Reaktion auf Wechsel bei Sozialdemokraten: Grüne beten für die SPD
Die Grünen hoffen, dass die SPD-Linke sich hinter neuer Spitze versammelt. Kanzlerin Merkel sagt, sie freue sich auf den Wahlkampf.
BERLIN taz/ap Bei den Grünen gingen die Bewertungen des sozialdemokratischen Dramas am Montag etwas auseinander. Die Partei- und Fraktionsvorsitzenden vertraten die Linie, dass mit den neuen SPD-Führungspersonen Steinmeier und Müntefering die Chance auf ein besseres SPD-Wahlergebnis 2009 - und damit auf eine Ampelkoalition von SPD, Grünen und FDP - gestiegen sei.
"Das nützt auch uns, weil damit der Kampf gegen Schwarz-Gelb aussichtsreich wird", erklärte der Fraktionsvorsitzende Fritz Kuhn der taz. Die Bedingung für "eine Perspektive gegen Schwarz-Gelb" sei allerdings, "dass die SPD sich jetzt wirklich zusammenfindet", erläuterte Kuhn. "Die Parteilinke muss die neue Führung akzeptieren. Die Frage muss gelöst werden, wie auf der einen Seite mit der Agenda 2010, auf der anderen Seite mit der Linkspartei strategisch umgegangen wird."
Kuhns Vize und Spitzenkandidat zur Bundestagswahl Jürgen Trittin sagte dagegen zur taz: "Die Wahrscheinlichkeit einer schwarz-gelben Mehrheit wächst." Denn das "eigentliche Desaster" an den Ereignissen sei, "dass die SPD eine offenkundig anstehende Entscheidung" - für Steinmeier als Kanzlerkandidat - "nur um den Preis der Demontage eines weiteren Vorsitzenden auf die Reihe bekommt". Die SPD wechsle ihre Parteivorsitzenden schneller aus "als die Grünen in ihren besten Zeiten".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherte am Donnerstag in München: "Ich freue mich auf einen spannenden Wahlkampf im nächsten Jahr." Steinmeier und Müntefering seien ihr ja wohlvertraut. Merkels Sprecher Thomas Steg ergänzte in Berlin, der Wahlkampf zwischen Merkel und Steinmeier werde "sehr fair, menschlich fair ablaufen, das haben sich beide in die Hand versprochen".
Den Umgang mit dem scheidenden Parteivorsitzenden Kurt Beck kritisierte Merkel allerdings. Wie sein Rücktritt gelaufen sei, entspreche "nicht der Würde einer Volkspartei", sagte sie.
Die FDP verlangte Neuwahlen. FDP-Chef Guido Westerwelle sagte: "Ein Jahr Dauerwahlkampf zwischen der Kanzlerin und dem Vizekanzler - das kann sich Deutschland nicht erlauben."
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