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Geht’s noch?Kein Platz für Bescheidenheit

Kate Winslet hält die öffentliche Diskussion über die Bezahlung von Frauen in Hollywood für unangebracht

Es sei „vulgär“, öffentlich über Geld zu sprechen, sagte die britische Schauspielerin Kate Winslet vor einigen Tagen in einem Interview mit BBC Newsbeat und fällt damit ihrer Kollegin Jennifer Lawrence in den Rücken.

Denn es ging um die „Gender Pay Gap“-Diskussion in Hollywood. Als die Bezahlung der fünf HauptdarstellerInnen von „American Hustle“ öffentlich wurde, war klar: die drei Kollegen mit Penis kriegen mehr als die zwei Kolleginnen ohne. Den Herren wurden neun Prozent an den Gewinnen des Filmes zugesprochen, den Damen nur sieben.

Die Oscarpreisträgerin Jennifer Lawrence war eine dieser Schauspielerinnen und machte ihrem Ärger in einem Essay Luft. Nicht auf Sony war sie sauer, sondern auf ihre eigene Verhandlungsausdauer. Sie schrieb, dass sie wohl in der Branche nicht als „verwöhnt“ und „schwierig“ gelten wollte und sie es als unangenehm empfunden habe, über Millionen zu streiten, die sie eigentlich nicht brauche. Aber damit sei nun Schluss. Denn als sie gesehen habe, was ihre Kollegen verdienen, wurde ihr klar, dass diese sich wohl keine Sorgen darüber machten als „verwöhnt“ oder „schwierig“ zu gelten.

Kate Winslet aber meint, darüber zu reden schickt sich nicht. „Maybe it’s a British thing“, sagt sie. Dass in verschiedenen Kulturen unterschiedlich über Geld gesprochen wird, wissen wir. Was Winslet aber offenbar so gar nicht verstanden hat: Es geht hier nicht ums Geld. Es geht darum, sich nicht kleiner zu machen, als man ist, nur um den Frieden zu wahren. Es geht darum, die gesellschaftlich etablierten Einkommensunterschiede nicht einfach zu akzeptieren, sondern sie aufzuzeigen. Hier hat Lawrence Vorbildwirkung, auch wenn sie in einer seltenen Gehaltsklasse spielt.

„Ich bin eine sehr glückliche Frau und zufrieden mit der Art, wie sich die Dinge entwickeln“, sagt Winslet außerdem – was sich in diesem Kontext anhört, als würde sie Lawrence sagen wollen: Sei nicht so sensibel, sei mal dankbar, du hast doch mehr als genug. Doch Bescheidenheit hat in Geschäftsverhandlungen nichts zu suchen und wird seltsamerweise auch immer nur von Frauen verlangt. Saskia Hödl

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