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Proteste in BahrainSaudi-Arabien schickt Truppen

Im Auftrag des Golfrats sollen die Soldaten aus Saudi-Arabien der bedrängten Herrscherfamilie helfen. In beiden Ländern fordern die Schiiten mehr Rechte.

Durchfahrt gesperrt: Blockade auf einer Zufahrtsstraße nach Manama, der Hauptstadt Bahrains. Bild: dapd

KAIRO taz | Ein arabisches Bruderregime hilft dem anderen, um lokale Reformbewegungen aufzuhalten. Im Golfstaat Bahrain sind am Montag mehr als tausend Soldaten aus dem benachbarten Saudi-Arabien eingetroffen, um die dortigen Sicherheitskräfte bei der Niederschlagung eines seit einem Monat andauernden weitgehend friedlichen Aufstandes zu unterstützen. Ein saudischer Sicherheitsbeamter bestätigte am Montag die Ankunft der Truppen auf dem Luftweg. Weitere saudische Soldaten sollen auf dem Landweg nach Bahrain unterwegs sein, das durch eine Brücke mit dem Osten Saudi-Arabiens verbunden ist.

Zuvor hatte die Regierung in Bahrain beim Golf-Kooperationsrat um militärischen Beistand nachgesucht. Angeblich sollen die saudischen Soldaten zunächst die Bewachung wichtiger staatlicher Einrichtungen wie Öleinrichtungen, Strom- und Wasserwerke, sowie Banken übernehmen. Zunächst gab es allerdings noch kein Kommentar dazu von offizieller bahrainischer Seite dazu. Die Opposition warnte dagegen bereits, dass der Einsatz der ausländischen Soldaten einer Kriegserklärung und einer Besetzung gleichkomme.

Mit der Ankunft saudischer Soldaten werden die lokalen bahrainischen Sicherheitskräfte entlastet, um gegen Demonstrationen vorzugehen, die nach tunesischem und ägyptischem Vorbild vor einem Monat begonnen hatten. Dabei wurden poltische Reformen und teils auch ein Sturz der Herrscherfamilie Al-Khalifa gefodert. Getragen wird die Bewegung von der schiitischen Bevölkerungsmehrheit, die sich als Bürger zweiter Klasse sehen. Nach eigenen Angaben geht es der Bewegung nicht um einen konfessionellen Konflikt, sondern um Bürgerrechte. Bisher haben die Demonstrationen sieben Tote gefordert.

Polizei setzt Gummigeschose ein

Am Sonntag hatten Demonstranten große Zufahrtsstraßen zum Finanzdistrikt in der Hauptstadt Manama blockiert, worauf die Polizei Tränengas und Gummigeschossen einsetzte. Videos auf Youtube zeigen Polizeioffiziere, die mit gezückten Pistolen gegen die Demonstranten vorgingen. Ein weiteres Video zeigt, wie ein Demonstrant gleich zweimal von einer Tränengasgranate niedergestreckt wird, die aus allernächster Nähe auf seiner Körper abgefeuert wird. Auch an der Universität kam es zu Auseinandersetzungen. Währenddessen campieren weiterhin tausenden Demonstranten auf dem Perlenplatz im Zentrum der Hauptstadt.

Am Montag forderte eine Gruppe von Abgeordneten den König auf, einen dreimonatigen Ausnahmezustand auszurufen, "um eine extremistische Bewegung unter Kontrolle zu bekommen, die versucht, im Land Unruhe zu stiften". Im 40-köpfigen Parlament sitzen allerdings nur noch regierungsnahe Vertreter, nachdem 18 Oppositionelle aus Protest gegen die staatliche Gewalt gegenüber den Demonstranten zurückgetreten sind. Gleichzeitig forderte der bahrainische Kronprinz Salman bin Hamad al Khalifa die Behörden zu einem härteren Vorgehen auf. "Das Recht auf Ordnung und Sicherheit steht über allem", sagte er in einer Fernsehansprache.

Saudis gelten im Konflikt mit Bahrain als parteiisch

Sollten am Ende tatsächlich saudische Truppen gegen die vor allem schiitischen Demonstranten in Bahrain eingesetzt werden, würde das zu einer weiteren Eskalation führen. Die Saudis gelten in dem Konflikt in Bahrain als parteiisch. Im Osten Saudi Arabiens gingen die Sicherheitskräfte in den vergangenen Wochen gewaltsam gegen Demonstrationen der dortigen schiitischen Minderheit vor. Die Führung in Riad soll den bahrainischen König immer wieder bestärkt haben, in dem Konflikt nicht nachzugeben, wohl auch aus Angst, dass sich die Protest im eigenen Land ausweiten könnten.

Die Demonstranten werfen den USA vor, mit zweierlei Maß zu messen, da diese ihren Stützpunkt und das Hauptquartier der 5. US-Flotte in Bahrain nicht gefährden wollen. Anders als im Falle Libyens äußert sich Washington nur sehr vorsichtig zum brutalen Vorgehen der Sicherheitskräfte in Bahrain. Bei einem Treffen am Samstag mit Hamad Bin Isa Al-Khalifa, dem König von Bahrain, forderte US-Verteidigungsminister Robert Gates zwar weitere Reformen, lobt aber gleichzeitig die Regierung dafür, "einen Reformprozess begonnen und gleichzeitig die Stabilität aufrechterhalten zu haben".

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4 Kommentare

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  • MM
    Mirek M.

    Ist das so etwas wie die"Bruderliche Hilfe", die ich 1968 selbst in der Tschechoslowakei erleben durfte?Komisch, es stört neimandem.

  • C
    Chris

    Vorbildlich diese Solidarität bei den arabischen Staaten. Wenigstens dort fallen die Grenzen bei der Zusammenarbeit :-)

  • FH
    Fritz Hertlein

    Liebe Leser,

    leider muss ich immer wieder feststellen, dass die Medienberichterstattung in Deutschland einfach den Tatsachen vor Ort nicht entsprechen. Ich habe den Eindruck, dass viele Redakteure einfach voneinander abschreiben, ohne ueberhaupt die Sachlage in Bahrain zu kennen.

    Es wird doch sehr einseitig von gewalttaetigen Polizeieinsaetzen berichtet, das gewaltsame Auftreten mancher Demonstranten (bisher 7 Tote Pakistanis bzw. Bangladeschi) findet keinen Zugang in die Medien. Dass auch sehr viele Polizisten zu koerperlichen Schaden gekommen sind, ist offensichtlich keiner Erwaehnung wert.

    Am 13. Maerz 2011 wurde vom Mob die Gulf University gestuermt. Das Resultat 137 teilweise erheblich verletzte Studentinnen und Studenten.

    Ich denke auch in Deutschland wuerde die Mehrheit der Bevoelkerung nicht akzeptieren, wenn "friedliche" Demonstranten alle Autobahnen und Zufahrtsstrassen blockieren wuerden und sich zu Verkehrs-Hilfspolizisten aufschwingen. Schiitische Demonstranten nehmen sich derzeit das Recht heraus, Strassensperren und Checkpoints zu betreiben, um sunitische Mitbuerger zu identifizieren und den Rest koennen Sie sich ja ausmalen. Jedoch in den Medien erscheinen diese Demonstranten als friedlich. Beim besten Willen, meine Bitte, berichten Sie nur ueber Tatsachen, die aus sichern Quellen sind. Bilder allein zeigen nicht die Wahrheit.

    Seit 2 Jahren lebe ich in Bahrain, deshalb erlaube ich mir vom Schauplatz aus, diesen Bericht zu schreiben.

    Es ist auch nicht so, dass in ganz Bahrain nun das Chaos herrschen wuerde und es wurde auch nicht in ganz Bahrain gegen die Regierung demonstriert. Vielmehr hat es auch Kundgebungen der Regierungsbefuerworter mit bis zu 300.000 Bahrainis gegeben. Der sogenannte zentrale Perlenplatz befindet sich auch nicht im Zentrum, natuerlich verstehe ich ja, dass manche Berichte in den Medien durch das beabsichtigte Verzerren oder aus Unkenntnis aufgepeppt werden. Mein Rat liebe Leser, glauben Sie nicht alles was Ihnen vorgegaukelt wird.

    Vieln Dank!

  • JO
    Jürgen Orlok

    Der geneigte Leser möge sich erinnern,

    daß diese netten Herrschaften eine n0-fly-zone unter Führung des Großen Bruders USA und mit herzlicher Unterstützung diverser taz-leser fordern !!!

     

    Dabei ist UND bleibt die Faktenlage ziemlich unklar !!!