: Feuerwehr demonstriert vor dem Rathaus
PROtest Über 100 befristet eingestellte Rettungssanitäter müssen gehen, obwohl es bei der Feuerwehr an Personal fehlt
Während im Rathaus der Innenausschuss tagt, haben gestern vor der Tür rund 200 Löscher und Retter gegen Personalabbau bei der Feuerwehr demonstriert. Die Feuerwehr will die auf zwei Jahre befristeten Verträge von 116 Rettungssanitätern und -assistenten nicht verlängern, und die ersten Beschäftigten müssen zum 30. Juni gehen. „Als Konsequenz wird die Belastung für die Feuerwehrbeamten im Einsatzdienst wieder spürbar steigen“, sagte Andre Meyhoff von der Gewerkschaft Ver.di. Oder die Hilfe bleibe ganz aus – symbolisiert durch eine leblose Babypuppe, die während der Kundgebung auf dem Rathausmarkt lag, ohne dass ihr jemand zu Hilfe kam.
„Ich verstehe nicht, dass bei den strukturellen und personellen Defiziten bei der Feuerwehr der Rettungsdienst abgebaut wird“, sagte der Personalratsvorsitzende der Feuerwehr, Olaf Reichelt, der taz. Insgesamt wurden seit 2011 176 Rettungsassistenten als Unterstützung für den Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr jeweils befristet auf zwei Jahre eingestellt. Nur 60 dieser Verträge sind entfristet worden. Hintergrund ist, dass die Zahl der Rettungseinsätze stetig steigt, und die Erkenntnis der Feuerwehrführung, dass seit Jahren nach eigenen Risikobewertungen bis zu 600 Stellen im Einsatzdienst fehlen.
Feuerwehrchef Klaus Maurer begründete sein Veto gegen eine Entfristung damit, dass er perspektivisch auf eine multifunktionelle Feuerwehr setze und die Rotation zwischen Löschdienst und Rettungsdienst erhalten wolle. Dadurch sei niemand nur im stressigen und belastenden Rettungsdienst tätig, sondern auch mal im Löschdienst mit mehr Bereitschaftszeiten. „Es besteht für alle die Möglichkeit, sich für eine Ausbildung zum multifunktionellen Feuerwehrbeamten auf Lebenszeit zu bewerben“, sagte ein Feuerwehrsprecher.
Dagegen sei grundsätzlich nichts einzuwenden, sagte Sieglinde Frieß von Ver.di. Allerdings dauere eine solche Ausbildung mehrere Jahre. „Und die dringend benötigten KollegInnen im Rettungsdienst sind ja jetzt da.“ und KVA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen