Deutsch-brasilianischer Klimadeal: Ruhe für den Regenwald geplant
Brasilien will den Raubbau des Regenwalds beenden und erneuerbare Energien ausbauen. Dafür kommt Geld aus Deutschland.
Berlin taz/rtr/dpa | Umweltschützer lobten den doppelten Erfolg: „Zum ersten Mal konkretisieren ein Industrie- und ein Schwellenland gemeinsam die Vision des 2-Grad-Limits, und Deutschland hat zugestimmt, dass die reicheren Länder die ärmeren bei den Tranformationen unterstützen“, sagte Christoph Bals von Germanwatch am Freitag. Am Donnerstag hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff eine enge Zusammenarbeit ihrer beiden Länder beim Klimaschutz vereinbart.
Die Kooperation soll in allen Bereichen des Energiesektors statt finden – bei Strom, Heizung, Kühlung und Verkehr. Bals hob hervor, dass Merkel und Rousseff, anders als die Industriestaaten beim G-7-Gipfel in Elmau, „keinen Raum für Kernkraft sowie CO2-Abscheidung und -lagerung gelassen“ hätten.
Zu Brasiliens neuer Umweltagenda gehört die Selbstverpflichtung, den Raubbau des Regenwalds bis 2020 komplett zu beenden. Zwölf Millionen Hektar Wald sollen wieder aufgeforstet werden. Das ist ein hehres Ziel, weil die parteiübergreifende Fraktion der Agrarier im Kongress über eine Mehrheit verfügt. Sie unterstützen nicht nur die Holzindustrie, sondern auch Bergbauunternehmen und die Energiegewinnung durch Stauseen mitten im Urwald.
Auf dem Staatsgebiet der siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt stehen immer noch 60 Prozent des globalen Regenwaldbestandes. Allerdings hat der Urwald seit Mitte der 1990er Jahre eine Fläche verloren, die doppelt so groß ist wie Deutschland. Und die Entwaldung nahm in den letzten beiden Jahren sogar wieder zu, nach zwischenzeitlichen Bemühungen, sie einzudämmen.
Deutschland will den Schutz des Regenwaldes und den Ausbau erneuerbarer Energien in den nächsten beiden Jahren mit rund 550 Millionen Euro unterstützen. Welche Projekte genau gefördert werden, blieb zunächst offen.
Leser*innenkommentare
Mika
"Christoph Bals von Germanwatch ... hob hervor, dass Merkel und Rousseff ... 'keinen Raum für Kernkraft ... gelassen' hätten."
Da haben Germanwatch und taz wohl in der Abschlusserklärung vom Donnerstag einen Satz überlesen: "Brasilien und Deutschland bekräftigten ihre Entschlossenheit, sich weiterhin für ... die friedliche Nutzung der Kernenergie einzusetzen."
Das bedeutet: Deutschland baut weiter mit am brasilianischen AKW Angra 3, der Kopie des gerade abgeschalteten AKW Grafenrheinfeld. Am deutsch-brasilianischen Atomabkommen von 1975, das SPD-Kanzler Helmut Schmidt mit der Militärdiktatur abgeschlossen hat, gibt es keine Abstriche.
Einige Details kann man hier bei DPA nachlesen: http://www.n-tv.de/politik/Deutsches-AKW-elektrisiert-Brasilianer-article15621476.html
BigRed
Na ja, wenn man http://www.n-tv.de/politik/Merkel-sieht-Chance-fuer-Mercosur-Abkommen-article15764956.html glauben darf, wird auch ein Freihandelsabkommen diskutiert. Falls das, wie ja häufig üblich, Klauseln zu Investorenschiedsgerichten beinhaltet, werden diese eingesetzt werden, um Umweltgesetze ausser Kraft zu setzen und die aktuellen Ankündigen wären nicht mehr als Greenwashing.
Ulrich Frank
@BigRed Man wird es erst glauben dürfen wenn ein Ergebnis zu sehen sein wird.