piwik no script img

AntifaschismusStraßenkampf um Silvio Meier

Wegen der Klage eines Anrainers muss der Bezirk Friedrichshain die Umbenennung einer Straße nach dem von Nazis getöteten Silvio Meier stoppen.

Feuer und Fahne bei der Silvio-Meier-Demonstration 2009. Bild: reuters

Es sollte der Höhepunkt des Gedenkens an Silvio Meier sein: die Umbenennung einer Straße in Friedrichshain für den dort vor 20 Jahren von Neonazis erstochenen Antifaschisten. Doch eine Silvio-Meier-Straße wird es vorerst nicht geben: Ein Geschäftsinhaber in der zur Umbenennung vorgesehenen Gabelsbergerstraße klagt gegen den Beschluss des Bezirks. „Das ist sehr ärgerlich, aber nun müssen wir die Entscheidung des Verwaltungsgerichts abwarten“, sagte Bezirksstadtrat Hans Panhoff (Grüne) der taz.

Am Mittwoch erinnert eine Mahnwache im U-Bahnhof Samariterstraße daran, was dort am 21. November 1992 kurz nach Mitternacht geschah: Der Antifaschist und Hausbesetzer Meier stellte mit Freunden eine Gruppe von Neonazis zur Rede, weil einer von diesen einen Aufnäher mit der Parole „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ trug. Ein Nazi stach mit seinem Messer auf Meier ein, der damals 27-Jährige starb an den Folgen. Drei Täter wurden zu Haftstrafen verurteilt, der Haupttäter wegen Totschlags zu viereinhalb Jahren. Seit dem Tod Silvio Meiers demonstrieren Initiativen jedes Jahr im November, um ein Zeichen gegen rechtsextreme Gewalt zu setzen.

Ein solches Zeichen sollte auch die Umbenennung der nahe dem Tatort gelegenen Gabelsbergerstraße sein. Deshalb hatte sie das Bezirksparlament von Friedrichshain-Kreuzberg vergangenen Mai beschlossen. In der vorgeschriebenen Widerspruchsfrist, die letzte Woche endete, sprachen sich laut Bezirksamt knapp 20 Anwohner gegen die Umbenennung aus. Der Bezirk lehnte die Einwände ab, woraufhin ein Gegner vor dem Verwaltungsgericht klagte.

Der Kläger selbst war am Montag nicht erreichbar. Allerdings bestätigte ein Nachbar der taz, dass auch er die Klage unterstütze. „Der Plan zur Umbenennung hat bei uns Unverständnis ausgelöst“, sagte der Mann, der anonym bleiben will. Zum einen zöge ein neuer Straßenname für Gewerbetreibende Kosten und Aufwand nach sich. Außerdem habe er Zweifel daran, dass Silvio Meier als Namenspatron für eine Straße geeignet sei. „Sein Tod ist absolut tragisch und hätte nicht geschehen dürfen“, sagte der Mann, „aber er ist selbst in den Konflikt reingegangen.“ Außerdem habe Meier als Besetzer auch Hausfriedensbruch und damit Straftaten begangen.

Große Hoffnungen auf einen Erfolg der Klage gegen die Umbenennung macht sich der Mann allerdings nicht: „Der CDU-Politiker Kurt Wansner hat uns gesagt, dass das wohl wenig Aussicht auf Erfolg hätte.“ Wansner, der für die CDU im Abgeordnetenhaus sitzt, hatte sich einst lange gegen die auch von der taz geforderte Umbenennung eines Teils der Kreuzberger Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße gewehrt – erfolglos. Der Axel Springer Verlag und andere waren mit ihrer Klage gegen die Dutschke-Straße gescheitert.

Entscheidung erst 2013

Darauf verwies auch Bezirksstadtrat Panhoff. Er sei zuversichtlich, dass der Bezirk am Ende recht und Friedrichshain eine Silvio-Meier-Straße bekomme. Mit einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts sei jedoch erst im nächsten Jahr zu rechnen. „Es ist sehr bedauerlich, wir wollten die Umbenennung mit dem 20. Jahrestag verbinden“, sagte Panhoff.

Die Verzögerung aufgrund der Klage sei schade, sagte auch Damiano Valgolio, Vertreter der Initiative Aktives Gedenken, die sich seit 2011 für eine Silvio-Meier-Straße einsetzt. „Aber jeder hat das Recht auf eine gerichtliche Überprüfung.“ Den Bezirk forderte Valgolio auf, zu prüfen, ob eine vorläufige Umbenennung ab sofort möglich sei: „Eine solche Straße verhindert das Vergessen und stärkt allen den Rücken, die sich gegen rassistische Gewalt wehren.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

33 Kommentare

 / 
  • L
    Legalwolf

    Was waren die Verdienste von Herrn Meier, die ihn für die Straßenumbennung qualifizierten? Dass er totgeschlagen wurde? Oder ging es eher darum, seine linke Gesinnung zu "adeln"?

  • D
    dobermann

    zitat:

     

    ".... Der eine hat sich schützend für 4 Schüler eingesetzt, gegen die Gewalt ausgeübt wurde. .."

     

    hat er das? was haben denn so die zeugen damals beobachtet, als wer zuerst außerhalb der bahn gewalttätig wurde?

     

    zitat:

     

    "... Auch bei den zig andern Opfer von Nazigewalt habe ich kein mit dem Fall Silvio Meier vergleichbares Engagement der "Antifa" für eine besondere Ehrung bemerkt. .."

     

    doch. gabt es. gibt es. beispiele? amadeu antonio ( berlin ), georg-elser-initiative ( münchen ),halim dener (hannover), ....

  • D
    @dobermann

    Der Vergleich von Silvio Meier mit Dominik Brunner ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich mit Zivilcourage gegen Gewalt stellen.

    Der eine hat sich schützend für 4 Schüler eingesetzt, gegen die Gewalt ausgeübt wurde. Der andere hat Streit wegen eines ekelhaften Aufnähers gesucht.

    Selbst wenn beide Taten gleich zu bewerten wären, bleibt die spannende Frage: Warum hat man von keinem der für Silvio Meier so engagiertern Aktivisten (denen es ja angeblich nicht um die Person Silvio Meier sondern um die Symblwirkung geht) jemals auch nur einen Ruf nach einer Dominik Brunner Straße gehört? Auch bei den zig andern Opfer von Nazigewalt habe ich kein mit dem Fall Silvio Meier vergleichbares Engagement der "Antifa" für eine besondere Ehrung bemerkt.

    Genau das lässt dann eben doch stark vermuten, dass es hier lediglich um Personenkult für einen Märthyrer aus den eigenen Reihen geht.

  • L
    lednewgg

    bei dieser ganzen heldenmacherei regt mich eins wirklich auf, was seit 20jahren schön vertuscht wird, das messer , mit dem silvio getötet wurde, war sein eigenes!!!

    das ist beim handgemenge in die falschen hände geraten. ja, natürlich ist es tragisch, daß es einen toten gab, aber sorry, ein autonomer , der leute mit m messer angreift, egal ob linke oder rechte, ist definitiv kein held.

  • D
    dobermann

    @ SP70 und @ anonymous

     

     

    irrtum. ich setzte weder personen miteinander gleich noch epochen. aber gleiches handeln - unterschiedliche bewertet.

     

    mir gefällt eben die inkonsequenz nicht.

     

    also stauffenberg ist gut und rote kapelle ist böse?

     

    ein bürger, wie der münchner dominik brunner ist / war ein held und ein antifa wie silvio meier ist böse?

     

    stauffenberg und rote kapelle damals - dominik brunner und silvio meier heute. die einen bürgerlich, die andere links - aber mit zweierlei maß messen?

  • S
    SP70

    @Dobermann:

     

    Zitat:

    nach deiner argumentationslogik kann ich das auch mal gleich auf die militanz eines von staufenberg, mandela und auch so ja soooo friedlich war ghandi auch net, also auch auf ghandi ausweiten.

    Zitat (Ende)

     

    Sie wollen wirklich Silvio Meier in den Kontext mit Stauffenberg, Mandela & Ghandi setzen?

    Dann fehlt ja nur noch eine Umbenennung des Hermannplatzes in Dennis J.-Platz, damit das Opfer eines Polizisten auch noch nachträglich für sein kriminelles Leben geehrt wird.

    Wann werden denn endlich die Forderungen laut, dass im Dienst ermordete Polizeibeamte wie z.B. Uwe Lieschied mit einer Straße geehrt werden.

     

    Jeder Ermordete ist bedauerlich, aber nicht jedes Opfer war es wert, dass eine Straße nach ihm benannt wird.

     

    Ahoi, 70

  • A
    anonymous

    @ @anonymous: kann sein, dass silvio ossi war und in seinem haus ausschließlich ostler wohnten. dazu kann ich nichts sagen. ich erinnere mich lediglich an die zeit nach der wende, also ab '89 in der gegend um die rigaer, liebich, mainzer etc., dort hab ich fast keine 'eingeborenen' mehr getroffen.

    das bereits zu ostzeiten das besetzen von wohnungen in gewissen kreisen in mode war, weiß ich natürlich, hab ich auch so gemacht. es gab ja gerade in der letzten zeit kurz vor der wende schon aufgrund der west-flüchtlinge reichlich leerstand. ich hab da mal am ostkreuz gewohnt. keine schöne gegend zu dieser zeit. voll der nazi treff. war schon scheiße.

     

    und @dobermann: also ne, der vergleich mit dem 3.reich hinkt ja nu mächtig gewaltig! ich hab das ja damals in f-hain auch miterlebt und durchaus auch mal was draufgekriegt, aber das 3.reich war ja wohl trotzdem ne ganz andere nummer. klar, in f-hain gab's zu wendezeiten noch jede menge rechte, und trotzdem habe ich mich nie daran beteiligt, wenn leute nachts in der gegend rumgefahren sind, um nach faschos zu suchen, die sie dann 'zur rede stellen' konnten. ich kannte einige von denen die so drauf waren und hatte den eindruck, dass die ebenso rauflustig waren, wie die faschos. nur halt politisch von der anderen seite. da gab's auch einige, die vorher rechte skins waren und hinterher plötzlich sharp und ganz doll engagierte antifa, nur weil sich ihr regionales umfeld geändert hatte. sicher, zum konkreten fall kann ich nichts sagen und mir waren die 'linken' raufbolde auch allemal 'angenehmer' als andersrum, aber gut heißen kann ich sowas trotzdem nicht. für mich gibt's da noch immer nen klaren unterschied zwischen angreifen und verteidigen. also haus verbarrikadieren und ggf. zur wehr setzen wenn angegriffen wird, von mir aus mit dem vollen programm, völlig ok, alles weitere ne danke. dann lieber infostand, aufklärungsarbeit leisten, nachbarschaft vernetzen, projekte unterstützen usw.

    ich glaube nicht, dass silvio ein unsympath war, auf den bildern sieht er ja ganz nett aus und vielleicht war er es auch. aber solche aktionen wie die, die letztendlich zu seinem tragischen tod führten finde ich trotzdem scheiße. und nicht ehrenswert. dann lieber, in seinem gedenken, ein humanitäres projekt als namenspatron finden. das hat nichts mit 'spalterei' zu tun, sondern einfach mit einer grundsätzlichen haltung.

  • D
    dobermann

    @ faktenstattfiktion oder pauschalisieren macht spass.

     

    zitat: "... Antifa und damit Mitglied einer extremistischen und gewaltbereiten Extremistentruppe...."

     

    einfach mal ins geschichtsbuch gucken. wenn schon fakten statt fiktionen, dann beim wort nehmen. "die" antifa gibt es nicht und in der tendenz, sollten antifas auch nicht mit chorknaben verwechselt werden.

     

    abgesehen davon, ist es bei dir doch egal:)) selbst wenn antifas rote rosen streuen, bleiben sie für manche eben wie nennst du es "extremistische, gewaltgeile, kinderermordende, kannibalische, superdupa terroristen gell?

  • M
    Michael

    Wieviele Strassen sind in der BRD nach Militaristen benannt und keine Sau interessierts!

    Ich finde die Umbenennung gut, denn der Verstorbene hat das gezeigt, was UNS Deutschen leider zu häufig fehlt: Zivilcourage!

  • A
    @anonymous

    Silvio war aber n Ossi und wohnte in einem der wenigen Häuser, in dem keine Wessis wohnten. Ab davon wurden die ersten Häuser noch zu Ostzeiten besetzt, ganz zu schweigen von tausenden besetzten Wohnungen in der DDR der 80er. Perso bei Kontrolle wegen "punk" eingezogen und dann wie Wohnung "legal" finden. Viele Wessis wurden erst von Ossis darauf gebracht zu besetzen, weil besetzen normal und legal war.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Silvio Meier war Mitglied der sog. Antifa und damit Mitglied einer extremistischen und gewaltbereiten Extremistentruppe.

     

    Mit anderen Worten - er war Mordopfer, aber in keinem Fall ein Vorbild. Wenn er geehrt wird, dann muss der Alexanderplatz in Jonny K. Platz umgetauft werden.

     

    Abgesehen davon hat das grünrote Berlin beschlossen, nur noch Frauen mit Umbenennungen zu ehren. Das war über JAhre auch die Begründung, Ronald Wilson Reagan den Platz oder Straßennamen zu verweigern.

     

    Nun ja - wir werden sehen, ob erneut Recht gebrochen wird.

  • S
    @soso

    Nee, funktioniert nicht. Nicht jedes Opfer eignet sich zum Personenkult. Das hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: der Gruppenzugehörigkeit des Opfers und der Täter. Jonny taugt also leider nicht zum Held der linken Szene, da seine Mörder jugendliche mit Migrationshintergrund und nicht jugendliche mit rechtsextremen Hintergrund waren und weil er selbst kein Teil der "Antifa"- Hausbesetzer oder was auch immer -Szene war. Bei Silvio Meier passt beides. Deswegen eignet sich seine Person bestens, um instrumentalisiert zu werden. Die von PDS, Grünen und Piraten dominierte BVV von Friedrichshain-Kreuzberg ist da ein williger Gehilfe bei diesem Personenkult.

  • M
    mainzerliebich

    @ Anna Ski:

     

    So weit mir bekannt, wurde Rosa Luxemburg auch nicht auf dem heutigen Luxemburg Platz ermordet. Und die Liste lässt sich endlos fortsetzen ...

  • D
    dobermann

    @ Soso

     

    zitat: "... Wir schlittern langsam in Richtung DDR 2.0 ..."

     

    wegen irgendwelcher straßennahmen und plätze ?

     

    die brd geht langsam in über in eine planwirtschaft und sozialistisch organisierte gesellschaft? naja ....

     

    @ anonymous

     

    schon ziemlich selbstgerecht deine ausführung, oder ?

     

    nach deiner argumentationslogik kann ich das auch mal gleich auf die militanz eines von staufenberg, mandela und auch so ja soooo friedlich war ghandi auch net, also auch auf ghandi ausweiten.

     

    die geschwister scholl waren guter widerstand und der tischler Georg Elser war schlechter widerstand? nein !

     

    cui bono? wem nützt eine solche spaltung?

  • T
    Tom

    Es ist schon sehr bezeichnend für die sogenannte Antifa, dass es jahrelange intensive Bemühungen um die Umbenennung einer Straße nach einem Hausbesetzer - also einen aus den eigenen Reihen - gibt, in anderen Fällen aber eher Passivität herrscht. Wird von den gleichen Leuten genauso viel Zeit und Energie in den Kampf für eine Alberto-Adriano-Straße in Dessau gesteckt? Ach sorry, ich vergaß, Silvio Meier steht ja "stellvertretend für alle Opfer" - Alles klar!!

    In vielen Ostdeutschen Städten gibt es die "Straße der Opfer des Faschismus". Wenn es nicht um egoistische Selbstbestätigung eines Szeneklüngels sondern um angeblich alle Opfer gehen soll, würde für mich so ein Name irgendwie logischer klingen als "Silvio Meier Straße".

  • LL
    @ Lars @ali

    Tja, es gibt eben einen gewaltigen Unterschied zwischen konstruktivem und zielführenden "Mund auf Machen", Aufklärungsarbeit u.s.w. einerseits und Streit suchen im U-Bahnhof andererseits.

    Deswegen ist wohl auch jeder sehr stolz auf den Namenspatron, der in z.B. einer Sophie-Scholl-Straße wohnt. Eine Silvio-Meier-Straße dagegen ist ein wenig peinich. Friedrichshainer Provinzposse!

  • C
    Claudi

    Also wenn jetzt die Berliner allen ihren Opfern von Gewaltverbrechen eine eigene Straße geben wollen, viel Spaß beim massenhaften umbenennen! Typisch Berliner Schnapsidee - am finanziellen Tropf der Republik hängen, sich aber mit solchen zeit- und kostenintensiven Späßchen beschäftigen.

    Ich dachte bisher immer, dir Straßennahme ist eine Ehrung für besondere Lebensleistungen. Als Hausbesetzer im Streit mit Nazis Opfer eines Mordes zu werden, ist zwar tragisch, aber die große Lebensleistung sehe ich da nicht wirklich.

  • A
    anonymous

    Die damaligen Nachwende-Hausbesetzungen in Ostberlin wurden zu größten Teilen von akademisierten Westlern vollzogen. Es ging um Spiel-Spaß-Spannung und ein Lebensgefühl, dass man einforderte, ohne dafür ewig arbeiten zu müssen. Selbstverständlich hatte auch der finanzielle Aspekt seinen Reiz, denn wer keine miete zahlen mußte, brauchte auch nicht so viel arbeiten zu gehen. Möglicher Weise was das alles sehr legitim, doch mit 'bauschutz und instandhaltungsbesetzungen' hatte es absolut nichts zu tun.

     

    Besagter Silvio Meier hat, ganz neuztral betrachtet, in Begleitung einer Gruppe von Gleichgesinnten eine zahlenmäßig unterlegene Gruppe von Menschen zu einer Auseinandersetzung gefordert, von der von vorn herein klar war, dass sie auch physisch werden könnte. 'Zur Rede stellen' ist kein freundliches "Entschuldigung, daf ich sie mal etwas fragen?", auf das man ggf. "Nein, tut mir leid, gerade nicht" entgegnen kann, um sich von fremden Passanten nicht weiter nerven zu lassen. Es stellt ein aggressives Eindringen in eine fremde Privatssphäre dar, die sich nicht dadurch rechtfertigen läßt, dass der so 'zur Rede gestellte' nen Aufkleber auf der Jacke trägt oder sich die Haare grün färbt. An solch einem Verhalten ist, völlig egal von welcher politischen Seite es kommt, nichts, aber auch gar nichts ehrenswert.

    Eine 'Sylvio Meier' Str. wäre demnach ein Fanal für Selbstjustiz: Keine Leute, die Infostände machen werden belohnt und auch keine engagierte Aufklärungsarbeit wird geehrt, sondern wer sich in einem Mob von Freunden des Abends auf UBahnhöfen rumdrückt und nach gut Dünken andere 'zur Rede stellt'.

     

    Ein Armutszeugnis für die BVV Friedrichshain.

  • S
    Soso

    Wird der Alex jetzt in Jonny-Platz umbenannt? Oder bekommt man nur eine Straße wenn es ideologisch passt? Man könnte ja auch den Rosa-Luxemburg-Platz nach den Mauertoten benennen. Eine Linksparteizentrale am Platz der Sozialismusopfer wäre auch nett. Tja, wohl eher nicht zu erwarten. Wir schlittern langsam in Richtung DDR 2.0

  • C
    Cedric

    eine Gruppe von Neonazis zur Rede, weil einer von diesen einen Aufnäher mit der Parole „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ trug

     

     

    ich weiß was es bedeutet, wegen einem solchen Aufnäher "zur Rede gestellt" zu werden. Ich trug vor 23 Jahren als Jugendlicher selber einen solchen Aufnäher und mehr als einmal wurde ich von netten Antifaschisten "zur Rede" gestellt. Sicher hätte ich viel eher diesen Aufnäher wieder abgelegt aber nach jeder Prügel die ich kassierte empfand ich eine Art von Bestätigung das richtige zu machen.

     

    Sicher wird mir hier niemand eine Antwort geben ob auch nach mir eine Strasse benannt worden wäre, wenn ich damals zu Tode gekommen wäre. Halt linke Doppelmoral

  • F
    Fünfunddreißig

    An Silvio Meier sollte, gewissermaßen auch stellvertretend für die vielen Opfer rechter Gewalt (insbesondere in der Nachwendezeit), erinnert werden!

     

    Die Benennung einer Straße, noch dazu wenn diese mit der Geschichte des zu ehrenden Menschen so eng verknüpft ist, stellt hierfür ein geeignetes Mittel dar.

     

    Niemand wird durch eine Neubenennung Nachteile erleiden, im Gegenteil: ähnlich wie bei der Rudi-Dutschke-Straße oder beim May-Ayim Ufer, wird die Neubenennung positive Auswirkungen auf den Bekanntheitsgrad und das Image der Straße haben.

     

    Die Konfrontation mit rechtsextremen und gewaltbereiten Schlägern, war im Friedrichshain der Nachwendezeit übrigens kein Ereignis, nach dem sich die Bewohner etwa gesehnt hätten. Vielmehr war den Rechtsextremisten (etwa aus der damls national-befreiten Zone der Lichtenberger Weitlingstraße kommend) das freiheitliche, weltoffene und alternative Klima im Samariterkiez ein Dorn im Auge. Daher terrorisierten diese Vorläufer der NSU-Mörder regelmäßig linke und migrantische Friedrichshainer, manchmal kamen dabei auch Menschen um ihr Leben.

     

    (Interessierten empfehle ich das Buch "Die Abrechnung. Ein Neonazi steigt aus." von Ingo Hasselbach.)

     

    Es ist schon sehr dreist und unverschämt, wenn ausgerechnet ein CDU Politiker dieses Gedenken an ein Opfer des Rechtsterrorismus' verhindern möchte. Ein Angehöriger jener Regierungspartei, welche für die verherrenden Ermittlungspannen bei den NSU-Ermittlungen direkt verantwortlich ist!

  • HM
    Holger Mains

    Was ist eigentlich mit der Rudi-Dutschke-Strasse, wann wird dort endlich umbenannt? Rudi dreht sich ständig im Grab um, wenn er daran denkt, daß dort das Amt für Zwangsarbeit untergebracht ist.

  • AS
    Anna Ski

    Silvio Meier wurde unter der Frankfurter Allee ermordet, dementsprechend handelt es sich hier eh um die falsche Strasse.

  • C
    Christian

    In einer freiheitlich demokratischen Ordnung muss man auch Meinungen zulassen, die einem nicht gefallen.

    Soweit mir bekannt ist, hat der Herr S. Meier damals den Sticker „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ abgerissen! Später hat der Rechte dann Verstärkung geholt und dann kam es zu dem tödlichen Vorfall. Ich denke mal, es ist dem Herrn Meier sein Recht, frei und offen z.B. einen "Nazis raus!" -Sticker zu tragen oder meinetwegen auch einen "Kapitalistenschweine die BMWs anzünden!" -Sticker zu tragen, dem politischen Gegner jedoch den Aufnäher gewaltsam zu entfernen, ist nicht OK. Das ist Sachbeschädigung und Eingriff in die persönliche Integrität (quasi Körperverletzung)! Das ist KEIN Vorbild!

    Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit ist eine ganz wichtige Sache! Man darf sich da nicht von Emotionen leiten lassen, ansonsten besteht die Gefahr, dass man auf Zustände wie damals anno 1933-1945 zusteuert!

  • D
    democracy

    Schon echt armselig für unser Land, dass jemand nur "anonym" seine Meinung sagen kann, weil er Angst vor der, in diesem Fall linken, Szene hat. Auch das war anno 1933-1945 nicht anders. Darüber sollte man auch mal nachdenken, was da falsch läuft...

  • A
    ali

    @ Lars

     

    Guter Kommentar und wohl leider wahr.

  • K
    Kimme

    Es ist tragisch, dass ein Leben gewaltsam zu Ende ging. Das ist traurig und sollte nicht vergessen werden. Jedoch halte ich eine Umbenennung einer Straße nicht uneingeschränkt für sinnvoll. Hierfür wäre zu klären, ob Silvio Meier tatsächlich in die Konfrontation gegangen ist. Sollte dem so sein, hat der Vorfall nichts mit Zivilcourage zu tun, sondern mit der Lust an Konfrontation.

    Da würde ich es für sinnvoller halten eine Straße nach Johnny K. zu benennen, da hier eindeutig ein Fall von Nächstenliebe und Zivilcourage vorliegt. Aber leider ist Johnny K. kein Opfer rechter Gewalt und deswegen wird es nie dazu kommen. Ebenso wie andere Opfer, die einem ähnlichen Täterprofil oswe linker Gewalt zum Opfer fallen.

     

    Sollte es jedoch so gewesen sein, wie von Seiten der Initiative behauptet, dann sollte man einen Weg finden Silvio Meissner zu würdigen. Wenn nicht durch eine Straße, dann vlt. durch die Benennung einer antifaschistischen Begegnungsstätte nach ihm.

  • S
    spin

    eine offizielle ehrung silvio meiers und damit stellvertretend derer, die diesem nazionalistisch-rassistischen, gegen menschliche emanzipation gerichteten straßenterror in den weg stellen, ist LÄNGST ÜBERFÄLLIG.

     

    hausbesetzungen waren in den frühen 1990ern in ostdeutschen städten übrigens bauschutz und instandhaltungsbesetzungen, und sind auch, wie viele finden, ein porbates instrument gegen wohnungsnot und für ein menschenrecht auf günstiges wohnen.

     

    beide politischen argumentationen der anwohner und der cdu sind jämmerlich: statt zivilcourage, die mit dem leben bezahlt wurde, zu belohnen, wird die übliche "extremismus"-kriminalisierung betrieben.

     

    dennoch wäre es gut, die gegnerischen geschäftsleute nach dem muster der treitschke-str.-umbenennung zu unterstützen. hier hatte eine druckerei angeboten, gratis neues briefpapier zu drucken (http://www.taz.de/!104956/) so könnten leute, denen kein argument zu weit weg ist, vielleicht ein wenig in die gute sache eingebunden werden.

  • L
    Lars

    "Ist selbst in den Konflikt hinein gegangen"... tja, also so wie damals anno 1933-1945, besser nichts sagen, nichts sehen, nicht handeln. Immer schön der brave Bürger bleiben, sich ja nichts zu schulden kommen lassen.

     

    Komisch, es hat sich so wenig verändert, könnte mensch manchmal denken.

  • S
    schamlos

    "Außerdem habe Meier als Besetzer auch Hausfriedensbruch und damit Straftaten begangen."

    Ja.

    verstehe.

    Das relativiert es natürlich, wenn man ihn niedersticht.

    Und tötet.

    Das muß man natürlich in Anrechnung bringen.

    Hausbesetzer darf man ein bißchen niederstechen und das ist dann nur halb schlimm und gibt nicht wirklich ein Gedenken her.

    Wenn Silvio Meier jetzt Gewerbetreibender in der Straße gewesen wäre. Ohne Hausbesetzung. Meinetwegen mit ein ganz klein wenig beschönigter Buchhaltung. Höchstens! Am besten aber ganz ehrlich.

    Also ein ganz ehrlicher Gewerbetreibender.

    Ohne Hausbesetzung.

    Und wenn er dann die Nazis auch nur aus Versehen angesprochen hätte.

    Und die dann trotzdem zugestochen hätten, weil sie nur geglaubt hätten, er sei zum Beispiel Hausbesetzer gewesen oder fände Nazis allgemein nicht gut. Obwohl er sie vielleicht sogar gut gefunden hätte. Oder sie ihm egal gewesen wären.

    Also nicht so richtig böse egal, mehr so ich-bin-ehrlicher-Geschäftsmann-und-hab-keine-Zeit-für-so-was-egal.

    Dann, ja dann könnte man vielleicht seiner gedenken und zur Not auch eine Straße benennen.

    Aber einen Hausbesetzer.

    Ne.

    Den darf man ja zumindest so weit abstechen, daß man nicht fürchten muß, daß seiner dann offiziell gedacht wird.

     

    Woran erinnert mich das nur ...

  • H
    haarsträubend

    "aber er ist selbst in den Konflikt reingegangen."

    Bitte wie?

    Indem er jemanden angesprochen hat?

    Ja, wie kann man das auch tun?

    Jemanden ansprechen?

    Muß man doch mit rechnen, daß man dann abgestochen wird!

    Zumal einen Nazi! Weiß doch jeder, daß es verboten ist, die anzusprechen! Steht doch Todesstrafe drauf! Ist doch vollkommen korrekt! Weiß man doch! Muß man sich doch nicht drüber aufregen!

    Mensch...

    Als nächstes beschweren sich noch Schwarze, daß sie abgestochen werden.

    Weiß doch jeder, daß man nicht schwarz sein darf...

     

    Wo lebt dieser anonyme Geschäftsmann eigentlich, wenn er das für eine Argumentation hält???

  • M
    mainzerliebich

    "Außerdem habe Meier als Besetzer auch Hausfriedensbruch und damit Straftaten begangen."

     

    Wenn Leute mit solch einer Geisteshaltung in Friedrichshain wohnen, kann man wohl sagen das die Gentrifizierung "erfolgreich" abgelaufen ist.

  • TL
    Tim Leuther

    Das alle Anonym bleiben wollen, sagt ja auch einiges über die Antifa aus. Natürlich sind Nazis schlimmer, aber die Antifa sind keine Leute mit denen man was zu tun haben will. Und auch nicht an einer Straße die nach einem solchen benannt ist wohnen.