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kommentar: Jan Kahlcke zur Bunker-AufstockungMit Sicherheit wird nachverhandelt

Wenn die Erbpacht steigt und alle Auflagen bleiben, ist das Projekt nicht wirtschaftlich

Was braucht ein Stadtteil wie St. Pauli? Grünflächen, das ist wohl unbestreitbar. So gesehen war es genialer Coup, die verschärfte kommerzielle Verwertung des Flakbunkers an der Feldstraße mit der Idee hängender, öffentlicher Gärten zu bemänteln.

Die zweite Stufe dieser Strategie war, die lange verfolgte Idee einer als „Mehrzweckhalle“ schön geredeten Konzert-Location in eine Sporthalle umzurubeln. Denn auch der Bedarf daran ist im Stadtteilt nicht zu leugnen. Durch das öffentliche Bekenntnis des FC St. Pauli zur Nutzung der Halle, just am Tag vor der Entscheidung bei SPD und Grünen, hat das Argument neues Gewicht bekommen.

Sechs Tage pro Woche will der Verein die Halle bespielen. Und am siebten Tag? Gibts Konzerte, immer wieder samstags. Bis zu 38 Mal im Jahr, also immer, wenn kein Dom ist – egal ob St. Pauli ein Heimspiel hat oder der Schlagermove stattfindet.

Ob die Aufstockung kommt, ist jedoch alles andere als klar: SPD und Grüne lassen in ihrem Antrag bewusst im Unklaren, ob die Stadt für eine Baugenehmigung eine – dem gestiegenen Wert entsprechende – Erhöhung der Erbpacht verlangen soll. Falls ja, und falls zwei Geschosse weniger gebaut werden dürfen, aber Sporthalle, Stadtteilfläche, subventionierte Künstlerappartements und öffentliche Parknutzung unverhandelbar bleiben, dann dürfte das Projekt sich wirtschaftlich nicht mehr lohnen: dann nämlich bleibt für den kommerziellen Kern, das Hotel, kaum noch Platz.

Alles wird nun davon abhängen, welche der Auflagen der Investor wieder wegverhandeln kann. Und ob die Fraktionschefs von Grünen und SPD den zahlreichen Aufstockungs-Skeptikern in den eigenen Reihen auch dazu wieder eine Zustimmung abringen.

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