Neues Frauenmagazin „smartWoman“: Voll die Spaßbremse
Frauen und Technik? Kann ja nicht gutgehen. Zumindest dann nicht, wenn Menschen aus dem 19. Jahrhundert sich damit befassen.
Was das genau bedeutet, erklärt Holger Lehmann, der Projektleiter der smartWoman, in seinem ersten Editorial. Mit dem Heft sollen Frauen dabei unterstützt werden, „die Technik des Alltags zu bewältigen“. Damit sie das auch ganz sicher schaffen, kriegen sie die Kniffe und Tricks „reich bebildert und in einfacher Sprache erklärt.“ Kurz: Für nur 3,90 Euro pro Ausgabe dürfen Frauen mehr darüber erfahren, was die Wunderwelt der Technik alles zu bieten hat und wie man das neuerworbene Wissen im Alltag sinnvoll einsetzen kann.
So wird in den hochglanzigen Beiträgen beispielsweise erklärt, wie frau mithilfe von Google Maps schnell und sicher zum Date gelangt oder wie Apps beim Abnehmen helfen können. Und weil die technischen Geräte bei all dem Aktivsein ganz schön in Mitleidenschaft gezogen werden, gibt es auch gleich nützliche Haushaltstipps an die Hand: „Verschmierter Bildschirm und Krümel auf der Tastatur: Notebook und Smartphone können ganz schön dreckig werden. Zeit, mal wieder gründlich durchzuputzen!“
Ob das Heft die recht unspezifische Zielgruppe („Frauen in der Mitte des Lebens, vielseitig und technisch interessiert, nutzen moderne Kommunikationsmittel im Alltag“) mit diesen Inhalten überzeugen kann, ist fraglich. Fest steht jedoch, dass smartWoman tatsächlich etwas Neues bietet. Nämlich eine – wenn auch recht dünne – neuartige Verpackung für die übliche Botschaft vieler Frauenmagazine: Sei dünn, sei schön, sei nicht partnerlos. Und ein bisschen doof, aber das bist Du ja eh schon. Nun umweht das Ganze ein Hauch von vermeintlichen Technik-Skills.
Das Konzept ist sonderbar
Wer wirklich Lust auf neues Technikwissen hat, wird vermutlich nicht zu diesem Heft greifen. Und wer wirklich Lust auf seichte Unterhaltung hat, findet genug anderen Lesestoff, um sich berieseln zu lassen. Es gibt sogar eine ganze Reihe kluger Frauen, die sich beides gleichermaßen gerne zu Gemüte führen. Kann ja auch mal ganz nett sein, trotz aller größtenteils berechtigten Sexismuskritik.
Das Blöde ist aber, dass es auch eine ganze Reihe Frauen gibt, denen möglicherweise sofort die Lust auf neues, technisches Know-how vergeht, sobald sie ein Heft wie die smartWoman aufklappen und sich mit so offenkundig unsmarten Dingen wie Smartphone-Schrubben konfrontiert sehen. Das ist weder hilfreich noch unterhaltsam, sondern das Gegenteil von vielseitig und technisch interessiert.
Die gute Nachricht ist: Die smartWoman soll nur viermal im Jahr erscheinen. Und Gefahr, dem Magazin fortan dauernd im Internet zu begegnen, besteht derzeit auch nicht. Bisher hat das Heft für alle Bereiche des digitalen Lebens noch keinen Webauftritt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell