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Kommentar Atomkraft und KorruptionEndlager sind Sache des Staates

Reimar Paul
Kommentar von Reimar Paul

Sechs Unternehmen haben bei der Umrüstung von Schacht Konrad geschmiert. Konsequenzen muss es auch für den Generalunternehmer geben.

Na, alles acuh für Jahrhunderttausende sicher? Foto: dpa

B ei der Umrüstung der früheren Eisenerzgrube Schacht Konrad zum Endlager für schwach und mittelradioaktiven Müll haben sechs Bergbaufirmen wettbewerbswidrig ihre Preise abgesprochen. So und durch hohe Schmiergeldzahlungen an den nun verurteilten freiberuflich tätigen Ingenieur konnten sie beeinflussen, wer welche Aufträge an Land zog. Dabei ging es nicht um Kleinigkeiten, sondern um Arbeiten im Wert von mehr als 120 Millionen Euro.

Beim Bau und Betrieb von Atomanlagen ist allerhöchste Sorgfalt geboten. Ein falscher Handgriff, ein falsch eingesetztes Teil kann katastrophale Folgen haben. Die Professionalität und Zuverlässigkeit aller beteiligten Personen, Firmen und Behörden muss gewährleistet sein. Das gilt nicht nur fachlich, sondern auch ethisch. Wer diese Voraussetzungen nicht erfüllt, darf kein Endlager bauen, das Hunderttausende Jahre lang sicher sein soll.

Konsequenzen muss es nicht nur für die bestechenden Unternehmen geben. Wo wie in Salzgitter ein einzelner Ingenieur die Auftragsvergabe manipulieren kann, mangelt es auch an staatlicher Aufsicht. Das Bundesamt für Strahlenschutz, gewissermaßen Bauherr des künftigen Endlagers, hat sich für nicht zuständig erklärt und auf die Verantwortung des Generalunternehmers verwiesen – die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern. Die DBE war ursprünglich selbst ein Staatsbetrieb. Heute gehört sie zu 75 Prozent den AKW-Betreibern. Sie ist auch Mitglied der Lobbyorganisationen Atomforum und Kerntechnische Gesellschaft.

Der Fall zeigt, dass die vertraglich zementierte Monopolstellung beim Endlagerbau und die Eigentümerstruktur der DBE zu nichts Gutem führen. Es darf nicht sein, dass die Abfallverursacher, die ein Interesse an einer möglichst billigen Atommüll-Entsorgung haben, Zugriff auf das zentrale Endlager-Unternehmen in Deutschland haben. Die DBE muss wieder verstaatlicht werden.

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Reimar Paul
Autor
Jahrgang 1955, Journalist und Buchautor. Schwerpunkte: Umwelt, Atomkraft, Verkehr, Flucht & Asyl, Fußball. Schreibt u.a. für taz, nd, Tagesspiegel, Weser-Kurier und die Nachrichtenagentur epd. Leitet taz-Radreisen ins Wendland.
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4 Kommentare

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  • Papa Staat wird es schon richten?? Ohne Staatseinwirkung gäbe es keine Atomkraft, weder in den USA noch hierzulande. Ein Privatunternehmen kann Atomkraftwerke nicht bauen, weil es nicht für GAUs haften kann. Auch der Staat kann substanziell nicht haften nicht, sondern die Steuerzahler sind die Dummen, zumal der Politadel arrogant ist. Bürgerliche Kontrolle zusammen mit Fachleuten wäre nötig.

  • mein Gott Schacht Konrad November 1982 grosse Demo am Schacht Konrad, sogar ein gewisser S Gabriel war dabei, der Fluch der KK und Endsorgung, man hat sie Beamten und erwaltungsgerichten überlassen statt den Technikern

  • Das Bundesamt für Strahlenschutz erklärt sich andauernd für nicht zuständig und dabei ist es diese Behörde, die den Endlagerbau kontinuierlich verschleppt und dafür sorgt, dass das unangenehme Thema auf die künftigen Generationen verlagert wird.

    Die Methoden des BfS sollte der Autor mal konkreter unter die Augen nehmen. Das ist nämlich der eigentlich problematische Akteur in der ganzen Gemengelage.

     

    Und wie sie richtig in der Überschrift schreiben, ist Endlagerung Sache des Staates. Aber seit 40 Jahren passiert dort nichts. Egal unter welcher Regierung. Ich wage mal an dieser Stelle die Prognose, dass Deutschland es nie schaffen wird ein Endlager, zumindest für hochradioaktive Stoffe, zu errichten und der Müll entweder dauerhaft in den heutigen Zwischenlagern an der Erdoberfläche bleibt oder ins Ausland exportiert wird, was ein echtes Armutszeugnis für ein Hochtechnologieland wie Deutschland wäre.

  • Besser als die unendliche, gerade von den "Atomkraftkritikern" stets boykottierte Endlagersuche weiterzuführen, sollte man lieber innehalten.

    Die Endlagersuche hat sich bereits erledigt, nur wird das in Deutschland eben nicht diskutiert. In anderen Ländern ist man da weiter.

     

    Es gibt momentan wenigstens 3 Wege, um hochradioaktive Stoffe zu entsorgen.

    1) Transmutation: Das europäische MYRRHA-Projekt

     

    2) Moderne schnelle Brüter, wie der russische BN 800, der letztes Jahr ans Netz ging. Der Rosatom CEO sprach von 25 Jahren, in denen Russland Atommüll frei sein wird.

     

    3) Moderne Reaktoren wie die Flüssigsalzreaktoren (zB. der deutsche Entwurf "Dual Fluid Reactor"), die nahezu alles "fressen". China will in 10 Jahren den ersten Thorium-Reaktor ans Netz bringen und Australien erwägt den Aufbau einer "Atommüll-Industrie"

     

    Statt Milliarden Euro in überflüssige "Endlager" zu pumpen, sollten wir schnellstens unsere nuklearen Kapazitäten wieder aufbauen und neue Reaktoren planen und bauen.