Anvertrauten auf maximalen Gewinn orientiert war: Man muss den Senator dafür loben, dass er es jetzt schnell und kurz entschlossen getan hat. Denn damit setzt der Christdemokrat auch ein klares und deutliches Zeichen dafür, welche Haltung, welcher Ton, welche rassistische Verachtung nicht toleriert werden kann und darf.

Schnelle Prüfung

Die Mails seien nicht ernst gemeint gewesen, hatte der Anwalt der Firma noch abzuschwächen versucht: Scherze sind da also eigentlich nur gemacht worden über „Kinderguollitinen“, großräumige Krematorien und „Gutmenschen“, die auch noch so blöde sind, Geld für unter anderem „maximal Pigmentierte“ zu spenden.

Dass es diese Mails sind, die Mario Czaja dazu bringen, die Firma endgültig aus dem Geschäft mit den Schutzsuchenden, Kriegsopfern, Traumatisierten zu katapultieren, ist erfreulich und gut. Er müsse das erst noch prüfen lassen, hatte Czaja noch am Wochenende gesagt – so schnell ist in seiner Senatsverwaltung in Sachen Flüchtlinge schon lange keine Prüfung mehr zu Ende ge­gangen. Bericht

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