piwik no script img

Modewoche in Berlin„Skinny Jeans formen den Körper um“

Ab Dienstag ist Fashion Week. Im Roten Salon geht's um enge Jeans. Modeexpertin Diana Weis erklärt, warum dieses Kleidungsstück so demokratisch ist.

Skinny Jeans? Andere Jeans? Man weiß nicht Foto: Reuters
Interview von Susanne Messmer

taz: Frau Weis, heute findet im Roten Salon der Volksbühne anlässlich der Fashion Week ein Podium zum Thema Skinny Jeans statt. Warum ausgerechnet Skinny Jeans?

Diana Weis: Ich möchte den Leuten ja nicht vorschreiben, was sie anziehen sollen – aber in diesem Fall würde ich schon sagen, dass Skinny Jeans sehr demokratisch sind. Man sieht sie überall: An allen Körpertypen und in allen Gesellschaftsformen.

Soll das heißen, dass diese Hosen anti-elitär sind?

Ja. Jeder trägt Skinny Jeans, von modeaffinen Menschen bis zu jenen, die kaufen, was es im Kaufhaus eben gibt. Von wohlhabend bis prekär, von Hipster bis Normalo. Außerdem sieht man der Skinny Jeans überhaupt nicht an, ob man sie bei Lidl gekauft hat oder ob sie von einer Edelmarke stammt. Daher finde ich die Skinny Jeans als Objekt theoretischer Untersuchung sehr spannend.

Im Interview2Inews: Diana Weis

geboren 1974, unterrichtet Modesoziologie und Ästhetik an der Uni Hamburg und Mode­theorie an der Akademie Mode & Design in Berlin.

Sind die Skinny Jeans nicht längst „over“?

Mode in Berlin

Die Berlin Fashion Week beginnt am heutigen Dienstag und geht bis zum 1. Juli. Infos unter www.fashion-week.de

Heute ab 15 Uhr findet im Roten Salon der Volksbühne die Konferenz und Party „Die dünne Dekade: Nachruf auf die Skinny Jeans“ statt, Tickets 20 Euro

Das verkünden die Modemagazine. Aber ich sehe das anders, wenn ich das Straßenbild beobachte. Die Skinny Jeans hält sich wacker.

Wie finden Sie es, dass die Skinny Jeans die Silhouette so betonen?

Einerseits steckt das Wort schlank ja schon im Namen, das ist richtig. Die Skinny Jeans sagt viel über das Schönheitsideal unserer Tage aus. Trotzdem heißt mein Vortrag „Von Kate bis Kim“. Das Model Kate Moss verkörpert seit den Neunzigern das dürre Ideal, das Model Kim Kardashian mit ihren Kurven ein ganz anderes. Ich würde sagen, dass die Skinny Jeans ambivalent ist. Sie hat Pionierarbeit geleistet, den weiblichen Idealkörper umgeformt. Inzwischen sehe ich auch viele Frauen in Skinny Jeans, die nicht dem schlanken Körperideal entsprechen. Skinny Jeans passen sich eben allen Körperformen an. Unter anderem dank der Skinny Jeans hat man sich an die Sichtbarkeit aller möglichen Körperbilder gewöhnt.

Warum haben Sie die Veranstaltung auf den Beginn der Fashion Week gelegt?

Die meisten Events der Fashion Week richten sich an ein Fachpublikum aus der Branche. Uns ist es dagegen wichtig, öffentlich zugänglich zu sein. Wir wollen, dass der Diskurs über Gegenwartsmode in Berlin nicht einschläft. Ich mag den Umgang mit Mode in Berlin. Die Berliner machen einfach nach wie vor ihr eigenes Ding. Das ist besonders in Zeiten spannend, wo Mode als Konsum- und Statusobjekt in der Krise steckt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen