Kommentar Venezuela: Das Erbe des Caudillo
Präsident Maduro hat viel von der Macht von Hugo Chávez übernommen. Aber auch die Misswirtschaft und ein korruptes System.
N och ist offen, ob und wann es der Opposition in Venezuela gelingt, Präsident Nicolás Maduro per Referendum aus dem Amt zu jagen. Klar ist jedoch, dass der „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“, den Maduros Vorgänger Hugo Chávez einst ausgerufen hat, am Ende ist.
Der Energiemangel und die Zweitagewoche für die Beamten sind zwar im Wesentlichen der anhaltenden Dürre geschuldet. Aber den Mangel an Toilettenpapier, Milch, Eiern und bald allen Mitteln des täglichen Bedarfs sowie der drohende Staatsbankrott kann man nicht dem Wetter anlasten. Sie sind Folge des Ölpreisverfalls und letztlich von Misswirtschaft und Korruption.
Als Chávez 1999 das Präsidentenamt antrat, lag der Ölpreis bei 12 Dollar pro Fass. Als er 2013 starb, waren es 109 Dollar. Jeder Anstieg um einen Dollar spülte dem Staat eine zusätzlich Milliarde Dollar in den Säckel. Doch der Caudillo hat es nicht verstanden, den Ölsegen für eine Diversifizierung der Wirtschaft zu nutzen. 95 Prozent seiner Exporterlöse erzielt Venezuela weiterhin mit der Ausfuhr von Öl.
Mangels Investitionen in die Erneuerung der Anlagen sank die Fördermenge unter der Präsidentschaft Chávez’ jedoch um ein Viertel. Weniger Öl bei sinkenden Preisen – das führt nun dazu, dass die großen Sozialprojekte, die unter Chávez zu einer beachtlichen Verminderung der Armut geführt haben, nicht mehr finanzierbar sind.
Nicolás Maduro hat vieles von Chávez geerbt: die Macht, die Misswirtschaft und ein korruptes System. Laut Transparency International ist Venezuela inzwischen das korrupteste Land Lateinamerikas.
Von der Korruption profitieren vor allem die Militärs, die unter Chávez an politischer Macht gewonnen haben. Sie haben viel zu verlieren. Im Land fehlt es an allem, nur an Waffen nicht. Die Alternative zu einem Referendum sind Chaos und Gewalt. Sie würde das arg gebeutelte Land in der Entwicklung noch weiter zurückwerfen.
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