piwik no script img

Markus Lanz moderiert „Wetten, dass...“Der notorische Kuschler

Moderner soll „Wetten, dass ..?“ werden, verspricht das ZDF. Aber eben das ist von Markus Lanz nicht zu erwarten – er ist der personifizierte Mainstream.

Vorgänger Thomas Gottschalk war trotz aller Massenkompatibilität zumindest in der Wahl seiner Outfits – meist – eigenwillig. Lanz ist nicht mal das. Bild: dapd

Das Schlimmste an der Personalie Markus Lanz ist, dass es funktionieren könnte mit ihm als neuem Moderator der ZDF-Samstagabendshow „Wetten, dass ..?“. War sein Vorgänger Thomas Gottschalk trotz aller Massenkompatibilität zumindest in der Wahl seiner Outfits eigenwillig, so ist Lanz nicht mal mehr das. Der 42 Jahre alte Südtiroler ist der personifizierte Mainstream, ein notorischer Kuschler mit treuherzigem Blick. Doch die Leute lieben das. Dieser Mr Konsens ist genau der „Wetten, dass ..?“-Moderator, den das deutsche Fernsehen verdient hat. Dass es so weit kommen konnte, ist dennoch ein Jammer.

Schon am Donnerstag hat Lanz mit dem künftigen ZDF-Intendanten (und Nochprogrammdirektor) Thomas Bellut bei einem Mainzer Italiener per Handschlag einen Dreijahresvertrag besiegelt. Offiziell bestätigte der Sender die Personalie aber erst am Sonntagabend. Dass sogar die Bild-Zeitung ihren am Montag veröffentlichten „Foto-Beweis“ so lange zurückgehalten hat, unterstreicht den engen Draht zum Springer-Blatt: Lanz’ Kompagnon in der Produktionsfirma Mhoch2, die künftig „beratend“ an „Wetten, dass ..?“ mitwirken soll, ist Markus Heidemanns, Bruder von Martin Heidemanns aus der Bild-Chefredaktion.

Doch – darauf legt man Wert in Mainz – „Wetten, dass ..?“ bleibt eine ZDF-Eigenproduktion, und auch sonst wird sich wohl nicht allzu viel ändern, wenn Lanz am 6. Oktober zum ersten Mal die ganz große Bühne betritt – voraussichtlich in Düsseldorf. Frischer und moderner soll die Show werden – was man halt so sagt, wenn man noch nicht viel sagen kann. Angedacht ist laut ZDF, die Kinder-Ausgabe wiederzubeleben und die Sommersendung von Mallorca durch ein Winter-„Wetten, dass ..?“ im Schnee zu ersetzen. Eine Komoderatorin wie zuletzt Michelle Hunziker soll es wohl nicht geben. Fest steht derzeit lediglich – potz Blitz! –, dass der Dreiklang aus Wetten, Talks und Musikacts als „formatprägende Bestandteile“ erhalten bleibt.

Weder Kerkeling noch Pilawa

Mit der Benennung von Markus Lanz endet eine 13-monatige Hängepartie, die mit Thomas Gottschalks Rücktrittsankündigung nach dem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch begann. Weder Hape Kerkeling noch Jörg Pilawa mochten die Sendung übernehmen – da das ZDF den letzten großen TV-Dauerbrenner aber auch nicht sterben lassen wollte, ging die Suche weiter. Kandidaten sagten öffentlich ab, die wohl gar nicht gefragt worden waren.

Oder doch? Klar ist nur, dass die Souveränität des ZDF bei der Moderatorensuche immer nur eine behauptete war. „Ich habe mir Zeit genommen und früh angekündigt, dass ich mich nicht unter Druck setzen lasse“, sagte ZDF-Programmdirektor Bellut am Sonntag. Dass der Sender selbst den Druck erhöht hat, indem man zuließ, dass Hape Kerkeling auf der „Wetten, dass ..?“-Couch sitzend absagt und das ZDF daraufhin keinen Plan B präsentieren konnte, unterschlägt er.

Lanz, 2008 als Nachwuchs-Kerner von RTL zum ZDF gewechselt, will parallel zu seiner neuen Aufgabe auch weiterhin dreimal die Woche in seiner Talkshow Politikern die Hand auflegen. Den Kochlöffel bei „Lanz kocht“ am Freitagabend gibt er allerdings ab.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • WB
    Wolfram Becker

    Hat die TAZ-Redaktion eigentlich nichts besseres zu tun, als sich mit einer trivialen Spiel-und Spass-Fernsehshow zu beschäftigen. Das ist doch eher der Stoff für die Brot-und-Spiele-Presse (Gala, Bunte, Bild, etc.). Zeitverschwendung!

  • O
    Overkill

    der autor hat markus lanz in den letzten jahren überhaupt nicht verfolgt. seine einschätzung der person ist völlig aus der luft gegriffen. zeitvergeudung die ektüre

  • BL
    Björn L

    Dieser Artikel zeigt den lächerlichen Versuch des taz-Autors, einfach nur eine Anti-Lanz Stimmung zu erreichen, um eine "besondere" Position im Mediendschungel einzunehmen.

    Aber wie Herr Denk schon schreibt, ist Herr Lanz Mainstream tauglich und daher könnte es klappen. Und? Möchte das Format Wetten das...? irgendeine Nische bedienen? Ich glaube nicht.

     

    Viel besser als die im Artikel bezeichnete BILD Zeitung ist das hier nicht.

     

    Einen Rettungsanker hätte ich: Herr Denk, nennen Sie uns doch mal einen potentiellen Nachfolger von T. Gottschalk, wenn Sie eine Fortsetzung der Sendung wünschen.

  • M
    MeinName

    Zurück in die Zukunft, also. Na ja, alles wie gehabt beim guten alten ZDF.

    Entertainment ausschließlich für den biederen Teil der Generation 60+ und die wenigen innovativen Formate versendet man entweder auf 0,1%-Marktanteil-Kanälen wie ZDFKultur, ZDFNeo oder auch gerne wochentags im Hauptprogramm zwischen 0 und 3 Uhr nachts. Aber für Gestalten wie Lanz (egal ob kochend, penetrant menschelnd mit dem lieben Philipp von der FDP oder eben als aalglatter Showmaster) und für dümmliche Schmonzetten von "Rosamunde Pilcher" über "Unser Charlie" bis zum "Traumschiff" ist immer Zeit und Geld satt vorhanden. Klar, denn solche Zumutungen bezahle ich ja via GEZ auch noch mit.

     

    Langsam rege ich mich nicht einmal mehr richtig über den Zustand der ÖR im Entertainmentbereich auf, stattdessen kommt mein TV-Programm eben seit Jahren per Download aus den USA oder GB. Ist trotzdem etwas schade denn man würde ja auch gerne mal wieder auf deutsch gut unterhalten werden.