Plakat-Aktion in Freital: „Nazis essen heimlich Falafel“
Mit einer Streetart-Aktion an Bushaltestellen provoziert ein Künstlerkollektiv den Mob in der sächsischen Stadt Freital. Die Resonanz im Netz ist groß.
Zehn verschiedene antirassistische Sprüche zierten für kurze Zeit die Freitaler Haltestellen – eine Kriegserklärung des Künstlerkollektivs Dies Irae (Tag des Zorns).
Das Künstlerkollektiv bezeichnet den öffentlichen Raum als Kampfzone, die es zu erobern gilt. Umso mehr in einer Stadt wie Freital, in der die Hetze von Nazis und Wutbürgern gegen Flüchtlinge in der Stadt so allgegenwärtig ist. „Ich will Solidarität mit den Geflüchteten ausdrücken, aber auch mit denen, die ganz konkret Hilfe leisten, indem sie spenden oder Deutschkurse geben“, sagte der Initiator der Streetart-Aktion, der anonym bleiben wollte, der taz.
Von den Plakaten war in der sächsischen Kleinstadt am Freitag bereits nichts mehr zusehen. „Wir sind sehr überrascht von dieser Aktion“, sagte eine Sprecherin der für die Werbeflächen zuständigen Firma Deutsche Plakatwerbung GmbH. Man habe die Polizei informiert und ein Unternehmen nach Freital geschickt, um die Plakate zu entfernen. Dass die Botschaften nicht lange hingen, stört den Künstler wenig: „Ich freu mich natürlich, wenn viele Menschen sie wahrnehmen. Aber es ist auch gut zu sehen, dass das dem Gegner nicht gefällt. Da habe ich wohl einen Nerv getroffen“.
Ganz allein hatte er am Mittwoch und Donnerstag 21 Plakate in die Werbekästen verteilt. Der Künstler hätte auch eine Idee, wie man die Plakate vor dem Altpapier retten könnte: „Ich fände es gut, wenn die Firma sie versteigert und den Erlös an ein Flüchtlingsheim spendet.“ Im Netz gibt es bisher viel Lob für die Aktion. Die Reaktion der Nazis an den Bushaltestellen auf die Forderung, sie sollten ihr Gehirn anstellen, hat der Künstler nicht beobachtet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste