Wieso in Lübeck keiner mit der AfD zeichen setzen will: Unerwünschte Solidarität
Politischer Zuspruch ist nach rassistisch motivierten Anschlägen oft auch als moralische Unterstützung gemeint. Aber die Betroffenen solcher Anschläge müssen nicht jede Solidaritätsbekundung begrüßen. Das Café Blauer Engel in Lübeck, das Geflüchtete unterstützt, hat da eine Grenze gezogen – und zwar zur AfD.
Der Vorstand der Lübecker AfD wandte sich Ende April mit einem offenen Brief an die Betreiber des Cafés. „Nach dem kriminellen Angriff möchten wir von der AfD Lübeck Sie ermutigen, sich davon nicht einschüchtern zu lassen“, stand da. Wenige Tage zuvor hatten Unbekannte drei Scheiben des Cafés beschädigt und zwei Schweinekopfhälften reingeworfen.
Man wisse, wie es sei, „Opfer extremistischer Gewalt zu sein“, schrieb die Afd. Zwar habe man in der Einwanderungsthematik sicher „sehr unterschiedliche“ Vorstellungen, aber man könnte doch trotzdem zusammen „ein Zeichen gegen jede Form extremistischer Gewalt“ setzen und „ein paar Stunden“ Graffiti und Aufkleber dokumentieren und entfernen, die „zu solcher Gewalt aufrufen“.
„Den Angriff werten wir als politisch motivierten Angriff“, sagte Emma-Luise Weber vom Café Blauer Engel. Das Tatmotiv sei eindeutig „antimuslimischer Rassismus“ und aus eben diesem Grund lehne man das AfD-Angebot auch ab.
Das Café antwortete ebenfalls mit einem offenen Brief und hielt der AfD vor, Angst und Hetze zu schüren, „die den fruchtbaren Nährboden für solche Taten bilden“. So habe etwa die stellvertretende Parteivorsitzende Beatrix von Storch gesagt: „Multikulti hat die Aufgabe, die Völker zu homogenisieren und damit religiös und kulturell auszulöschen.“
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
Diese Partei sei „nicht Teil irgendeiner Lösung, sondern Teil des Problems“, wurde Weber noch deutlicher. Und deswegen habe das Café auch gleich einen neuen Aufkleber mit ihrem Logo und den Buchstaben „FCK AFD“ erstellt.
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