Urteil gegen Guantánamo-Häftling: 40 Jahre Knast für Omar Khadr
Das Urteil gegen den Ex-Kindersoldaten und jüngsten Guantánamo-Häftling Omar Khadr lautet: 40 Jahre Haft. Acht muss er davon tatsächlich noch absitzen - ab 2011 in Kanada.
WASHINGTON taz | Die Militärjustiz von Guantánamo richtet auch am Sonntag: Nach dem Kirchgang verurteilten sieben Jury-Mitglieder - allesamt US-Offiziere - den ehemaligen Kindersoldaten Omar Khadr zu 40 Jahren Gefängnis. Das harte Urteil ist die erste Verurteilung der Militärjustiz seit dem Amtsantritt von Präsident Barack Obama, der das Lager schließen wollte. Das Strafmaß übertrifft die Strafforderung des Anklägers um 15 Jahre. Der kanadische Verteidiger von Khadr hat das Verfahren als "Fehler" bezeichnet. Anwalt Denis Edney: "Khadr hätte als Kindersoldat behandelt werden müssen. Und nie nach Guantánamo gehört."
Der heute 24-jährige Omar Khadr war 15, als er als einziger Überlebender mit schweren Verletzungen aus den Trümmern eines Hauses in Afghanistan geborgen wurde. Das Haus, in dem sich mehrere al-Qaida-Kämpfer - darunter Khadr - verschanzt hatten, war zuvor stundenlang beschossen worden. Bereits am Boden liegend soll Khadr eine Handgranate hinter sich geworfen haben. Sie tötete den US-Soldaten Christopher Speer.
Nachdem Khadr zuvor bestritten hatte, den US-Soldaten getötet zu haben, bekannte er sich in der vergangenen Woche sämtlicher ihm vorgeworfener Kriegsverbrechen, darunter auch "Verschwörung", für schuldig.
Für den jungen Mann, der ein Drittel seines Lebens in Gefangenschaft verbracht hat, bedeutet das Urteil paradoxerweise einen relativ überschaubaren Weg in die Freiheit. Schon bevor die Jury zur Urteilsfindung zusammentrat und ohne dass die sieben Juroren davon wussten, hatte es eine Einigung mit der Regierung in Kanada gegeben. Danach muss der junge Mann "nur" noch weitere 8 Jahre hinter Gittern bleiben. Er soll Guantánamo 2011 verlassen und in sein Heimatland Kanada überstellt werden. Dort muss er weitere 7 Jahre absitzen.
Khadr ist als Kind einer Einwandererfamilie in Kanada aufgewachsen. Seine Eltern haben versucht, ihre Kinder zu Dschihad-Kämpfern zu machen. Der Vater, ein persönlicher Bekannter von Bin Laden, hatte seinen 13jährigen Sohn Omar Khadr aus Kanada nach Afghanistan gebracht. Dort erhielt der Junge eine Erziehung durch Al-Qaida-Kämpfer, lernte Bomben basteln und US-Besatzer ausspionieren.
Nach seiner Gefangennahme im Juli 2002 und nachdem seine Schussverletzungen medizinisch behandelt worden waren, wurde Khadr in dem berüchtigten Gefängnis im afghanischen Bagram verhört. Unter anderem wurde er dort des Schlafs beraubt, musste mit einer Kapuze über dem Gesicht und an die Wände seiner Zelle gefesselten Händen stehen und wurde nach eigenen Aussagen mit Vergewaltigung bedroht.
Mit seiner Überstellung nach Guantánamo wurde Omar Khadr zum jüngsten Gefangenen in dem Lager. Der Psychiater Michael Welner beschreibt ihn als einen "engagierten Dschihadisten" und als "schwer rehabilitierbar". US-Soldat Patrick McCarthy, einst Militärberater in Bagram, der Khadr am Anfang seiner Gefangenschaft verhört hatte, bezeichnet ihn als "guten Jungen", den man "zurückgewinnen" könne.
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