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Untersuchung der Anschläge von ParisBelgien, immer wieder Belgien

Ein Teil der Attentäter kam wohl aus Brüssel. Auch ein Franzose, der in Syrien gewesen ist, gilt als Täter. Eine weitere Spur führt nach Griechenland.

Anteilnahme in Belgien: Das Brüsseler Rathaus erstrahlt in den Farben der Tricolore. Foto: dpa

BRÜSSEL taz | Immer wieder Syrien, immer wieder Belgien. Beide Länder spielen nach den Erkenntnissen der französischen und belgischen Behörden eine Schlüsselrolle bei den Attentaten von Paris. Andere Spuren führen nach Deutschland und Griechenland – wie stichhaltig sie sind, muss sich aber noch erweisen.

Dass es einen Bezug zu den französischen Luftschlägen auf Stellungen des „Islamischen Staates“ in Syrien gibt, hatten Zeugen schon gleich nach dem Attentat im Konzertsaal „Bataclan“ berichtet. Mindestens ein Täter soll in die entsetzte Menge geschrien haben, dass es um Syrien gehe und PräsidentFrançoisHollande die Schuld trage.

Die „syrische Piste“ wird auch von den französischen Ermittlern bevorzugt. Sie haben den 29-jährigen Franzosen Omar Ismaïl Mostefaï als einen der Bataclan-Attentäter identifiziert. Trotz polizeilicher Überwachung war er 2013/2014 in Syrien. Man nimmt an, dass er dort in einem IS-Lager zum Terroristen ausgebildet wurde.

Dies lässt den Schluss zu, dass zumindest ein Teil der Täter nicht aus dem Ausland kam, sondern in Frankreich aufgewachsen ist. Allerdings verweisen wichtige Indizien auch in andere Länder.

Wieder einmal Molenbeek

Eine zentrale Rolle bei der Planung und Umsetzung der Attentate spielte offenbar Belgien. Das Land, das seit dem Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel im Mai 2014 als Drehscheibe des islamistischen Terrors gilt, ist auch diesmal verwickelt. Zwei der getöteten Attentäter lebten zuletzt im Großraum Brüssel. Möglicherweise ist eine Terrorzelle sogar aus Paris nach Brüssel geflüchtet.

Die Tat war darauf ausgelegt, ein Maximum an Opfern zu erzeugen

Staatsanwalt François Molins

Bis Sonntagnachmittag gab es in Belgien sieben Festnahmen, drei Fahrzeuge mit belgischem Kennzeichen sollen für die Attacken in Paris benutzt worden sein. Ein grauer Polo wurde offenbar direkt vor dem Bataclan geparkt. Die Ermittler fanden darin einen Parkschein aus der Brüsseler Gemeinde Molenbeek, die immer wieder im Zusammenhang mit Terrorakten in die Schlagzeilen gerät.

Der vor allem von Marokkanern bewohnte Stadtteil liegt ganz in der Nähe der Brüsseler Altstadt, aber auch des Südbahnhofs, von wo aus der Thalys-Schnellzug nach Paris fährt. Er zeichnet sich durch eine hohe Arbeitslosigkeit aus und ist der Kontrolle der Behörden entglitten. „Ich werde mich persönlich um Molenbeek kümmern“, kündigte Innenminister Jan Jambon an.

Weniger eindeutig sind die Spuren, die nach Deutschlandund nach Griechenland weisen. Zwar wurde beim Stade de France ein syrischer Pass gefunden, der bei der Einreise in Griechenland registriert wurde. Es ist jedoch nicht erwiesen, dass dieser Pass einem der Attentäter gehört. Er könnte auch gefälscht sein oder eine falsche Fährte legen.

Krieg gegen den IS

Auf Antrag der französischen Ermittler überprüfen die griechischen Behörden zudem die Fingerabdrücke eines weiteren Mannes. Wenn der Pass und die Fingerabdrücke tatsächlich einem der Angreifer zuzuordnen sind, würde das bedeuten, dass mindestens einer von ihnen sich unter den Flüchtlingen versteckt hatte, die vor der Gewalt in Syrien nach Europa fliehen.

Frankreichs Expräsident Nicolas Sarkozy forderte bereits die massive Verschärfung der Grenzkontrollen. Die sozialistische Regierung in Paris hat jedoch zunächst andere Prioritäten. Nachdem StaatschefFrançoisHollande bereits am Freitag den Ausnahmezustand ausrufen ließ, erklärte Premierminister Manuel Valls dem „Islamischen Staat“ den Krieg. „Wir ergreifen daher außergewöhnliche Maßnahmen. Und diesen Krieg werden wir gewinnen“, schrieb er auf Twitter.

Die ungewöhnlich martialische Sprache ist eine Reaktion auf das brutale, koordinierte Vorgehen der Terroristen. „Wahrscheinlich sind es drei koordinierte Teams von Terroristen, auf die diese Barbareien zurückgehen“, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins. Sieben Terroristen seien gestorben, sechs davon hätten sich in die Luft gesprengt. Der siebte wurde erschossen.

Horrorszenario für die Zuschauer

Zunächst war von acht getöteten Angreifern die Rede gewesen. Sie benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow. Außerdem hätten sie die absolut gleiche Art von Sprengstoffwesten getragen, sagte Molins – „darauf ausgelegt, ein Maximum an Opfern zu erzeugen“. Drei der Täter hatten es offenbar auf das Länderspiel Deutschland – Frankreich abgesehen.

Wie Frankreichs führende SportzeitungL’Équipe am Sonntag ohne Verweis auf Quellen berichtete, sollen sie kurz nach Spielbeginn versucht haben, noch in das Stadion zu gelangen. Insgesamt waren drei Selbstmordattentäter in der Nähe des Stadions. Ihr Ziel sei es gewesen, „ein Blutbad auf den Tribünen anzurichten und ein Horrorszenario für Millionen Fernsehzuschauer zu schaffen“, schrieb die Zeitung.

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