BEATE WILLMS ÜBER ETHISCH-ÖKOLOGISCHE GELDANLAGEN: Weltmeister der Einbildung
Gefühlt sind wir Deutschen Umwelt-Weltmeister: Wir trennen am schönsten Müll, wir haben die schnellste Energiewende. Weshalb also sollten wir bei grünen Geldanlagen nicht vorne liegen? Sollten wir, tun wir aber nicht. Und es sind nicht nur die nordischen Länder, etwa Norwegen mit seinem ausschließlich ethisch korrekt investierenden Mega-Staatsfonds, die uns blass aussehen lassen. Selbst in Frankreich mit seiner Abhängigkeit von maroden Atomkraftwerken spielen grüne Investitionen eine größere Rolle als bei uns.
Das ist ein Problem. Denn je genauer vor allem die institutionellen Investoren auf die ethischen Richtlinien und die Umweltbilanzen von Firmen achten, desto mehr sind diese gezwungen, entsprechend zu wirtschaften. Die Frage, welche Art von Geldanlagen wie gefördert wird, ist also auch die Frage, welche Art von Wirtschaft politisch gewollt ist. In Paris hat man das offenbar eher erkannt als in Berlin: Rentenfonds sind dort gezwungen, sich aktiv um nachhaltige Anlagen zu kümmern, Vermögensverwalter müssen erklären, wie sie ethisch-ökologische Kriterien berücksichtigen. Auch in Deutschland brauchen wir solche Gesetze, die die Kapitalströme schneller und leichter in verantwortungsbewusste, gemeinwohlorientierte Unternehmen lenken.
Zu einer nachhaltigeren Wirtschaft gehört dann allerdings auch, dass die Geldanlage als solche ernst genommen wird. Viele Finanzprodukte sind heutzutage so kompliziert, dass selbst professionelle Anleger sie nicht verstehen. Warum sollte das bei Anlagen, die ethisch-ökologische Ziele verfolgen, anders sein? Deshalb geht es nicht ohne eine kompetente Kontrolle aller Anlageprodukte: Wäre doch schön, wenn wir wenigstens die weltbesten Finanzmarktwächter hätten.
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