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"Schläge nur zum Schein"

Protest Schulmuseums-Ehrenamtler prangern mit „Kaiserzeit“-Unterricht Personalmangel an

privat
Beate Hekele

66, Grundschullehrerin, war von 2010 bis 2012 im Schulmuseum angestellt und arbeitet seither ehrenamtlich dort.

taz: Frau Hekele, wann genau spielt Ihr „Schulunterricht wie zu Kaisers Zeiten“ heute auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz?

Beate Hekele: Zu Zeiten Kaiser Wilhelms II., des letzten deutschen Kaisers, um das Jahr 1910.

Wie wurde da unterrichtet?

Mädchen und Jungen wurden getrennt unterrichtet – vom Herrn Lehrer oder dem Fräulein Lehrerin. Denn sobald eine Frau heiratete, musste sie laut Gesetz kündigen, um nur noch Hausfrau und Mutter zu sein.

Gibt es bei Ihrem Outdoor-Unterricht Schläge wie zu Kaisers Zeiten?

Spielerisch durchaus. Wir werden originale Schulbänke aufbauen, dazu ein Stehpult und eine Tafel mit Kaiserporträt. Und unser Fräulein Lehrerin wird einen Stock dabeihaben. Die Kinder werden von uns – ehrenamtlichen Mitarbeitern des Schulmuseums – gespielt, und Passanten sind eingeladen mitzumachen. Die Männer bekommen einen Matrosenkragen, die Frauen eine Kittelschürze. So mussten Kinder damals in der Schule erscheinen.

Wie erging es Rebellen?

Schlecht. Wer im Unterricht nicht folgsam war oder verspätet reagierte, bekam Schläge.

Wurde auch die Kaisertreue überprüft?

Ja. Auch wir werden heute „Vaterländischen Unterricht“ haben. Da lernt man, wann der Kaiser geboren wurde. Und wenn gefragt wird, von welchem Geschlecht er war, und ein Kind sagt „männlich“ statt „Hohenzollern“, gibt es Schläge. Danach haben wir Schreibunterricht, und wenn jemand mit links schreibt, wird auf die Hand geschlagen. Danach wird sie den Rest der Woche auf dem Rücken festgebunden, und die anderen Kinder verspotten denjenigen.

Normalerweise findet diese Unterrichts-Performance im Schulmuseum statt. Warum jetzt in der Innenstadt?

Weil wir als ehrenamtliche Mitarbeiter des Schulmuseums auf dessen miserable personelle Ausstattung hinweisen und weitere Unterschriften für die Schaffung zusätzlicher Stellen sammeln wollen. Vor fünf Jahren hatte das Museum acht Festangestellte, heute sind es noch drei, weil die Schulbehörde spart. Dem stehen 30 Ehrenamtler gegenüber, die vom Sekretariat über die Bibliotheksbetreuung bis zur Öffentlichkeitsarbeit alles machen. Das scheint uns nicht angemessen. Interview: PS

„Schulstunde wie zu Kaisers Zeiten“: Mitmach-Performance der Ehrenamtler des Schulmuseums: 12, 13, 14, 15 Uhr, Gerhart-Hauptmann-Platz

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