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Fussball-BundesligaHertha erlebt ein Desaster

Hertha BSC verliert gegen SC Freiburg 0:4. Beim Kellerduell haben die Berliner keine Chance.

Arme Herthaner: So sehen Verlierer aus Bild: ap

Tiefer kann Hertha nun nicht mehr sinken. Trotz aller guten Vorsätze gingen die Berliner auch gegen den Aufsteiger SC Freiburg mit 0:4 wieder als Verlierer vom Platz. Zum fünften Mal in Folge. Und die blamable Niederlage bescherte dem Team von Trainer Lucien Favre erstmals in dieser Saison den letzten Tabellenplatz. Verheerender als die verlorenen Punkte war dabei aber wohl die völlig hilf- und ideenlose Darbietung der Berliner, die für die nahe Zukunft wenig Gutes hoffen lässt.

Eigentlich sollte am vergangenen Donnerstag der Europa-League-Gegner FK Ventspils als Aufbaugegner dienen, um gegen Freiburg wieder mit neuem Mut angreifen zu können. Doch das dürftige 1:1 gegen die Letten erschütterte scheinbar das ohnehin geringe Selbstwertgefühl zutiefst. Hinzu kam, dass Hertha mit Torwart Jaroslav Drobny auf einen ihrer wenigen Stabilisatoren im Team verzichten musste. Ihn ersetzte der erst 19-jährige Sascha Burchert.

Und so sah Robin Dutt sein Team vor dem Anpfiff im psychologischen Vorteil. Er sollte Recht behalten. Vor allem in der ersten Viertelstunde präsentierten sich die Gastgeber im Olympiastadion desolat. Die Berliner Defensive postierte sich bei den gegnerischen Angriffen ohne Sinn und Verstand. Auch in der Nähe des Strafraums hatten die Freiburger keine Probleme eine freie Anspielstation zu finden. Schon nach fünf Minuten schließt Ivica Banovic nach einem leichtfertigen Berliner Ballverlust einen Konter zur 1:0 Führung der Breisgauer ab. Und ebenso freistehend wie problemlos erhöht Cedric Makiadi wenig später (12.) zum 2:0.

Danach verflachte die Partie ein wenig. Auf Chancen von Hertha aus dem Spiel heraus wartete man vergebens. Lediglich Patrick Ebert setzte einen Freistoß knapp neben das Tor. Der Mannschaft gelang es zu keinem Zeitpunkt, das Spiel an sich zu reißen. Nichts war davon zu spüren, dass es bei dieser Begegnung um viel geht. Dabei hatte Kapitän Arne Friedrich im Vorfeld erklärt: "Das ist eines der wichtigsten Spiele überhaupt"

Das 3:0 der Freiburger verdeutlichte wiederum einmal mehr, wie sehr den Herthanern der zu Hoffenheim abgewanderte Josip Simunic fehlt. Der schwedische Neuzugang Rasmus Bengtsson machte nicht nur beim verlorenen Laufduell gegen den Torschützen Mohamadou Idrissou eine sehr unglückliche Figur. Und ein Blick auf die Bank offenbarte, dass der bedauernswerte Lucien Favre nach dem Ausfall des verletzten Steve von Bergen auch gar keine Alternativen auf dieser Position hatte.

Mit den zur zweiten Halbzeit eingewechselten Cesar und Lukasz Piszczek kam zwar ein wenig mehr Schwung ins Offensivspiel der Blauweißen. Aber nun fehlte Hertha die Fortune. Bei den zurückhaltenderen Gästen hingegen klappte alles. Der erste ernstzunehmende Angriff, wie beim 1:0 legte Idrissou wieder auf Banovic ab, hatte das 4:0 zur Konsequenz.

Hertha verliert derzeit nicht nur seine Spiele. Hertha verliert den Glauben an sich selbst, den Respekt der Gegner und die Unterstützung der eigenen Fans. Mit einem schrillen Pfeifkonzert verabschiedeten die Anhänger ihr Team in die Kabine.

Am Mittwoch muss nun Hertha im Pokal beim Zweitligisten 1860 München antreten. In der Bundesliga warten mit Hoffenheim und dem Hamburger SV Gegner von größerem Format als bisher. Wie die letzten vier Tage aber lehrten, ist für Hertha nicht nur der lettische Meister nicht zu schlagen, überraschenderweise war auch der Aufsteiger aus dem Breisgau mindestens eine Kragenweite zu groß für das Favre-Team.

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