piwik no script img

Ein Heim nur für geflohene Frauen

unterbringung Eine Zeit lang hatten auch Männer dort gelebt, jetzt existiert erstmals ein Wohnheim nur für alleinstehende und alleinerziehende Frauen. Schutz vor gewalttätigen Partnern gibt es dort allerdings trotzdem keinen

Eine Einrichtung nur für geflüchtete Frauen und ihre Kinder gibt es jetzt in Bremen. 56 Plätze seien derzeit belegt, sagte am Donnerstag der Sprecher der Sozialbehörde, Bernd Schneider. Übergangsweise hätten dort auch Männer gelebt, weil es zu Beginn zu wenig Frauen gegeben habe. „Man wollte einen Leerstand vermeiden“, so Schneider. Jetzt lebten dort aber nur noch alleinstehende und alleinerziehende Frauen.

Es handelt sich allerdings nicht um eine Einrichtung, in der Frauen vor ihren eigenen gewalttätigen Männern sicher sind – nur vor fremden. Freiwillige in den Flüchtlingsunterkünften hatten darüber berichtet, dass vor allem gegen Frauen ohne männliche Begleitung Gewalt ausgeübt würde, etwa auf dem Weg in die Sanitäranlagen.

Mitarbeiterinnen des autonomen Bremer Frauenhauses hatten der taz im November gesagt, dass sie täglich Anfragen hätten, ob sie Frauen aus Flüchtlingsheimen aufnehmen können, die vor ihren Partnern fliehen. Ob ein zweites nur für weibliche Flüchtlinge geplantes Übergangsheim diesen Frauen Schutz bieten kann, ist unklar.

Laut Senat soll es traumatisierte Frauen aufnehmen, die einen besonderen Betreuungsbedarf haben. Behördensprecher Schneider sagte, es gebe kein Konzept, nach dem die Frauen dort wie in einem Frauenhaus besonders geschützt würden. So halten Frauenhäuser ihre Adressen geheim, es gibt Absprachen über Klingelzeichen und Vereinbarungen mit der Polizei.

Als besonders schutzwürdig gelten in Bremen auch schwangere Frauen. Diese, so heißt es in einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU, „werden grundsätzlich nicht in Zelten, sondern in festen Gebäuden untergebracht“. Und: „Eine möglichst frühzeitige Unterbringung in einem Übergangswohnheim mit eigener Verpflegungsmöglichkeit wird angestrebt.“ Noch im Jahr 2014 hätten alle Neuankömmlinge nur wenige Wochen in einer Notunterkunft leben müssen. Dies sei jetzt wegen der hohen Zugangszahlen nicht mehr möglich – auch nicht für Schwangere.

In den Notunterkünften, in denen es wenig oder keine Privatsphäre gibt, sind 15 Prozent der BewohnerInnen laut Senat unter sechs Jahre alt. Auch zu ihrem Schutz sollen Konzepte zur Prävention von und zum Umgang mit sexualisierter Gewalt entwickelt werden. eib

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen