Direkte Verbindung zu Paris-Attentätern: IS-Führungsmitglied in Syrien getötet
Der bei einem Militäreinsatz getötete Franzose habe nach Angaben der US-Armee „aktiv weitere Anschläge“ geplant. Auch ein Dokumentenfälscher wurde getötet.
Der Franzose Charaffe el Mouadan sei an Heiligabend getötet worden, sagte der für die Anti-IS-Koalition zuständige Sprecher der US-Armee, Steve Warren, am Dienstag vor Journalisten. El Mouadan habe „aktiv weitere Angriffe gegen den Westen geplant“.
Der 26-jährige el Mouadan hatte demnach „direkte“ Verbindungen zu dem mutmaßlichen Drahtzieher der Pariser Anschläge vom 13. November, dem belgischen Dschihadisten Abdelhamid Abaaoud. Dieser war nach den mutmaßlich von ihm geplanten Anschlägen mit 130 Todesopfern bei einem Polizeieinsatz im Vorort Saint-Denis getötet wurde.
Außerdem sei el Mouadan mit Samy Amimour befreundet gewesen, der sich bei den Anschlägen in der Konzerthalle Bataclan in die Luft gesprengt hatte.
Zehn IS-Mitglieder getötet
Bei Militäreinsätzen im Dezember seien insgesamt zehn hochrangige IS-Vertreter in Syrien und im Irak getötet worden, sagte Warren weiter. So wurde laut US-Armee am 26. Dezember im irakischen Mossul Abdel Kader Hakim getötet
Der Spezialist für die Fälschung von Dokumenten soll laut Warren ebenfalls Verbindungen zu dem „Netzwerk“, das für die Anschläge von Paris verantwortlich ist, gehabt haben. Die französischen Ermittler kannten ihn nach eigenen Angaben nicht.
Bei el Mouadan waren die französischen Ermittler vorsichtiger, was seine Beziehung zum mutmaßlichen Drahtzieher Abaaoud anbelangt. In Anti-Terror-Kreisen in Paris hieß es, es gebe keine bekannte und sichere Verbindung zu Abaaoud.
Allerdings bestätigten die französischen Ermittler, dass el Mouadan mit dem Selbstmordattentäter Amimour befreundet war und einen weiteren der Pariser Attentäter, Omar Ismail Mostefai, kannte.
Schießunterricht im Polizeiverein
El Mouadan war als Sohn marokkanischer Eltern im Großraum Paris aufgewachsen. Er wurde 2012 festgenommen, nachdem er mit Amimour und einem weiteren Freund nach Jemen oder Afghanistan gehen wollte.
Das Trio hatte sich über das Internet radikalisiert, el Mouadan hatte sogar Schießunterricht in einem Verein der Polizei von Paris genommen. Im August 2013 ging er in das Bürgerkriegsland Syrien, nachdem in Frankreich ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet worden und er unter Kontrolle der Justiz gestellt worden war.
Ob Frankreich an dem Einsatz der US-geführten Koalition gegen el Mouadan in Syrien beteiligt war, blieb zunächst unklar. Die französische Luftwaffe hatte nach den Pariser Anschlägen begonnen, auch IS-Ziele in Syrien zu bombardieren.
Laut US-Armee wurde im Dezember in der Nähe der IS-Hochburg Rakka in Syrien auch ein IS-Vertreter aus Bangladesch getötet, der seine Ausbildung in Großbritannien absolviert hatte. Siful Haque Sujan war demnach Teil des Hacker-Teams der IS-Miliz und war an der Abwehr von Überwachungsmaßnahmen beteiligt.
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