Wahl in den Niederlanden: Der Senkrechtstarter
Der sozialdemokratische Spitzenkandidat Diederik Samsom hat eine Blitzkarriere hingelegt: Vom Aktivisten zum Retter der siechen Partei.
ARNHEIM taz | Der Student, der 1989 die Panzerkolonne auf dem Weg zum Tiananmenplatz stoppte: dieser ikonische Moment sei die Inspiration für ihn gewesen, erzählte Diederik Samsom der bei der Wahl am Sonntag Zweitplatzierte und erfolgreiche Spitzenkandidat der niederländischen Sozialdemokraten (PvdA) unlängst in einem TV-Interview.
Erst im März 2012 hatte Samsom die Parteiführung übernommen, die Partei befand sich laut Prognosen auf einem historischen Tiefpunkt. Der intelligente, wortgewandte Diederik Samsom (IQ von 136) wusste sich in dem kurzen Wahlkampf gut zu positionieren.
Diederik Samson ist in Friesland aufgewachsen. Der Sohn eines Internisten und einer Physiotherapeutin studierte nach dem Abitur in Delft Kernphysik. Nach dem Diplom arbeitete er für Greenpeace. Als Aktivist behinderte er japanische Fischer beim Wahlfang.
Im Schlauchboot sei ihm klar geworden, echte Veränderungen nur über die Politik bewirken zu können, sagte er in jenem Fernsehinterview. Bevor er in die Politik ging, war Samsom Streetcoach in Amsterdam, sowie Direktor eines Lieferanten für grünen Strom.
Im Wahlkampf präsentierte der 41-Jährige sich als ehrliche Haut. Er wolle keine Wahlversprechen machen, sagte Samsom in der Abschlussdebatte, denn die Niederlande könnten aufgrund der Parteienzersplitterung nur mittels einer Koalition regiert werden. Dies werde harte Verhandlungen und Kompromisse zur Folge haben. Im Haager Parlament sitzt er seit 2003.
Nachdem er im März Spitzenkandidat wurde, ging Samsom sogleich auf Tuchfühlung mit der Basis. Er zog durch das Land. Samsom ist verheiratet, er hat einen Sohn und eine Tochter. Im Wahlkampf verschenkte er auf der Straße rote Rosen. Sein Durchsetzungsvermögen wird er bald testen können in Koalitionsverhandlung mit der VVD.
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