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AfD-Sprecher Michael Klonovsky„Der Herr dient sich der Dame an“

Der Journalist Michael Klonovsky verlässt den „Focus“ und wird Spin Doctor von AfD-Chefin Frauke Petry. Warum?

Frauke Petry verneigt sich ob des Beifalls beim AfD-Bundesparteitag Foto: dpa
Interview von Alexander Wallasch

taz: Herr Klonovsky, wer hatte die Idee zuerst, Sie oder Frau Petry?

Michael Klonovsky: Ich bin auf Frau Petry, wie man sagt, zugegangen. So gehört es sich doch auch, oder? Der Herr dient sich der Dame an.

Was genau ist Ihre neue Tätigkeit für Frauke Petry, für die AfD?

Ich stelle ihr und der AfD gewissermaßen meinen Kopf zur Verfügung. Im angelsächsischen Raum gibt es für das, was ich tun soll, die Bezeichnung Spin Doctor. Alles Weitere wird sich ergeben.

Wie fühlt sich das an für Sie? Wollen Sie jetzt so etwas wie ein moderner Siegfried sein – angetreten, das holde Weib vor den bösen Drachen zu schützen?

Eine gewisse Restritterlichkeit mag bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt haben angesichts der Maßlosigkeit der Angriffe, denen sich Frau Petry ausgesetzt sieht.

Apropos Spin Doctor – klingt sehr nach Wahrheitsalchemie, negativ besetzt – was genau verstehen Sie darunter?

Wahrheit ist ein gutes Stichwort. Eine meiner bescheidenen Aufgaben wird darin bestehen, an der Reduzierung der Euphemismen zu arbeiten, die in der hiesigen Öffentlichkeit zirkulieren und die Wahrheit vernebeln. Die geistige Atmosphäre in Deutschland ist stickig geworden, ständig sind Wohlmeinende damit beschäftigt, Falschmeiner ausfindig zu machen und zu denunzieren, statt sich mit den Tatsachen auseinanderzusetzen. Der AfD fällt derzeit mindestens die Rolle zu, das Land zum demokratischen Normalzustand halbwegs tabulosen Debattierens zurückzuführen. Da ich ein Debattierer bin, kann ich dabei behilflich sein.

Haben Sie übersehen, dass man Sie möglicherweise nur missbraucht, um das Profil der rechtskonservativen AfD durch einen streitbaren Intellektuellen aufzupolieren?

Das habe ich in der Tat übersehen.

Wie viel Persönlichkeit darf ein Pressesprecher haben?

Im Grunde keine. Deshalb bin ich ja nicht Pressesprecher geworden, sondern publizistischer Berater.

privat
Im Interview: Michael Klonovsky

53, aufgewachsen in Ostberlin, verheiratet, vier Kinder, arbeitete seit 1992 beim Focus. Er hat diverse Bücher veröffentlicht, häufig zu erzkonservativen Themen. Ab 1. Juni arbeitet er als „publizistischer Berater“ für AfD-Chefin Frauke Petry.

Bitte definieren Sie „rechts“ – denn darum wird es ja in Zukunft gehen, wenn die Kritiker sich an Ihrer Person und neuen Aufgabe versuchen werden.

Eine Rechte entsteht historisch im Grunde nur, wenn eine Linke übermächtig wird, also sehr selten. Die eigentliche Auseinandersetzung findet zwischen Konservativen und Linken statt. Die Linke legitimiert sich gewissermaßen aus der goldenen Zukunft, die sie verheißt, der Konservative findet die Welt problematisch genug und möchte sie nicht durch immer neue Experimente noch problematischer machen. Und im ewigen Pro und Kontra dieser beiden Fraktionen entwickelt sich eine Gesellschaft. Wenn ich sage, ich bin konservativ, bedeutet das nicht, das ich das altägyptische Bewässerungssystem wiederhaben möchte, sondern dass ich gegen die permanente Abserviererei aller Traditionsbestände und Institutionen bin. Und dass ich meine, dass bislang und wohl noch einige Zeit nur der Nationalstaat Recht garantieren kann.

Also konservativ versus rechts?

In der Tat, da gibt es eine Konfliktlinie. Wichtig ist allerdings, dass man sich deren Verlauf nicht von der Presse und den Linksparteien diktieren lässt.

Wäre beim Wechsel vom Journalismus in die Politik nicht analog zum Wechsel von der Politik in die Wirtschaft eine gewisse Karenzzeit anständiger?

Bela Anda ist von Bild zu Gerhard Schröder als Pressesprecher gegangen und danach zurück zu Bild. Ähnlich der Bild-Mann Rolf Kleine, der zwischenzeitlich Wahlkampf für Steinbrück gemacht hat. Was mich angeht, können Sie zumindest davon ausgehen, dass ein Zurück nicht stattfinden wird.

Michalis Pantelouris schreibt in dem Portal Übermedien über Sie und Ihren Focus-Text zu Griechenland aus dem Jahr 2010: Sie führten ein „rassistisches Fanal“, argumentierten wie ein „lupenreiner Nazi“ und hätten im Focus die „mörderische Rassenlehre der Nazis ohne Widerspruch“ verbreitet.

Da versucht einer, sich in die erste Reihe zu grölen. Hoffentlich kommt er halbwegs voran, ehe er heiser ist. Inhaltlich hat er völlig recht: Anders als ich in meiner Philippika behauptet habe, sind die Griechen nämlich das seriöseste, kulturell, wirtschaftlich und kulinarisch fortgeschrittenste Volk Europas, und fast alle Hellenen stammen in direkter Linie von Solon oder Perikles ab.

Halten Sie es noch immer für richtig, Jakob Philipp Fallmerayer zu zitieren, der mit seinen Thesen zum vermeintlich ausgerotteten hellenischen Volk den theoretischen Unterbau für die Unterdrückung der Griechen während des Zweiten Weltkriegs lieferte?

Ich hätte es vielleicht um des lieben Friedens willen lassen sollen. Durch den Fall habe ich aber immerhin gelernt, dass anderswo der Nationalstolz noch völlig intakt und auch halbwegs faktenresistent ist.

Schauen wir mal zwei Jahre nach vorne. Was haben Sie für die AfD, für Frauke Petry bestenfalls erreicht? Was sind Ihre Visionen?

Die AfD sitzt im Bundestag, und die CDU hat kapiert, dass sie mit ihr koalieren muss, um zu regieren. Merkel ist im Ruhestand, macht einen Deutschkurs und liest Hölderlin.

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21 Kommentare

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  • Petry - Klonovsky







    Da wächst zusammen, was zusammen gehört und der braune Schmähruf "Lügenpresse" findet endlich seine Inkarnation.

     

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.



     

  • Zitat:

    "...Die Linke legitimiert sich gewissermaßen aus der goldenen Zukunft, die sie verheißt, der Konservative findet die Welt problematisch genug und möchte sie nicht durch immer neue Experimente noch problematischer machen..."

     

    Wenn schon, dann ehrlicherweise "...die Rechte legitimiert sich gewissermaßen aus der braunen Vergangenheit, der sie nach hängt und möchte sich die eigene Vorstellungswelt nicht durch immer neues Hinterfragen der eigenen Position verkomplizieren..."

     

    Nun passt das auch wieder zusammen, beide Argumentationsketten sind nun gleich sinnfrei.

  • Beim Focus ist also eine Stelle frei?

    Ich habe einschlägige Qulaifikationen im Meinungsbilden und kann unheimlich männlich "Fakten, Fakten, Fakten!" schmettern. Kann die Taz mich vielleicht empfehlen?

    • @Nifty_Monkey:

      Können Sie auch gewissenlos hetzen und lügen? Nein? Dann ist beim Fokus kein Platz für Sie.

  • Die arme Frau Petry aber auch wieder. Dabei hat die doch noch nie auf einen Moslem geschossen - jedenfalls nicht selbst.

    "Tabuloses Debattieren" in der AfD heißt im Klartext nichts anderes als enthemmten Rassismus auszuleben. Nein Danke - wir hatten schon!

  • Klonovsky und Petry passen wohl echt gut zusammen. Bei den Kolumnisten gibt es noch eine etwas längere Version des Interviews: http://diekolumnisten.de/2016/05/02/zur-rechten-petrys-michael-klonovsky-im-interview/

    • @sh:

      Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

  • Klar . In einer Partei , bei der das Spinnen Eintrittsvoraussetzung ist , hat die Oberspinnerin sicher Verwendung für einen Spin Doctor : - damit ihr die cool-geilen Spinner-Sprüche für die Gemeinde und gegen die Konkurrenz nicht ausgehen .

  • Hölderlin aus dem off:

     

    "So kam ich unter die Deutschen, ich erwartete nicht viel - und war gefasst noch weniger zu finden. (...) Wie anders ging es mir! Barbaren von Alters her, durch Fleiß und Wissenschaft und selbst durch Religion barbarischer geworden..."

     

    Welche Religion er wohl meinte?

  • Wieder so ein selbstgefälliger Schwätzer, der meint, Bildung und deutsches Kulturwissen zu beweisen, indem er in jedem zweiten Satz Bröckchen fallen lässt. Das erinnert mich an 17-jährige Gymnasiasten, die sich dadurch aufzuwerten versuchen, dass sie vermeintlich elegant und nebenbei, aber umso anstrengender klugscheißen.

  • "Eine Rechte entsteht historisch im Grunde nur, wenn eine Linke übermächtig wird, also sehr selten."

     

    Der Mann sollte sich mal eine Geschichtsbuch kaufen. Oder wenigstens mal bei Wikipedia nachschlagen...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Lenin ist schuld, dass wir einen Hitler hatten, noch nicht gewußt?







      So erklären sich erzkonservative Kleingeister die Welt, die sie selbst in Schutt und Asche legten, Schuld haben da eben immer nur die anderen... wenn man bei Hitler überhaupt von solcher sprechen kann. Schliesslich moniert Klonovsky ja auch eine falsche Grundausrichtung schon in der Schule. Ein "eigenes Geschichtsdenken" erfordere, sich "mit der Frage zu konfrontieren, was den Nationalsozialismus bedingt, verursacht und in einem gewissen Sinn gerechtfertigt hat." Der Wunsch nach Verständnis und Rechtfertigung geht weit über die etwa von Walser formulierte Sehnsucht nach einem "Schlußstrich" hinaus. Das klingt nicht nur "in einem gewissen Sinn" nach Antisemitismus, das ist es wohl auch.







      Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.







       

  • Zahnloses, langweiliges Interview.

     

    Eine verpasste Chance.

     

    Dabei bietet Herr Klonovsky nun wirklich genug Anlass zur Kritik:

    http://www.theeuropean.de/christoph-giesa/9197-michael-klonovskys-islamtext-im-focus

     

    Liebe taz - das habt Ihr leider in den Sand gesetzt ...

    • @Der Sizilianer:

      Da haut's dich echt vom Sockel! Und der Typ hat bis jetzt beim Focus gearbeitet und solche Texte waren da bekannt?

       

      Dann werden die wohl eher froh sein, ihn auf so bequeme Art und Weise los zu werden, oder was will der focus jetzt für'ne Zeitung sein?

  • So einfach ist das, und koaliert dann mit der CDU, das ist die Alternative zum rot grünen Partner der CDU, diese beiden mögen sie besonders nicht. Deswegen trägt Frauke Petry zur Provokation ein rot-grünes Kostüm auf dem Bundesparteitag

    Rot- Grün, den Platz, den die AfD einnehmen will, gegen die SPD und die Grünen, Sch... und ich habe immer rot grün gewählt, wollte das auch weiter so halten.

  • Tja, dem Günter Lachmann hat es das Rückgrat gebrochen sich mit diesen Leuten von der AfD einzulassen.

  • .. und liest Hölderlin!!! Jetzt haben die sich nen Intellektuellen geholt, Kultur!!! Propagandaminister ...

    • @CV:

      doch nicht geholt, er ist gekommen, um zu dienen :-)

      • @Hanne:

        .. etwas genauer lesen, seine Vision ist, daß Merkel Hölderlin liest.

        • @Henri Sinople:

          Hölderlin ist auf Merkel gekommen?