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Weitere acht Wochen U-Haft für AttentäterKontaktsperre für Breivik

Der norwegische Attentäter Breivik wollte bei einem Haftprüfungstermin eine vorbereitete Rede halten. Das verhinderte die Richterin, die eine komplette Nachrichtensperre verfügte.

Schwer bewacht wird Anders Breivik vom Gericht ins Gefängnis überstellt. Bild: dapd

OSLO dpa | Der Norweger Anders Behring Breivik bleibt nach seinen zwei Anschlägen für weitere acht Wochen in Untersuchungshaft und strenger Isolation. Die zuständige Haftrichterin Anne Margrethe Lund entsprach am Montag mit ihrer Entscheidung in Oslo dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die erneut verhängte Einzelhaft mit Kontaktsperre gilt für die kommenden vier Wochen.

Breivik hatte am 22. Juli zunächst eine Bombe im Osloer Regierungsviertel detonieren lassen. Dabei starben acht Menschen. Danach tötete der 32-Jährige auf der Insel Utøya 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugend-Sommerlagers.

Der bekennende Rechtsradikale und Islamhasser las nach Gerichtsangaben zu Beginn der Verhandlung den Beginn einer schriftlich vorbereitete kurze Erklärung ab. Die Richterin unterbrach dies aber. Zum Inhalt meinte Breiviks Anwältin Mette Yvonne Larsen im Rundfunksender NRK: "Er hat Dinge gesagt, die es nicht verdienen, ans Tageslicht gebracht zu werden." Es sei für die Öffentlichkeit nicht von Belang, Breiviks Äußerungen zu kennen.

Die Richterin verhängte eine komplette Nachrichtensperre zu den Aussagen. Breivik hatte sich nach dem Massaker festnehmen lassen, und die Tötungen zugegeben. Er bereut den Massenmord nach den Verteidigerangaben nicht, sondern stuft ihn als "notwendig" ein.

Die Richterin gab nach dem Termin an, dass Breivik die Einzelhaft mit Kontaktsperre als "Folter" eingestuft habe. Die Verlängerung der Einzelhaft begründete sie mit der Möglichkeit, dass der mutmaßliche Massenmörder "versteckte Botschaften" an andere übermitteln und damit die polizeilichen Ermittlungen sabotieren könne.

Der Beginn des Prozesses gegen Breivik wird wegen der umfassenden Ermittlungen nicht mehr in diesem Jahr erwartet. Ein Gerichtssprecher erklärte, dass man den Beginn des Prozesses gegen Breivik für die erste Jahreshälfte 2012 plane. Er solle möglichst bis zum Sommer abgeschlossen sein.

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5 Kommentare

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  • NK
    Norman K

    Alles ist da noch lange nicht klar. Breiviks willkürliche Sammlung rechter Propaganda und wirrer Konklusionen deutet darauf hin, dass er Komplizen hatte. Breivik selbst schweigt dazu. Isolationshaft gibts also, um zu verhindern, dass eventuelle Beweise abhanden kommen. Und generell wage ich, daran zu zweifeln, dass norwegische Isolationshaft gleich der amerikanischen Alternative ist.

     

    Grüße - aus Norwegen,

    Norman

  • B
    Beobachter_

    @winfried

    Normalerweise müßte man ihn sofort verurteilen können weil er gestanden hat u seine Planungen aufzeigte.

    Vielleicht zieht sich der Prozeß aber so lange hin weil jemand verhindern möchte daß Breivig im Prozeß NAMEN von Politikern u Presseleuten nennt die ihn zu den Morden "inspiriert" haben.

     

    Ansich ist es auch eine Unverschämtheit, daß der Prozeß hinter verschlossenen Türen geführt werden soll.

    Nomalerweise wird die Öffentlichkei nur zum Opferschutz ausgeschlossen.

    Warum ist das hier anders?

    Die Angehörigen der ermordeten Jugendlichen sind bestimmt daran interessiert zu erfahren was zu dem Massaker geführt hat.

    Vielleicht soll gerade das verhindert werden?

  • WD
    winfried d

    Warum zieht sich der Prozess so lange, wenn doch eigentlich alles klar ist? Und wieso werden dem Gefangenen elementarste Menschenrechte aberkannt? Guantanamo auf Norwegisch

  • B
    broxx

    Putzig: Der in Berlin festgenommene islamistische Terrorverdächtige Hani N. hat den norwegischen Massenmörder Anders Breivik als Vorbild gelobt! Ein Schelm wer böses dabei denkt...

  • D
    Demokrat

    Diese Folter muss endlich aufhören. Wo ist AI? Wo sind die Menschenrechtler?

     

    http://www.taz.de/!74983/