Kommentar von Jean-Philipp Baeck über Gedenkorte: Wichtiger denn je
Einen Gedenkort wegen Bremens jahrelanger Brechmittel-Folter zu realisieren, ist nicht einfach: Ortsbeirat befragen, Landesbeirat für Kunst, Kulturdeputation, Denkmalpfleger und vielleicht noch mal von vorn. Die ehrenamtliche Condé-Initiative hat mit behördlichen Windmühlen zu kämpfen. Denn das Problem ist: Es gibt in Bremen keinen politischen Willen – zumindest nicht auf Landesebene – für ein öffentliches Erinnern an die staatlichen Misshandlungen und die Fehlentscheidungen, die zum Tod Laye Condés führten.
Dass die Initiative wacker bis heute durchhält, ist bewundernswert und kann gleichzeitig traurig machen: Die Aufarbeitung und öffentliche Mahnung sollte aus den Reihen derer vorangetrieben werden, die verantwortlich waren. Vor macht es die Bremer Polizei, die eine Infobroschüre druckte, und deren Präsident Lutz Müller sich bewundernswert klar für einen öffentlichen Gedenkort positioniert. Und der Senat? Der Bürgermeister? Innensenatoren? Ärztekammer? Rechtsmedizinisches Institut? Staatsanwaltschaft? Bremer Gerichte? SPD, CDU, Fraktionen und Parteien? Hier wartet man auf ernsthafte Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld.
Dass die Gedenkort-Kritiker bis heute ausgerechnet darauf verweisen, Condé hätte mit Drogen gehandelt, zeigt, wie nötig ein öffentlicher Gedenkort ist: Genau das war die Begründung, die umstrittene Brechmittel-Methode anzuwenden. Beim Kampf gegen Drogen schien es legitim, Grenzen zu überschreiten. Hundertfach. Daran in Zukunft zu erinnern, ist wichtig. Und ja: selbstverständlich mit Verweis auf Laye Condé, dessen Menschenleben schließlich ausgelöscht wurde.
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