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Aufklärungskurse für neu AngekommeneDem Kulturschock offensiv begegnen

Frauen sind gleichberechtigt und Sex muss nicht „haram“ sein. Damit das alle verstehen, müssen Aufklärungskurse her.

Deutschunterricht allein reicht nicht aus. Foto: dpa

An erster Stelle stehen die Frauen. Das, was in Köln passiert ist, war kriminell, keine Frage. An zweiter Stelle stehen die Geflüchteten. Unabhängig davon, ob die Männer aus dem sexistischen Mob in Köln erst vor ein paar Monaten nach Deutschland gekommen sind oder ob sie seit 20 Jahren in Belgien oder Frankreich leben – sie handelten kriminell. Anders als die meisten Geflüchteten, die zufällig aus den gleichen Ländern kommen.

Eine Gemeinsamkeit gibt es aber, und das ist das Fehlen sexueller Aufklärung bei vielen. Deutschland sollte die Neuen nicht umkrempeln wollen: Die Gedanken sind frei, wir wollen nur gewaltfrei miteinander leben. Arabische Aufklärungskurse, vielleicht sogar mit einem Geistlichen, könnten einen Raum bieten, um mit dem Kulturschock umzugehen.

Die Kölner Täter verdienen kein Verständnis, sie brauchen eine Verurteilung. Alle, die aber von der (wahrscheinlich organisierten) Aktion angesteckt wurden und spontan mitgemacht haben, brauchen die Chance, ein eigenes Verständnis zu entwickeln. Und zwar bevor sie kriminell handeln. Den Unterschied zwischen Sex und sexualisierter Gewalt verstehen lernen.

Es gibt so einen T-Shirt-Aufdruck: „Denken hilft“. Das gilt auch für die Täter, auch wenn sie sich dagegen wehren und vielleicht Gott dazwischenschieben. Oder das, was sie für Gott halten. Also muss man von vorne anfangen, denn bei den meisten Arabern hat eine sexuelle Aufklärung nie stattgefunden.

Das Thema ist haram

Leute wie die, die in Köln übergriffig geworden sind, waren nicht auf Schulen, bei denen schon in der achten Klasse Pro Familia mit Bananen und Kondomen vorbeikommt. Wenn ein, sagen wir, 12-Jähriger Araber, nennen wir ihn „Jamal“ (der Schöne), den Versuch wagt und seine Mutti fragt: Du, Mama, wie funktioniert Sex? Oder: Sag mal, wie habt ihr mich gezeugt?, dann reagiert seine Mutter in der Regel mit Entsetzen. Das Thema ist haram, verboten, tabu. Zu seinem Vater muss Jamal gar nicht erst gehen. Wenn schon seine Mutter keine Worte hat, dann ist sein Vater wahrscheinlich erst recht sprachlos. Was macht Jamal also normalerweise?

Er geht zu den älteren Brüdern seiner Freunde. Die zeigen ihm Pornos und vermitteln ihm oft ein frauenverachtendes Weltbild. Im Alter von 15 Jahren beginnt Jamal eine Beziehung mit seinem Computer. Bis hierhin ist alles genauso wie überall, siehe „American Pie“.

Die Autorinnen

Catarina von Wedemeyer, 30, ist freie Autorin der taz.

Qusay Amer, 23, ist aus Syrien geflüchtet und lebt seit zweieinhalb Jahren in Berlin

Wie kommt es also, dass Jamal auf einmal Teil eines Mobs wird, der in Köln wahllos Frauen begrabscht? Wenn die Zeitung Die Welt nun titelt: „Das Phänomen ‚taharrush gamea‘ ist in Deutschland angekommen“, dann klingt sexuelle Belästigung – das ist es nämlich, was der ominöse arabische Begriff heißt – nach einer typisch arabischen Verhaltensweise.

Aber nicht nur Araber verüben Vergewaltigungen, sondern Kriminelle unterschiedlichster Nationalitäten, und zwar weltweit. Soldaten haben sexualisierte Gewalt in Kriegen schon immer angewandt. Und wenn hier nun Leute leben, die Krieg und Gewalt selbst erfahren haben, dann muss Deutschland jetzt Angebote schaffen; Räume bereitstellen, in denen sich die Menschen vorurteilsfrei mit ihrer Geschichte und Sozialisation auseinandersetzen können.

Soziale Respektlosigkeit

Dass die Täter von Köln, wie ausnahmslos berichtet wird, „arabischer“ Herkunft waren, hat wahrscheinlich wenig mit dem Islam als Religion zu tun, sondern wohl mehr mit sozialer Perspektivlosigkeit und dem Gefühl des Ausgeschlossenseins. Es ist quasi die Pegida-Bewegung derjenigen, die per definitionem nicht bei Pegida mitmachen dürfen.

Woher kommt diese Tendenz von ganz normalen Leuten, sich zu Mobs zusammenzurotten, sei es in Köln oder wie die Rechten in Leipzig? Die Philosophin Hannah Arendt unterscheidet den Mob wie folgt von der Masse: Mobs sind kurzzeitig fanatisch und gewaltbereit. Massen hingegen sind das Fundament des totalitären Staates. Sie sind auch dann noch bereit, einem charismatischen Führer zu folgen, wenn dieser ihre eigenen Interessen längst nicht mehr vertritt.

Es geht also wie immer darum, diese (auch mentale) Massenbildung zu verhindern, Mobs aufzulösen und nicht mehr in Pauschalisierungen zu denken.

Befruchten und verhüten

Männer wie Jamal brauchten ein Format, in dem sie sich klarmachen können, dass Frauen so rumlaufen dürfen, wie sie wollen. Dass die eigene Freiheit dort aufhört, wo die Freiheit der anderen Person beginnt. Einen Kurs, in dem man vielleicht erst mal über Masturbation spricht, aber auch Menstruation erklärt, den Geschlechtsakt, Befruchtung, Verhütungsmethoden. Alles. Danach könnte man auch über Homosexualität und andere Genüsse sprechen und so langsam für alles ein Verständnis oder wenigstens eine Umgangsform mit all den nun so omnipräsent wirkenden Themen entwickeln.

Damit man die Muslime unter den Arabern nicht verschreckt, müsste diese Aufklärung religiös eingebunden sein. Am besten wäre ein zutraulicher Imam, der mitkommt und erklärt: Wer mit einer Frau schlafen will, sollte nicht Gott fragen, sondern die Frau. Wenn sie nicht will, dann ist jeder Versuch in dieser Richtung haram – egal ob es eine Unbekannte ist oder die eigene Ehefrau.

Auch arabische Selbsthilfegruppen zu Sexualität könnten das Leben in Deutschland einfacher machen. Die ganze Aktion sollte natürlich nicht dazu dienen, die Männer danach auf die ach so freizügigen deutschen Frauen loszuscheuchen. Das würde genauso danebengehen wie jene Pick-up-Artist-Videos, die in den USA zu Übergriffen aller Art führen. Nein. All dies sind Missverständnisse. Stattdessen geht es darum, kommunizieren zu lernen. Über die eigenen Bedürfnisse und von Mensch zu Mensch. Ein Feingefühl dafür zu entwickeln, wie nah man sich in welchen Situationen kommen darf.

Pegida würde sagen: „Die Ausländer nehmen uns unsere Frauen weg.“ Erstens: Nein, die Frauen entscheiden selbst, von wem sie „genommen“ werden wollen. Zweitens: Sorry, Schätzchen, wenn du bei Pegida bist, dann bist du leider unattraktiv und kommst für Kinderzeugung sowieso nicht infrage.

Sex auf der Clubtoilette

Gehen wir also einmal davon aus, dass Einzelne ein anderes Verhältnis zu Sexualität entwickeln. Nehmen wir als Beispiel noch einmal Jamal. Er hatte in Algerien oder Marokko keine Chance auf eine Ausbildung und ist als einziges Familienmitglied körperlich fit genug, um die illegale Flucht nach Deutschland zu überleben. Er ist inzwischen Anfang 20, war einmal mit ein paar Kumpels in einem Puff und hatte einmal Sex auf einer Clubtoilette in Frankreich.

Jetzt soll er seiner Familie Geld schicken, ein Leben in Deutschland aufbauen, seinen Vater nachholen. Das ist viel Verantwortung. Zu viel. Er macht also erst einmal das, was die anderen machen, und lässt sich als syrischer Flüchtling registrieren. Er wohnt mit anderen Männern in einem Raum. Sie warten auf Papiere, beobachten Frauen, langweilen sich.

In der Silvesternacht ziehen sie los. Damit genau das nicht passiert, müssen die Integrationskurse auch über Sexismus, Frauenrechte und persönliche Freiheit aufklären. Ohne diese Grundlagen interessiert sich Jamal herzlich wenig für typisch deutsche Themen wie Elternzeit, Umweltschutz oder dafür, wie man Steuererklärungen macht.

Einfach mal fragen

Und die Frauen? Um herauszufinden, was die jeweilige Frau dazu sagt, dass man mit ihr Sex haben will, gibt es einen sicheren Weg: Man fragt sie. Dafür gibt es Deutschkurse – und eben sexuelle Aufklärung: „Was möchtest du, gefällt dir das so? Magst du das, wenn ich das so mache?“

Diese Sätze lassen sich übrigens auch in Gesprächen mit Ehepartnern anwenden. In welcher Sprache sie gesagt werden, ist eigentlich egal, Hauptsache, die oder der (!) Angesprochene versteht die Frage – und Hauptsache, die Antwort wird akzeptiert. In einer solchen Welt wird der gegenseitige Respekt dann bald selbstverständlicher. Und einvernehmlicher Geschlechtsverkehr macht übrigens auch friedlich und wirkt sinnstiftend. Und jeder, der im Bett liegt, kann währenddessen keine anderen Frauen belästigen.

Es ist ganz einfach. Wo Menschen sind, gibt es eine Kommunikationssituation. Und die sollte genutzt werden. Denn hier beginnen die Gleichberechtigung, das Vertrauen, die Differenzierung, das Ende des Mobs, sei er deutsch oder arabisch. Inschallah haben wir dann bald eine marokkanische Königin, eine algerische Präsidentin und eine syrische Verteidigungsministerin.

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26 Kommentare

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  • Sexueller Missbrauch, sexualisierte Gewalt und sexuelle Ausbeutung sind weder eine Frage des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, des Milieus, noch der Herkunft. Sie sind überall auf der Welt verbreitet und in ihrer Ausprägung vom Grad der psychosozialen Verwahrlosung der TäterInnen abhängig.

     

    "Heute recht alte, pensionierte Polizeibeamte Münchens schwören Stein und Bein, während ihrer aktiven Dienstzeit an lauen Sommerabenden niemanden so oft der Heckenreihen des Münchner Hofgartens verwiesen zu haben, wie einen jungen Priester und Theologielehrer, der sich dort von kaum 16jährigen "verwöhnen" ließ. Kaum Papst gewordern, veröffentlich der Mann eine Enzyklika, in der Homosexualität (die er - wie unter katholischen Priestern anscheinend üblich - offensichtlich mit [der eigenen] Pädophilie gleichsetzt) als "schwere Sünde" bezeichnet wird !!!" http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/inhalt/regensburger-domspatzen-missbrauch-zwischenstand-100.html

    (Kommentar 142. Erkennbare Muster in der Fam. Ratzinger)

    • @Angelika Oetken:

      Nette Anekdote, aber unwahrscheinlich, da Joseph Ratzinger nie Theologielehrer in München war. Das Priesterseminar des Erzbistums befindet sich in Freising, dort war er Dozent und wohnte zu dieser Zeit auch nicht in München. Dementsprechend gering dürfte auch sein damaliger Bekanntheitsgrad in München gewesen sein (das änderte sich erst, als er Kardinal in München wurde). Und seine Personalien werden sie nicht aufgenommen haben - sowas wurde diskret geregelt.

       

      Aber Grass selig schwor ja auch Stein und Bein, dass er den jungen Ratzinger als Waffen-SS-Mann im Kriegsgefangenenlager getroffen hat. Genau so hübsch wie unbelegt, aber weniger unwahrscheinlich...

  • Bei den Tätern der Silvesternacht handelte es sich größtenteils um Trickdiebe aus Nordafrika, die eine neue Masche angewandt haben um ihre Opfer zu überrumpeln und besser ausrauben zu können. Von diesen jungen Männern haben fast alle ganz sicher Erfahrungen mit sexueller Gewalt und Ausbeutung. Weil sie nämlich dem Strichermilieu entstammen. Dass Jungen, die von Erwachsenen missbraucht werden und marginalisiert leben, Aggressionen entwickeln dürfte bekannt sein. Auch wo sich die entsprechenden Szenen befinden und wer die "Freier" und die Zuhälter sind. Dass der Kölner Hauptbahnhof einer der Haupttatorte war, ist sicherlich kein Zufall. Der Dom steht gleich daneben. Wie viele Täter es unter den Priestern in Deutschland gibt, wurde bisher nicht ermittelt. Dafür beginnt die Öffentlichkeit langsam zu ahnen, welche Dimension die klerikale Missbrauchskriminalität hat. Vielleicht fragt ja mal ein Journalist die Kölner Beratungsstellen für Stricher, Trebegänger und Drogenabhängige und versucht mit Whistleblowern aus der Gruppe der PolizistInnen ins Gespräch zu kommen. Wäre gespannt, wie hoch die Rate an Priestern - auch sehr prominenten ist - die sich am Hauptbahnhof an Jungen zu schaffen machen.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

    • @Angelika Oetken:

      Das ist ein Punkt, den ich mich auch schon die ganze Zeit frage.

      Inwiefern die dort anwesenden Flüchtlinge hier in der BRD bisher andere Perspektiven hatten wie selbst sich sexuell ausbeuten zu lassen. Ich wollte das nicht so offen ansprechen, weil ich da kein Experte bin und die Assoziationen Köln/Schwul/Bahnhof/Stricher sich etwas bürgerlich-bieder anhören und ich will die Täter nicht wieder zu den Opfern machen,. aber ich entsann mich eines taz-Artikel ( http://www.taz.de/Maenner-bei-der-Sexarbeit/!5022024/ ), in dem der Autor diese sexuelle Ausbeutung eines jungen Mannes ganz ohne Gewissensbisse beschrieb,

      Dass Migration von Menschen ohne Ausbildung und Perspektiven die unfreiwillige Prostitution erhöht, ist auch noch ein Fakt, der bislang in der Migrationsdebatte überhaupt keine Rolle spielte.

      Insofern ist der Vorschlag auch naiv. Als ob sich ein Jugendlicher aus dem islamischen Umfeld, der sich prostituiert hat, einem Iman anvertrauen würde.

      • @Age Krüger:

        Wenn Menschen in Not geraten, erhöht sich immer die sexuelle Gewalt. Aber die jungen Männer, die in Köln und Hamburg Frauen angegriffen und auch vergewaltigt haben, sind sicherlich schon lange in der Szene. Und nicht per se Kriegesflüchtlinge. Algerien und Marokko gelten schon lange als ideale Tatorte für so genannte "Sextouristen", ein Euphemismus, hinter dem sich "Mensch, der in andere Länder reist, um leichter missbrauchen zu können" verbirgt. Selbstverständlich werden nicht nur Kinder und Jugendliche nicht-deutscher Herkunft missbraucht. Aber für Jungen ist es besonders schwer aus so einem Milieu wieder rauszukommen. Und Jungen reagieren für gewöhnlich auch anders als Mädchen auf sexuelle Ausbeutung, Misshandlung und Gewalt.

        In Köln könnten Journalisten sich ja mal hier erkundigen http://www.looks-ev.de/

         

        VG

        Angelika Oetken

  • Alle reden immer davon man muss die Männer integrieren, ihnen zeigen soll, dass es bei uns anders läuft, eine Frau würdig ist, auch wenn sie offen herumläuft.

    Ganz ehrlich, wenn ihr etwas tun wollt, dann tut etwas für die muslimischen Frauen. Erklärt Ihnen das Frauen Rechte haben und sie ihre Rechte einfordern sollen und dass sie nicht an diesen absoluten Blödsinn glauben sollen, dass sie unrein sind, wenn sie nicht komplett den idiomatischen Gesetzen des Islams gegenüber Frauen folgen.

    Und da könnten wir vielleicht schon mal bei den religiösen Muslimen anfangen, die es schon in unserem Land gibt.

  • Darum machen wir das zu unserem Problem?

    Warum lösen wir das Problem nicht ganz einfach in dem wir Wirtschaftsflüchtlinge, wie den beschriebenen "Jamal" wieder zurück schicken - oder erst garnicht einreisen lassen.

    Es ist überhelblich und völlig unrealistisch zu glauben, wir könnten das Problem "Kulturschock" mit so einfachen Mitteln lösen.

  • Der Artikel differenziert viel zu sehr verästelt.

     

    Fakt ist:

    Jeder Mensch, unabhängig von seiner kulturellen Sozialisation her, kann sofort ab Eintritt in eine andere Kultur, Rot und Grün unterscheiden.

    Soviel Verstand ist vorhanden und auch zu benutzen.

    Wer sich dem verweigert, ist mit den Konsequenzen zu konfrontieren.

  • 3G
    30226 (Profil gelöscht)

    Das ist echt schön! Sexualaufklärung für junge Muslime und zwar "religiös eingebunden". Und der "zutrauliche Iman" der dann erklärt, dass Sex nicht haram ist, wenn sich nur alle liebhaben und es schön consentual ist, der trägt auch Birkenstocks und Häkelpullies, nicht wahr? Und mit Allah nimmt ers nicht so genau, hautsache man ist ein guter Mensch. Weil, was mit evangelischen Weichspülpastoren funktioniert, müsste bei den Salafisten ja auch klappen, was? Ach schön, Ihr seid echt süß...

  • Bin mit allem einverstanden - aber es ist doch reichlich illusorisch und naiv, dem 20 jährigen Jamal, der in einem bestimmten Umfeld sozialisiert wurde, in einem 4-wöchigen Kurs beibringen zu wollen, was gut ist und was nicht. Da mag der Imam noch so "zutraulich" sein.

    Klingt etwa so überzeugend wie "Jetzt gehen wir mal nach Afrika (oder auch Afghanistan) und erzählen den Leuten, die dort seit Jahrtausenden in Stammesgesellschaften leben, dass sie doch bitte innerhalb von 5 Jahren eine Demokratie etablieren sollen - weil ist ja soviel besser....

  • Mal wieder ein Artikel, der doch sehr an der Oberfläche bleibt.

    Übrigens ist die Übersetzung von taharrush gamea als "sexuelle Belästigung" nur ein Teil der Wahrheit. Und zwar der Teil, der für sich genommen am Thema total vorbeigeht. Denn "gamea" (dmg) oder "dschama'i" meint "gemeinschaftlich", "in der Gruppe gegangen". Und dass es dafür seit Jahren einen feststehenden Begriff in arabischen Welt gibt, sollte uns zu denken geben.

     

    Wer am Thema, das der doch eher tendenziöse TAZ-Artikel vorgibt zu behandeln, interessiert ist, es aber doch ein bisschen tiefgründiger möchte, dem empfehle ich das folgende Interview mit Güner Balci: http://www.welt.de/politik/deutschland/article150929502/Das-archaische-Frauenbild-bedroht-uns-alle.html

    • @Per Nachname:

      und dass die gemeinschaftlich begangene vergewaltigung/sexuelle nötigung immer noch und nicht erst seit der letzten strafrechtsreform im StGB steht, das "sollte uns zu denken geben".

      ich schätze mal, nach einem blick ins StGB wird Jamila sich hier sehr wohl fühlen - sachichmaso.

  • Ein guter, weil Perspektiven eröffnender Artikel. Ein bisschen blauäugig vielleicht, aber ohne Zweckoptimismus sind sozialpädagogische Konzepte ohnehin kaum denkbar.

    Allerdings sollte man das mit dem Zweckoptimismus auch nicht übertreiben! Aussagen wie: "Sorry Schätzchen, wenn Du bei Pegida bist, dann bist Du leider unattraktiv und kommst für Kinderzeugung sowieso nicht in Frage" sind komplett illusionistisch. Der aktive und passive Zuspruch den Pegida, AfD und NPD auch von Frauen erhalten läßt nicht darauf schließen dass sich die Problematik quasi biologisch selbst lösen würde.

  • Zu dem Artikel, dem ich in wesentlichen Punkten beipflichte, muss man sagen, dass es in Deutschland bereits Integrationskurse gibt, die auch so genannte Orientierungskurse beinhalten, die unter anderem für die Vermittlung der im Artikel angesprochenen Themen da sind. Die Forderung nach Kursen ist also etwas überflüssig. Man muss sich vielmehr die Fragen stellen, ob diese Kurse verpflichtend sein müssen (momentan sind sie freiwillig, aber jede_r "Betroffene" hat ein Recht darauf, an einem teilzunehmen) und wie man die bereits existierenden Kurse eventuell neu ausrichten bzw. reformieren muss.

     

    Verpflichtende Kurse sind mir aber nicht ganz geheuer. Das könnte möglicherweise zu so einer unsinnigen Gängelung führen, wie sie im HARTZ-IV-Bereich bereits üblich ist.

    • @user21617:

      Solange der Flüchtling keine Arbeit hat, sind die Integrationskurse schon derzeit Pflicht und es gibt auch Sanktionen. Zu 90 % sind sie jedoch reine Sprachkurse. Erst am Ende gibt es 60 Unterrichtsstunden, die sich mit deutscher Kultur, Geschichte und Gesellschaft beschäftigen.

  • Schöner Artikel eigentlich, aber bei einer drastischen Verschiebung des zahlenmäßigen Geschlechterverhältnisses hilft alle Aufklärung nur begrenzt. Wieviel mehr junge Männer als junge Frauen leben gerade in Deutschland? Eine Million? Da wird eine Million Männer ohne Frau bleiben müssen, oder sie müssen sich Frauen teilen oder eine Menge Männer müssen schwul werden oder viele Frauen müssen nachkommen oder viele Männer müssen Deutschland verlassen oder viele Männer müssen sterben.

     

    Eines davon wird eintreten, wir können uns bestenfalls aussuchen was. Diese Schieflage halte ich für viel gefährlicher als die reine Zahl der Neuankömmlinge.

    • @Mustardman:

      Wo wäre denn das Problem, wenn eine junge Frau mehr Auswahl hätte und evtl. mehrere männliche Mitglieder in einer Familie wäre?

      Ist Monogamie in "unserer" Kultur vorgeschrieben?

      Es wird eher Zeit, dass das reaktionäre monogam geprägte Familienbild verschwindet und die Menschen in jeder ihr beliebigen Form zusammenleben dürfen ohne Nachteile zu erwarten wie z.B. dass Subventionen alleine denjenigen zukommen, die sich an das traditionelle Familienbild halten.

    • @Mustardman:

      Wie hat man das nur nach den Kriegen geregelt gekriegt? Mussten damals auch viele Frauen lesbisch werden, das Land verlassen oder sterben?

       

      Außerdem scheinen Sie von einem bedingungslos monogamen Verhalten der Leute auszugehen. Dass das nicht der gelebten Realität entspricht, dürfte aber hinlänglich bekannt sein.

    • @Mustardman:

      Die Behauptung, jede Störung des Geschlechtergleichgewichts müsse in jeder Gesellschaft zwangsweise in der Katastrophe enden, soll man mir bitte erstmal belegen. Und man komme mir bitte nicht mit der Mormonin und selbsternannten Feministin Valerie Hudson (http://www.politico.com/magazine/story/2016/01/europe-refugees-migrant-crisis-men-213500). Der aktuelle Stand der Forschung lässt solche Schlüsse einfach nicht zu, siehe auch: http://www.sciencedaily.com/releases/2014/04/140401103007.htm

      Gucken wir doch erstmal, was wir wirklich wissen, bevor wir anfangen, mal wieder irgendwelche subtil-sexistischen Klischees auszupacken...

      • @user21617:

        Von einer Katastrophe sprechen Sie. Ich habe nur die Möglichkeiten aufgezählt, die sich ergeben können. Nicht alle davon sind katastrophal, (es gibt ein Aufweichen monogamer Beziehungen oder Männer werden religiös oder verlassen das Land), aber dieses Thema völlig zu ignorieren, ist sträflicher Leichtsinn.

         

        Ich sage nur, dass diese Schieflage viel dramatischer und gefährlicher ist als einfach nur eine, zwei oder drei Millionen Menschen mehr in Deutschland (was meiner Meinung nach so schwer gar nicht wäre).

         

        So ein Missverhältnis in der Geschlechterverteilung hat zwangsläufig Auswirkungen auf alle und keine davon ist gut oder hilfreich bei der Lösung all der anderen Probleme, die der Flüchtlingsstrom mit sich bringt. Das ist sozialer Sprengstoff erster Güte.

         

        Diese Studie klingt interessant, haben Sie sie gelesen? Den Volltext kriege ich leider nicht.

      • @user21617:

        Was sagt denn der aktuelle Stand der Forschung zur bikulturellen Besiedlungsgeschichte der Pitcairn-Insel. 1790 kamen 9 Briten, 6 Polynesier und 12 Polynesierinnen auf die Insel.

         

        >>Jeder Europäer hatte eine Gefährtin; die sechs Polynesier mussten sich die übrigen drei Frauen teilen und wurden eher wie Sklaven behandelt. Als die Frau des Schmiedes John Williams starb und er sich eine der drei den Polynesiern „gehörenden“ Frauen aneignete, eskalierte der Konflikt.

        • @P Thurn:

          Auf Pitcairn spielte auch Alkohol (in wüsten Mengen) eine Rolle. Aber das haben wir hier ja auch.

        • @P Thurn:

          Ist das jetzt ernst gemeint?

  • Schöner Artikel!

  • Was geschieht denn mit den Frauen und Mädchen, die in den Heimatländern der häufig männlichen Migranten zurück geblieben sind ? Finden sie dort noch ausreichend Partner ? Werden sie zu Zweit-, Dritt- oder Viertfrauen ? Trotz intensiver Suche im Netz habe ich bis dato darauf keine Antwort gefunden.