: Helfen, wo Hilfe benötigt wird
EHRENAMT Ob bei der Feuerwehr, im Hospiz, bei der Kinderbetreuung oder der Deichwacht, Freiwillige werden immer gesucht. Aktivoli-Börse am 24. Januar bringt Menschen und Projekte zusammen
Michael Edele
VON LISA FRANKENBERGER
„Es gibt so viele Menschen, die sich gerne sich engagieren wollen und nicht wissen wo“, sagt Michael Edele, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege Hamburg (AGFW). Obwohl in Hamburg bereits rund 400.000 Bürger ehrenamtlich tätig sind, gebe es viele Bereiche, in denen Hilfe benötigt werde und zahlreiche Menschen, die bereit wären zu helfen. Wenn sie nur wüssten wo.
Genau diesem Problem nimmt sich die Aktivoli-Freiwilligenmesse an. Hier können sich Interessierte in Ruhe umsehen und über die Projekte aus allen Bereichen informieren. Die Angebote sind vielfältig: Ob bei der Feuerwehr, im Hospiz, bei der Kinderbetreuung, der Altenpflege, oder der Deichwacht. Überall werden Freiwillige gebraucht. Natürlich muss sich jeder Helfer einer Sache annehmen, die ihm liegt. „Manche Menschen finden Erfüllung in der Arbeit im Hospiz, andere verkraften eine solche Tätigkeit nicht lange, haben dafür aber andere Talente“, berichtet Edele.
Vielen Ehrenamtlern sei es wichtig, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, sagt er. Sich zu engagieren sei ein Teil der Selbstverwirklichung und gebe vielen Menschen Befriedigung. Aber natürlich sei das nicht der einzige Grund für ein Engagement: Manche fühlen sich einsam, wollen sich nützlich machen und unter Menschen kommen, andere wiederum wollen Kompetenzen erwerben, die den Lebenslauf aufwerten und wieder andere wollen einfach nur helfen.
Unabhängig davon, von welcher Motivation sie getrieben werden, fanden sich in den letzten Jahren immer mehrere tausend Menschen in der Börsenhalle ein, um sich mit der freiwilligen Arbeit zu beschäftigen. Etwa 130 Organisationen sind diesmal dabei. Sie stellen sich vor, präsentieren ihre Arbeit und suchen neue Mitarbeiter. Die Besucher können sich an den Ständen über die Arbeit informieren und Kontakte knüpfen. Im letzen Jahr waren rund 6.300 Besucher auf der Messe. Die Hälfte davon zum ersten Mal. Rund 80 Prozent fanden eine ehrenamtliche Tätigkeit.
Eines der Projekte ist das Starthilfe Schülercoaching. Die pensionierte Berufsschullehrerin Mareile Denzer hat vor vier Jahren gemeinsam mit Thomas Albrecht von der Schulbehörde und Jenny Fabig von der Arbeiterwohlfahrt das Unternehmen gegründet. Hier helfen ehrenamtliche Coaches Schülern individuell, besser in der Schule klarzukommen. Sie arbeiten gemeinsam mit den Jugendlichen an deren Einstellung und Leistung. Oft sehr erfolgreich, erzählt Denzer. Auf der Aktivoli-Börse finden sich alljährlich auch einige Menschen, die Interesse an dem Projekt haben. Ob jung oder alt, pädagogisch erfahren oder nicht, das sei dabei nicht so wichtig. Die Hauptsache sei die Begeisterung, sagt sie. Sie selbst gibt ihre Erfahrung weiter und bietet den Helfern die nötige Anleitung.
Es gibt aber auch Probleme im Bereich der Freiwilligenarbeit. „Es ist mittlerweile so, dass immer mehr Organisationen über die übliche Aufwandsentschädigung, die Fahrt- oder Telefonkosten entgelten soll, hinaus Gehälter bezahlen“, kritisiert Edele. Manchmal in einem solchen Umfang, dass es schon fast den Anschein verdeckter Arbeitsverträge erwecke. Das zerstöre den Gedanken der ehrenamtlichen Arbeit und führe zu Konkurrenz für hauptamtlich Beschäftigte. „Freiwilligenarbeit kann nur ergänzend sein und keine echten Jobs ersetzen“, sagt er. Dennoch wird sie immer notwendig und wichtig sein. Edele macht sich keine Sorgen, dass es irgendwann niemanden mehr gibt, der sich engagieren möchte. „Vielleicht werden die jüngeren Helfer weniger, weil sie unter dem Druck ihrer Karriere nicht so viel Zeit finden, aber gerade die Rentner werden sich immer engagieren und im Verlauf des demografischen Wandels sehe ich da sogar noch Zuwachs.“
Aktivoli-Freiwilligenbörse, Sonntag, 24. 01., 11 bis 17 Uhr im Börsensaal der Handelskammer , Adolphsplatz 1
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