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Französin im iranischen GefängnisFür eine E-Mail in den Knast

Im iranischen Isfahan wurde eine junge Französin festgenommen. Der Vorwurf: Sie soll spioniert haben. Die Regierung in Paris fordert nun ihre Freilassung, nachdem Geheimgespräche scheiterten.

Clotilde Reiss studierte Politikwissenschaft an der Universität Lille. Bild: ap

BERLIN taz | Im Iran reicht das Versenden einer E-Mail, um wegen des Vorwurfs der Spionage im Gefängnis zu landen. Das ist der 23-Jährigen Französin Clotilde Reiss am 1. Juli passiert, wie jetzt bekannt wurde. Sie wurde am Teheraner Flughafen festgenommen, als sie nach einem fünfmonatigen Aufenthalt in Isfahan das Land via Beirut wieder verlassen wollte. Die Behörden werfen ihr vor, mit dem Handy ein Foto von einer Demonstration in Isfahan gemacht und es an einen Bekannten in Teheran weitergeleitet zu haben. Sie wird derzeit im Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten.

Die französische Regierung war über die Festnahme informiert, führte aber zunächst Geheimverhandlungen und bestellte mehrfach den iranischen Botschafter in Paris ein. Doch nachdem dieser Versuch offenbar erfolglos blieb, wandte sich der französische Außenminister Bernard Kouchner am Montagabend an die Öffentlichkeit und forderte die sofortige Freilassung von Reiss. Den Spionagevorwurf wies er zurück. Reiss habe Handy-Fotos auf Demonstrationen gemacht, wie hunderttausende Iraner auch, sagte Kouchner. Bis Montagabend konnte der französische Konsul in Teheran die Festgenommene nicht im Gefängnis besuchen. Reiss, die fließend Persisch spricht, arbeitete an der Universität von Isfahan als Lektorin.

Unterdessen hat die iranische Opposition dazu aufgerufen, alle nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni Festgenommenen umgehend freizulassen. Außerdem verurteilte sie die Praxis, Geständnisse einer angeblichen staatsfeindlichen Tätigkeit zu erpressen. Dies war am Dienstag auf der Internetseite des offiziell unterlegenen Kandidaten Mir Hossein Mussawi zu lesen. Demnach hat die Opposition Vertreter aus ihren Reihen bestimmt, die die Freilassung der Gefangenen vorantreiben sollen. B. S.

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3 Kommentare

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  • A
    amir

    Man zahlt die GEZ für Desinformationen und Propaganda. Wenn ich wusste wie würde ich überhaupt die GEZ abschaffen.

  • D
    DerFuchs

    Ja warum denken Sie, wird überhaupt darüber gesprochen. Natürlich um noch mehr Hass und Vorurteile im eigenen VOLKE gegen den IRAN zu verbreiten, dass ist eine klare Militärpsychologie die ihre Propaganda durch die Medien findet!

     

    Fragen Sie sich doch alle am besten, wieso wird denn in letzter Zeit soviellllllll über den Iran geredet? Wieso ? Wieso ?

     

    Leiden alle schlauen Köpfe aus Deutschland an Alzheimer?

     

    Wurde nicht vor paar Jahren genau die selbe Propaganda gegen den Irak verbreitet, und später stellte sich herraus, dass alle angeblichen Beweise, sei es der IRak hätte Atombomben, massive Waffen, Frauenmörder und und und....stellte sich nach der US-Invasion als blosse LÜGE, und das meine DAMEN UND HERREN...findet jetzt mit dem IRAN statt....

     

    Also wenn dass kein Armutszeugnis für die Manupulation im eigenem Lande durch sone BErichte ist, dann weiss ich selbst nicht mehr, was für ein Sinn unsere angebliche Medien- & Meinungs- bzw. Pressefreiheit hat !

    Wenn doch sowieso alle Journalisten für den selben MANN arbeitne!

     

    Vielen Dank

  • AT
    Adriana Teixera

    Außer der ARD berichtet bislang nur die TAZ über diesen Vorfall.

    Vielen Dank für ihre Aktualität und sehr gute Berichterstattung.