Zulassung von Riesen-Lkw: Gigaliner könnten Bahnen verdrängen
Umweltschützer demonstrieren gegen die Zulassung von Riesen-Lkw in Deutschland. Denn das könnte zu mehr Güterverkehr auf den Straßen führen.
Dass der Einsatz längerer Lkw – in den Niederlanden und in Dänemark dürfen sie bereits 60 Tonnen schwer sein – zu mehr Lasterverkehr führen soll, mutet auf den ersten Blick widersprüchlich an. Schließlich kann ein solches Fahrzeug pro Fahrt mehr Last transportieren; für die gleiche Frachtmenge sind entsprechend weniger Lkw nötig. Unberücksichtigt bleibt bei dieser Betrachtung aber, dass der Einsatz von extra langen Lastern den Lkw-Verkehr vergünstigt – und daher mehr Verkehr von der Schiene auf die Straße verlagert werden könnte.
Diesen indirekten Effekt haben nun die Berlin-Brandenburger Verkehrswissenschaftler Gernot Liedtke und Herbert Sonntag in einer Studie für die Bahnlobbyorganisation „Allianz pro Schiene“ berechnet. Ihr Ergebnis: „Der Nachfrageeffekt des Lang-Lkw zu Ungunsten des Schienengüterverkehrs ist sehr erheblich.“ Der Schienengüterverkehr werde vor allem im Einzelwagensegment zurückgehen und insgesamt um rund 7,6 Prozent sinken. Das entspreche einem Zuwachs von circa 1,73 Millionen Lkw-Fahrten pro Jahr und damit circa 7.000 zusätzlichen Lkw-Fahrten pro Werktag, heißt es in der Studie. Betroffen wären vor allem Produkte wie Autoteile, Chemiefasern, Möbel und Holz.
„Die Hoffnung vieler Politiker, durch den Einsatz von längeren Lkw die Zahl der Lastwagen auf den Straßen zu vermindern, wird sich nicht erfüllen“, sagte Herbert Sonntag. „Die Behauptung, dass der Riesen-Lkw sogar ein Beitrag zum Umweltschutz im Güterverkehr sein könne, ist mit unseren Berechnungen widerlegt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Auflösung der Ampel-Regierung
Holpriger Versuch endgültig gescheitert
+++ Ampelkoalition zerbricht +++
Lindner findet sich spitze
Ampelkoalition zerbricht
Scholz will Vertrauensfrage stellen
Die Wahrheit
Lindners Plan
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
Antisemitismus-Resolution im Bundestag
Kritik an Antisemitismus-Resolution