piwik no script img

Vorwurf der TierquälereiAffentheater im Schwaben-Park

In einem baden-württembergischen Freizeitpark führen Schimpansen Kunststücke zur Belustigung der Besucher auf. Aktivisten halten das für Quälerei.

Lustig oder traurig? Ein Affe macht sich hübsch. Bild: Animal Equality

BERLIN taz | Affen mit Hose und Hut fahren Motorrad, spielen Tennis und telefonieren – ab Samstag ist das wieder in Europas letzter Schimpansen-Show im baden-württembergischen Schwaben-Park zu sehen. Bekannt sind die Tiere nicht nur aus dem Vergnügungspark, sondern auch aus der Fernsehwerbung für das Bekleidungsunternehmen Trigema. Ein Riesenspaß?

Die Tierrechtsorganisation Animal Equality sieht das anders: Viele der insgesamt 43 Schimpansen hätten anomale Verhaltensmuster, die auf Stress, Langeweile und psychische Störungen hindeuteten. Neben Haarausfall und Wunden am Kopf zeigt Videomaterial der Organisation, wie ein Schimpanse eine von BesucherInnen weggeworfene Zigarette raucht.

Marc Bekoff, Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie an der US-Universität Colorado, urteilt laut Animal Equality nach Sichtung der Aufnahmen: „Infolge dieser Recherche sollte der Schwaben-Park nicht mehr länger als ein Vergnügungspark angesehen werden, sondern vielmehr als Gefängnis für ausgenutzte, unschuldige Lebewesen.“

ExpertInnen zufolge müssen Schimpansen früh von ihrer Mutter getrennt werden, um für eine solche Show geeignet zu sein. Sie könnten nach einer Handaufzucht durch Menschen aber keine normalen Beziehungen mit anderen Schimpansen mehr eingehen.

Es würden ständig neue Tiere so aufgezogen, weil der Park regelmäßig Nachwuchs brauche, sagt Hendrik Haßel, Sprecher von Animal Equality. „Die meisten Schimpansen können diesen Job nur eine begrenzte Zeit machen, weil sie nach der Kinderphase für eine solche Show zu gefährlich wären.“

Gutachter war ein Zoowärter

Baden-Württembergs Tierschutzbeauftragte, Cornelie Jäger (Grüne), hatte bereits Mitte 2012 ein Gutachten zur Lage der Schimpansen im Schwaben-Park in Auftrag gegeben. Im Gutachten, das der taz vorliegt, wurde den Schimpansen ein „sehr guter Gesundheitszustand“ bescheinigt.

Animal Equality weist aber darauf hin, dass der Gutachter Jan Vermeer kein Primatologe ist, sondern ein Zoowärter, der Schimpansen vor allem in Gefangenschaft kennt. Doch auch Vermeer stellt zahlreiche Mängel bei der Haltung der Tiere fest. Die Gehegegröße mit beispielsweise 40 Qudratmetern für sieben Schimpansen sei zu klein. Auch fehlten Beschäftigungsmöglichkeiten. Das Konzept der Show bezeichnet Vermeer als veraltet und erniedrigend.

Der Gutachter schlägt zum Beispiel vor, die Gehegegröße zu verdoppeln. Wie die Tierschutzbeauftragte Jäger ist Vermeer der Meinung, dass es in Zukunft keine Handaufzucht im Schwaben Park mehr geben darf. Der Schwaben Park müsse den BesucherInnen stärker vermitteln, dass Schimpansen vom Aussterben bedroht sind.

Parkbetreiber Thomas Hudelmaier ist mit den Vorschlägen weitgehend einverstanden. „Einige Maßnahmen haben wir bereits in Angriff genommen. Das Gutachten hat aber gezeigt, dass unsere Tiere sehr harmonisch miteinander leben. Die Vorwürfe von Animal Equality sind völlig übertrieben.“

Die AktivistInnen befürchten jedoch, dass es im Park weitergehen wird wie bisher. „Die einzige Möglichkeit, die Tiere aus der erniedrigenden Haltung im Schwaben-Park zu befreien, ist die sofortige Beendigung der Zucht und der Show. Außerdem müssen die Schimpansen in Refugien, also betreuten Schutzgebieten, untergebracht werden“, fordert die Organisation.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • A
    Anke

    Daniel schreibt: "An Sommerabenden gegen später abends sind öfters auch mal Affen im Wald in der Nähe des Schwabenparkes zu beobachten. Es scheint so zu sein, das die Affen sowohl unauffällig ausbüchsen als auch genauso unauffällig wieder in den Park zurückschleichen ..."

    Welch ein Quatsch, den du da verzapfst. Die Schimpansen sind im Schwabenpark hinter mehrfach gesicherten Stahldrahtgittern weggesperrt (genauso wie die Tiger), aus denen ein Entweichen unmöglich ist. Was meinst du, was los wäre, wenn ein Affe irgendwo im Wald auf ein Kind träfe? Ein Schimpanse verfügt über die achtfachen Körperkräfte eines Menschen, der reißt dir den Kopf ab bevor du piep sagen kannst. In den unsäglichen Shows werden deshalb auch nur Schimpansenkinder bis zur Pubertät eingesetzt, später wären sie viel zu gefährlich.

    Die Schimpansenhaltung im Schwabenpark (übrigens in Welzheim/Kaiserbach gelegen, BaWü, nahe Stuttgart) ist aus ethischer Sicht untragbar. Sie muß eingestellt werden.

  • Q
    quer-ulantin

    Zustände wie im Mittelalter!

     

    Ich dachte, sowas gäbe es nicht mehr.

    In Hamburg nimmt sich PETA eines Affen im Zirkus an: http://www.taz.de/Tierschutz-im-Zirkus/!113294/

    Warum nicht hier?

     

    Dass da Zuschauer hin kommen, zeigt für mich, wie gefühllos und abartig viele Menschen sind - es fehlen in der Vorführung nur noch verunstaltete menschliche Kreaturen und dunkelhäutige, die als Monster vorgeführt werden!!!

  • U
    unzureichend

    Inhaltlich völlig unzureichender Artikel der taz,offensichtlich von einer Praktikantin verfasst worden, die das Einmaleins des Aufsetzens von Artikeln nicht beherrscht. Zum Einmaleins des Aufsetzens von Artikeln behört, dass nicht nur für Insider (Schwabenpark, wo ist der bitteschön; in welcher Stadt?) berichtet wird, sondern auch für andere LeserInnen, die nicht aus Baden-Württemberg sind.

    Setzen, fünf!

  • P
    Pazuzu

    40 Quadratmeter(!) für sieben(!) Schimpansen(!)?

    Und ich mach mir immer Sorgen, dass unsere 60m² für eine Katze zu wenig sind...

  • D
    Daniel

    Die Affenkäfige im Schwabenpark scheinen zwar recht klein zu sein, aber die Affen sind da keinesfalls immer drin. An Sommerabenden gegen später abends sind öfters auch mal Affen im Wald in der Nähe des Schwabenparkes zu beobachten. Es scheint so zu sein, das die Affen sowohl unauffällig ausbüchsen als auch genauso unauffällig wieder in den Park zurückschleichen ...

  • BH
    Björn Hens

    Danach kann man gleich mit den Tigern im SchwabenPark weiter machen. Denen gehts mindestens genauso scheiße!

  • A
    ama.dablam

    Vielleicht könnte sich der Zoophilenverband Zeta, der hier neulich zu Wort kommen durfte, mal der Resozialisierung der Schimpansen annehmen...