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Kommentar Cannabisfreigabe in BremenDie Richtung stimmt

Marco Carini
Kommentar von Marco Carini

Verkauf in zwei Apotheken – viel Rauch um nichts? Nein, denn Bremens Beschluss für legalen Cannabiskonsum wird die bundesweite Debatte befeuern.

BremerInnen über 18 können jetzt durchinhalieren. In den Jugendzimmern bleibt‘s aber beim Schwarzmarktkonsum. Foto: dpa

D ie Aussicht ist verlockend: Coffeeshops im Bremer Steintorviertel, Klein Amsterdam an der Weser. Soweit aber ist es noch lange nicht: Geht es nach der zukünftigen rot-grünen Koalition in Bremen, wird es Cannabis zukünftig nur in zwei Apotheken legal – wenn überhaupt. Denn dass der Bund einen Modellversuch zur kontrollierten Haschischabgabe genehmigt, darf bezweifelt werden. Und die geplante Entkriminalisierung stößt auf die Grenzen des bundesweit gültigen Strafrechts. Also doch bloß – viel Rauch um nichts?

Mitnichten! Der Bremer Vorstoß könnte Folgen haben. Es gibt Themen, die für einen gesellschaftlichen Wandel stehen, der wenig vermeidbar ist, wie lange er auch dauert: Die Homo-Ehe ist so ein Thema, die Cannabis-Legalisierung auch. Beides wird kommen – und beides braucht Zeit.

Wie der irische Volksentscheid für die Homo-Ehe, so ist auch der Bremer Beschluss für legalen Cannabiskonsum ein Aufbruchsignal – eines, das weit über Bremen hinausstrahlen wird: Es wird die Debatte in anderen Bundesländern befördern, vor allem aber auch in der SPD, die in dieser Frage gespalten ist. Auch Bremens Sozis wehrten sich lange gegen den ersten konkreten Schritt, um am Ende einzulenken – anders als etwa bei den rot-grünen Koalitionsverhandlungen in Hamburg.

Doch die Bremer Offensive löst nicht alle Probleme. Zwar könnte sie Schwarzmarktstrukturen austrocknen helfen, den Weg der Entkriminalisierung der UserInnen aber beschreiten die Koalitionäre nicht bis ans Ende: Cannabis ist eine Schulhof- und Jugenddroge – Erwachsenen den Genuss zu erlauben, sanktioniert weiter den Konsum jener Jugendlichen, die schon strafmündig sind, aber noch nicht volljährig. Es braucht ein bundesweites Konzept, das auf Legalisierung und Prävention setzt, den Jugendschutz aber nicht völlig außer Acht lässt. Bis dahin dürfte es noch dauern. Aber ein erster Schritt ist dank Bremen nun getan.

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Marco Carini
Landespol. Korrespondent
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16 Kommentare

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  • Jeder denkt nur an Genussmittel. Das Cannabis auch ein Medikament ist, scheint dabei vergessen zu werden. Kranke müssen leiden, damit Gesunde den Wirkstoff nicht mißbrauchen.

     

    Herzlichen Dank!

  • Beim Veranstaltungsmagazin Tip kann man gerade an einer Abstimmung über das Lieblingsbier der Berliner teilnehmen.Trinken wird dort als "Trinkkultur"bezeichnet.

    Mensch brauchen wir lange,bis wir Gleiches gleich behandeln.

  • Es werden in Deutschland extrem langsame Schritte in Richtung Legalisierung von mMrihuana gemacht die von Konservativen stetig torpediert werden und dem Autor fällt nichts besseres ein als zu fordern dass Jugendliche da auch irgendwie legal rankommen sollen?

     

    Das ist nicht nur dumm, das ist auch kontraproduktiv da unseriös. Trotz Strafmündigkeit dürfen Jugendliche auch keinen Alkohol unter 18 kaufen. Das ist nichtmal ansatzweise ein Argument.

    • @Tron1981:

      " Es braucht ein bundesweites Konzept, das auf Legalisierung und Prävention setzt, den Jugendschutz aber nicht völlig außer Acht lässt. "

       

      Da steht nichts davon,dass Jugendliche legal Zugang zu Marijuana erhalten dürfen sollen.

      • @pippilotta_viktualia:

        "Zwar könnte sie Schwarzmarktstrukturen austrocknen helfen, den Weg der Entkriminalisierung der UserInnen aber beschreiten die Koalitionäre nicht bis ans Ende: Cannabis ist eine Schulhof- und Jugenddroge – Erwachsenen den Genuss zu erlauben, sanktioniert weiter den Konsum jener Jugendlichen, die schon strafmündig sind, aber noch nicht volljährig."

         

        Ich glaube mein Leseverständnis ist recht gut ausgeprägt, diesen Abschnitt kann man garnicht falsch verstehen. Speziell der erste und der letzte Satz meines zitierten Abschnitts belegen meine Vermutung aber Sie können ja erklären wie er diese Sätze meinte.

         

        Man keinen seinen letzten Satz damit zusammenfassen Jugendliche als Diskriminierungsopfer einer Entkriminalisierung des Konsums für Erwachsene darzustellen was mit das Schwachsinnigste ist was ich jemals gehört habe.

         

        Legalisierung und Konsum ab 18 JA, Freigabe für Jugendliche NEIN.

        • @Tron1981:

          Altersgrenzen sind ziemlich schwachsinnig.

          Besser wäre ein allgemeiner Test, den jeder für psychotrope Substanzen ablegen muss, bevor er sie konsumieren darf.

          • @Age Krüger:

            Ja klar, sollen ausgerechnet Staatsbürokraten und Schergen, MPI und dergleichen Psychostasi, also genau jene Sorte von Leuten, die von Cannabis und dessen sinnvollen Gebrauchs am allerwenigsten Ahnung haben, bestimmen, wer Cannabis gebrauchen darf?

             

            Ich bin baß erstaunt, was für Stilblüten dieses Thema doch hervorbringt.

  • da musste man sich jahreslang dumm anmachen lassen, weil man raucher war und jetzt gibt es die tägliche werbung fürs jointrauchen. ich bin platt.

     

    wenn sie das legalisieren, muss ich mir im schwimmbad wohl auch noch tätowierte dicke pappis und mammis mit nasenring und süßlich stinkenden joints antun.

     

    es ist manchmal hart. das leben.

    • @Hunter:

      Aber klar ne ... alle Kiffer sind dick u. haben Nasenringe.







      Und Alkies haben Schmierbäuche u. gerötete, aufgedunsene Gesichter.







      Ich bin weder dick, noch trage ich Nasenring trotz Kiffen.







      Ja das leben kann hart sein. Aber sie sind ja ein Marlboro Man.







      Achso und könnten sie mir bitte mal die tägliche "Werbung" fürs Jointrauchen zeigen.

       

       

       

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  • Ich nehme doch stark an, diese Änderung wurde vorgenommen, um die Polizei zu entlasten.

    Bremen ist ständig am Rande der Pleite.

    Das sollte sogleich auf den Görlitzer Park in Berlin angewendet werden.

  • Schade ist, daß das heilige Kraut der Sadhus und Rastas in unserer dekandenten Gesellschaft zum bloßen Konsummittel wie Alk verkommen wird. Jugendliche werden Komakiffen, wer kann mehr ziehen, wen haut es um? Es wird Energydrinks mit Cannabiszusatz geben. Hipster werden sich mit Haschwolken schmücken. Es wird genmanipulierten, Round Up-resistenten Monsanto-Hanf geben, angebaut in südamerikanischen Monokulturen, für die man hunderte Quadratkilometer Regenwaldes rodet.

  • Auch der Konsum normaler Zigaretten ist Jugendlichen unter 18 in der Öffentlichkeit verboten.

    Ich schätze, dass ebenso wie beim Nikotinrauchen auch der thc-Genuß eine Sache bei Jugendlichen sein wird, die sie von Erwachsenen lernen werden. Dass das ein "Lernen" ist im bewussten Sinne, glaube ich zwar kaum, aber das Argument, dass die Jugendlichen bei dem illegalen Cannabiskonsum mehr leiden wie beim ebenfalls für sie illegalen Zigarettenkonsum, glaube ich auch nicht.

  • wenn solche dinger wie auf dem foto gebaut werden, handelt es sich in erster hinsicht um ein nicotine junky.

    es sei denn man ist wirklich so bekloppt solche doobies neat zu rauchen, was eine unglaubliche verschwendung darstellt.

    • @Theloneous Honk:

      Auf Initiative der Europäischen Kommission könnte das Europäische Parlament mit dem Europäischen Rat eine Verordnung erlassen, die eine normgerechte, verschwendungsreduzierende und neate Doobieverwertung ermöglicht. Bremen als allseits bekannter Hort von Fortschritt und Schönheit könnte erste Umsetzungszone dieser Verordnung werden.

  • "Cannabis ist eine Schulhof- und Jugenddroge"

     

    Danke, jetzt fühl ich mich wieder jung.

    • @DasNiveau:

      Man lernt eben nie aus.